Finden Sie Ihren Garten an einem Morgen verwüstet vor, war womöglich ein Waschbär am Werk. Über eine Million der niedlich aussehenden Tiere, die ursprünglich aus Nordamerika stammen, gibt es inzwischen in Deutschland. Wir verraten Ihnen, wie Sie die ungebetenen Gäste aus Haus und Grundstück wieder verjagen.
Wo kommen Waschbären her?
Die Waschbären (Procyon Iotor) zählen zu der Familie der Kleinbären und waren bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausschließlich in Nordamerika beheimatet. Ihren Namen verdanken sie der angeblichen Gewohnheit, die Nahrung zu waschen. In Wirklichkeit vermuten Tierforscher, dass Tiere in Gefangenschaft die Futtersuche in Bächen nachahmen, indem sie ihre „Beute“ ins Wasser tauchen.
Zunächst um 1920 in Deutschland eingeführt, um sie in Pelzfarmen zu züchten, wurden in den kommenden Jahrzehnten mehrere Exemplare im Freien ausgesetzt, darunter 1934 am Edersee in Hessen und während des Zweiten Weltkriegs in Brandenburg. Wegen der Abwesenheit von natürlichen Feinden vermehrten sie sich rasant. Derzeit schätzen Förster die Population auf über eine Million Exemplare, genaue Daten gibt es jedoch nicht.
So leben Waschbären
Waschbären lassen sich gut an ihrer schwarzen Gesichtsmaske erkennen, die möglicherweise dazu dient, Artgenossen besser zu erkennen. Erwachsene Tiere sind bis zu 70 Zentimeter lang und wiegen um die neun Kilogramm. Als Allesfresser stehen auf ihrer Speiseliste Insekten, kleine Säugetiere, Jungvögel, Amphibien und pflanzliche Kost.
Je nach Gelegenheit verschmähen sie auch nicht verarbeitete Nahrung wie Pizza oder Brot, die sie reichlich in Mülltonnen finden. Auch wenn der Wald ihren natürlichen Lebensraum darstellt, lockt gerade das üppige Nahrungsangebot die Tiere oft in die menschlichen Siedlungen.
Obwohl viele Waschbären für Einzelgänger halten, leben die Tiere durchaus in kleinen Gruppen, jedoch nach Geschlecht getrennt. Bis auf die Paarungszeit, die am Ende des Winters beginnt, begegnen sich Männchen und Weibchen nicht.
Nach der Paarung bringt ein Weibchen im Frühjahr im Schnitt drei Jungtiere auf die Welt, die sie bis zum Herbst aufzieht. In dieser Zeit sucht sie oft nach einem geschützten Verlies und nistet sich gerne beispielsweise in verlassenen Dachgeschossen ein.
Anders als Bären halten Waschbären keinen Winterschlaf, sind aber in den kalten Monaten weniger aktiv und können bis zu zwei Wochen ohne Nahrung überleben, indem sie von ihren Fettreserven zehren. Im Sommer gehen sie vor allem nachts auf Futtersuche.
Woran erkenne ich, dass ein Waschbär meinen Garten besucht hat?
Waschbären sind menschenscheu und lassen sich selten blicken. Haben Sie Ihren Garten oder Ihren Dachboden als Revier ausgewählt, erkennen Sie es an diesen Anzeichen:
- Pfotenabdrücke – im Gegensatz zu anderen Tieren ähneln die Pfotenabdrücke der Waschbären kleinen Händen und Füßen, da sie fünf Zehen besitzen.
- Umgeworfene Mülltonnen – auf der Suche nach Futter öffnen die kleinen Tiere mit ihren flinken Pfoten Behälter und werfen die Nahrung auf den Boden. Allerdings kommen als Mülldiebe auch Füchse, Marder und Wildschweine infrage.
- Ausscheidungen – die Kothaufen von Waschbären sind größer als die von Hunden und enthalten oft Obstkerne.
- Erdhaufen – Waschbären durchwühlen gerne die Erde auf der Suche nach Regenwürmern und Schnecken. Jedoch bedeutet ein verunstalteter Garten nicht unbedingt, dass ein Waschbär anwesend war. Unter anderem graben auch Wühlmäuse und Maulwürfe gerne herum.
- Kratzspuren – mit ihren langen Krallen zerkratzen die Tiere beispielsweise Holzzäune oder Bänke.
Hinweis: Im Waschbärenkot befinden sich oft Spulwurmeier. Da Spulwürmer Darmkrankheiten sowie Lungenentzündungen verursachen und das Nervensystem schädigen können, sollten Sie die Haufen sofort entsorgen (am besten verbrennen) und dabei Handschuhe tragen.
Wie macht sich ein Waschbär auf dem Dachboden bemerkbar?
Dachböden, Scheunen und Schuppen suchen die Tiere entweder im Winter als Schutz gegen die Kälte oder im Frühjahr als Nest für die Jungtiere auf. Ist ein Waschbär oder sogar eine kleine Waschbärenfamilie heimisch geworden, erkennen Sie das an:
- Zerbissenen Kabeln, angeknabberten Holzbalken und zerfetztem Dämmmaterial
- Nächtlichen Rumpel- oder Kratzgeräuschen
- Ausscheidungen auf dem Boden sowie Urin- und Kotgestank
Hinweis: Die oben genannten Schäden treten auch bei einem Marder auf. Vermuten Sie einen ungebetenen Gast auf dem Dachboden, versuchen Sie nicht, ihm nachzustellen. Kontaktieren Sie stattdessen die dafür zuständige Landesjägerschaft.
Sind Waschbären gefährlich?
