Die weitverzweigte Familie der Speckkäfer umfasst viele Arten, die Vorräte und Textilien beschädigen. Eines haben sie gemein: Sie sind wahre Überlebenskünstler. Lesen Sie im folgenden Text, wie Speckkäfer aussehen und wie sie sich effizient vertreiben lassen.
Welche Speckkäferarten gibt es?
Erwachsene Speckkäfer haben einen ovalen Körper und sind meist dunkelbraun, rötlich oder schwarz. Ihre Larven zeichnen sich durch eine längliche Form, Ringe und borstige Haare aus. Ansonsten bestehen zwischen den über 100 Arten einige Unterschiede. In Mitteleuropa sind vor allem folgende verbreitet:
Gemeine Speckkäfer (Dermestes lardarius) – ausgewachsene Käfer erreichen eine Länge von bis zu 10 Millimetern. Die Flügel sind in der oberen Hälfte beige mit braunen Flecken, in der unteren Hälfte schwarz. Am besten gedeihen die Schädlinge bei einer Luftfeuchtigkeit von über 60 Prozent und einer Temperatur von 20 Grad. Die Larven fressen trockene Lebensmittel wie Wurst, Salami und Trockenfisch, aber auch Leder und Federn. Die Weibchen legen im Frühjahr mehrere 100 Eier. Die Larven verpuppen sich in Holzbrettern, Möbeln und Büchern und verursachen damit zusätzliche Schäden.
Teppichkäfer (Anthrenus scrophulariae) – die kleinen Käfer messen einen halben Zentimeter und erinnern an Marienkäfer. Jedoch ist ihre Flügeldecke nicht rot, sondern schwarz mit rotbraunen und gelben Flecken. Ihren Namen verdanken sie der Vorliebe für keratinhaltige Stoffe wie Teppiche, Wolle, Felle und Federn. Pflanzliche Fasern wie Baumwolle oder Hanf verschmähen sie dagegen.
Gemeine Pelzkäfer (Attagenus) – zu der Gattung gehören zwei Arten: der Braune Pelzkäfer (Attagenus smirnovi) und der Gefleckte Pelzkäfer (Attagenius pellio). Ersterer stammt ursprünglich aus Afrika. Beide Käferarten sind dunkelbraun, circa 6 Millimeter lang und verspeisen genauso wie Teppichkäfer Pelze und Felle.
Gemeiner Speckkäfer | Teppichkäfer | Gemeiner Pelzkäfer | |
---|---|---|---|
Länge | 10 mm | 5 mm | 6 mm |
Farbe | Schwarzbraun | Schwarz mit gelben und rötlichen Flecken | Dunkelbraun |
Nahrung | Eiweißhaltige Lebensmittel, Haare, Leder, Felle | Teppiche, Felle, Pelze, Wolle | Teppiche, Felle, Pelze, Wolle |
Wie erkenne ich einen Speckkäferbefall?
Speckkäfer gelten je nach Art als Vorrats- oder Materialschädlinge. Je nachdem, wo sie sich aufhalten, hinterlassen sie Spuren wie:
- Fraßspuren in Kleidung – Löcher in Wollpullovern, Lederjacken und angenagte Pelzmäntel sind ein Hinweis auf einen Speckkäferbefall. Allerdings steht Kleidung aus tierischen Stoffen auch auf dem Speiseplan der Kleidermotte. Sie sollten daher bei Fraßlöchern nach weiteren Indizien suchen, um die Schädlinge zweifelsfrei zu identifizieren.
- Larven – die Larven des Gemeinen Speckkäfers lassen sich sehr gut von den Larven anderer Schädlinge unterscheiden. Zum einen sind sie dunkelbraun, zum anderen ist ihr Körper von spitzen Pfeilhaaren bedeckt, die bei einer Berührung Allergien auslösen können.
- Kondenswasser – dort, wo viele Insekten leben, dünstet Feuchtigkeit über ihre Körper aus. Entdecken Sie Kondenswasser oder Schimmel unter dem Fußboden, an der Wand oder in einem Schrank, könnten Speckkäfer dahinterstecken.
- Kot – die Ausscheidungen der raupenartigen Larven erinnern an lange, braune Fäden. Finden Sie solche Spuren in Lebensmittelvorräten, entsorgen Sie die ganze Packung.
- Kokons und Häute – Speckkäferlarven verpuppen sich in Pappe, Papier, Holz und sogar Putz. Dabei sind sie in der Lage, sich auch durch dicke Materialien durchzubohren. Stoßen Sie auf Puppenhüllen und durchsichtige Häute in Wellpappe, in Holzmöbeln oder in Büchern, ist ein Käferbefall wahrscheinlich. Generell suchen sich die Larven versteckte, ruhige Orte aus. Beliebt sind Dachböden, Keller oder unbenutzte Räume.