Wegen ihrer Zorromaske nehmen viele Leute Waschbären als frech und putzig wahr. Doch, obwohl die Tiere von sich aus nicht angreifen, beißen sie durchaus, wenn sie sich bedroht fühlen.
Neben den bereits erwähnten Spulwürmern können Waschbaren auch in seltenen Fällen Tollwut sowie Leptospirose übertragen. Letztere ist eine bakterielle Erkrankung, die bei schweren Verläufen Leber und Nieren zerstört. Aus diesem Grund sollten Sie im Falle eines Bisses unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Für Haustiere, insbesondere für kleine Hunde und Katzen, kann die Begegnung mit einem Waschbären tödlich enden. Zwar stehen große Säugetiere nicht auf ihrem Speiseplan, dennoch setzen sie im Abwehrmodus ihre Krallen und ihre scharfen Zähne ein. Zudem übertragen die für Hunde oft tödliche Krankheit Staupe, gegen die jedoch nahezu alle Hunde geimpft sind.
Hinweis: In vielen Bundesländern (beispielsweise in Hessen und in Berlin) ist das Füttern von Wildtieren streng untersagt, bei Zuwiderhandlungen drohen Bußgelder in vierstelliger Höhe. Locken Sie daher niemals Waschbären mit Nahrung. Bei verletzten Tieren oder verlassenen Jungtieren kontaktieren Sie am besten eine lokale Tierrettung.
Wie lässt sich ein Waschbär vergrämen?
Hat der Waschbär Ihren Garten oder Ihre Scheune als Revier ausgewählt, müssen Sie mit regelmäßigen Besuchen rechnen. Mit Glück und Ausdauer gelingt es jedoch, die Tiere zu verjagen, ohne sie zu verletzen oder zu töten. Die folgenden Methoden helfen.
Vergrämungsmittel
Genauso wie Marder, Maulwürfe und andere Säugetiere, hassen auch Waschbären bestimmte Gerüche. Dazu zählen Lavendel, Arbin, Pfeffer und Chili. In Tierfachgeschäften sowie im Internet finden Sie Pulver, Sprays und Granulate, die unangenehm riechen. Alternativ bereiten Sie selbst Säckchen vor und legen sie in das Versteck des Waschbären. Allerdings ist der Erfolg meist nicht von Dauer, da der Geruch schnell verfliegt.
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Ultraschall
Die Geräte emittieren Ultraschalltöne (meist zwischen 12 und 17 Kilohertz) mit einer Lautstärke um die 100 Dezibel. Menschen nehmen die Schallwellen nicht wahr, Waschbären und andere Tiere wie Marder flüchten jedoch. Viele Tiervertreiber nutzen auch grelles Licht, um die ungebetenen Gäste zu blenden.
Die Erfolgswahrscheinlichkeit ist sehr unterschiedlich. Manche Waschbären fliehen zuerst, kehren jedoch zurück und leben mit der Belästigung, andere bleiben dauerhaft weg.
Elektroschock
Elektrozäune bestehen aus stromführenden Drähten, die man am Zaun oder vor dem Eingang des Waschbärenverstecks anbringt. Das Tier erleidet keine Verletzungen, flüchtet aber vor dem unangenehmen Stromschlag. Ähnliche Lösungen nutzt man auch für Marder, weswegen die Geräte auch unter Marderschrecks bekannt sind.
Manche Modelle kombinieren Strom und Ultraschall. Sie wirken jedoch nur, wenn der Waschbär nicht einen alternativen Zugang zum Grundstück oder zum Dachboden findet. Im Freien sind sie daher nutzlos. Hochwertige, richtig angebrachte Vorrichtungen funktionieren als Abwehr im Dachgeschoss dagegen durchaus.
Darf man Waschbären fangen oder jagen?
Waschbären stehen in Deutschland nicht unter Naturschutz. Da sie nicht zu der heimischen Fauna gehören und ihre exponentielle Vermehrung bestimmte Vögel und Schildkröten bedroht, gelten sie sogar als invasive, unerwünschte Art.
Das bedeutet allerdings nicht, dass jeder sie jagen oder töten darf. Zum einen sind nur Inhaber eines Jagdscheins dazu berechtigt, die Tiere zu erlegen. Zum anderen legen die meisten Landesjagdgesetze der Bundesländer Schonzeiten im Frühjahr und Sommer fest, damit die Jungtiere nicht ohne die Mutter verenden.
Der Einsatz von Schlagfallen gegen Waschbären ist ohne die nötige Fangerlaubnis verboten. Wer sie trotzdem nutzt, macht sich der Tierquälerei schuldig. Bei Lebendfallen dürfen Sie wegen der Klassifizierung als invasive Art das gefangene Tier nicht in die freie Natur weit vom Fangort absetzen, sondern müssen ihn direkt freilassen.
Wie verhindere ich, dass ein Waschbär sich einnistet?
Besser als die Bekämpfung erweist sich bei Waschbären die Vorbeugung. Mit diesen Tricks sorgen Sie dafür, dass die kleinen Bären fern von Ihrem Grundstück und von Ihrem Haus bleiben:
- Verschließen Sie jeglichen Eingang zum Dachboden. Versehen Sie dabei jegliches Loch mit einem Metallgitter, dessen Maschenweite maximal zwei Zentimeter beträgt.
- Waschbären sind geschickte Kletterer. Machen Sie es ihnen nicht zu einfach und vermeiden Sie Rankpflanzen wie Efeu oder Kletterrosen.
- Verschließen Sie sämtliche Mülltonnen mit einem Spanngurt oder beschweren Sie den Deckel mit Steinplatten.
- Vermeiden Sie herumliegenden Abfall sowie Speisereste im Garten oder auf der Terrasse.
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