Hinweis: Haben Sie einen massiven Speckkäferbefall festgestellt, sollten Sie nach der Ursache forschen. Insbesondere breiten sich die Schädlinge stark aus, wenn Marder beispielsweise tote Vögel auf den Dachboden schleppen. Die verrottenden Tierkadaver ziehen die Speckkäfer an. In einem solchen Fall sollten Sie in erster Linie den Marder verjagen, da ansonsten immer wieder eine Speckkäferplage droht.
Speckkäfer bekämpfen: biologische Methoden oder professionelle Hilfe?
Haben Sie Speckkäfer entdeckt, sollten Sie rasch aktiv werden. Je nach Grad des Befalls kommen verschiedene Strategien infrage. Dennoch sollten Sie beachten, dass die Schädlinge sich sehr erfolgreich verstecken. Auch wenn Sie nur ein paar fliegende Käfer gesichtet haben, heißt es nicht, dass keine weiteren vorhanden sind.
Speckkäferwespen und Lagerpiraten: wertvolle Verbündete im Kampf gegen Speckkäfer
Speckkäferwespen (Laelius pedatus) aus der Familie der Ameisenwespchen erweisen sich als nützliche Parasiten. Erwachsene Exemplare spritzen ihr Gift in die Speckkäferlarven, wodurch diese langsam sterben. Danach legen sie 20 bis 70 Eier auf die Larven. Die schlüpfenden Wespenlarven saugen die bis dahin tote Speckkäferlarve aus. Sie sind vor allem gegen Teppichkäfer erfolgreich. Gemeine Speckkäfer und Pelzkäfer parasitieren sie dagegen eher nicht. Menschen müssen nichts fürchten, da die kleinen Insekten für sie harmlos sind und von allein weggehen, wenn alle Speckkäfer verschwunden sind.
Auch die als Lagerpiraten bekannten Wanzen (Xylocoris flavipes) ernähren sich von erwachsenen Speckkäfern, ihren Larven und ihren Eiern. Für Menschen sind die 2 Millimeter großen Insekten ebenfalls ungefährlich. Im Internet und in Fachgeschäften erhalten Sie Röhrchen mit jeweils 25 bis 30 Wanzen. Eins reicht ungefähr für ein 15 Quadratmeter großes Zimmer.
Lassen Sie die Wanzen in der Nähe der befallenen Orte frei, erledigt sich laut Berichten die Speckkäferplage von selbst. Am wohlsten fühlen sich die Tierchen bei einer Temperatur von 20 bis 30 Grad. Bei einem großen Befall müssen sie aber womöglich mehrere Wanzengenerationen einplanen.
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Sprays und Kieselgur: Nur bei geringer Verbreitung erfolgreich
Ist der Befall lokal begrenzt, helfen womöglich Insektensprays. Die meisten enthalten entweder das Nervengift Pyrethrum, das aus Chrysanthemen gewonnen wird, oder synthetische Pyrethroide. Beide Biozide wirken, indem sie die Atmung der Käfer lähmen.
Hinweis: Für Menschen und Haustiere sind die in den Insektiziden enthaltenen Stoffe in großen Mengen ebenfalls gesundheitsschädlich. Vor allem bei Allergikern oder Kindern im Haushalt sowie in der Nähe von Lebensmittelvorräten sollten Sie daher andere Methoden wählen.
Eine verträglichere Alternative ist Kieselgur (auch als Diatomeenerde bekannt). Das Pulver aus fossilen Kieselalgen wirkt wie Schmirgelpapier. Sie verletzt die Speckkäferpanzer so, dass die Schädlinge austrocknen. Ein Erfolg ist aber auch hier keineswegs garantiert. Je größer der Befall, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Käfer entwischen.
Thermisches Verfahren und Begasung
Professionellen Kammerjägern stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, um die Speckkäferplage zu beenden:
- Begasung – sind ganze Gebäude oder große Lagerräume, Museen und Bibliotheken befallen, stellt die Nutzung von giftigen Gasen wie Stickstoff oder Kohlendioxid eine hochwirksame Alternative dar. Die Gase müssen allerdings mehrere Stunden wirken, damit alle Larven absterben.
- Wärmeentwesung – die Hochtemperatur-Heizlüfter erzeugen so viel Wärme, dass die Temperatur in den betroffenen Räumen auf über 70 Grad steigt. Dadurch sterben alle Käfer ab. Dieses Verfahren hat sich auch bei der Bekämpfung von Schaben seit Jahren bewahrt. Genauso wie bei der Begasung dürfen sich keine Menschen in den betroffenen Räumen aufhalten.
Fugen abdichten
Speckkäferweibchen legen gerne ihre Eier in Fußbodenritzen. Auch verpuppen sich die Insekten gerne in dem Raum zwischen Estrich und Fußboden. In einem solchen Fall erweist es sich als besonders schwierig, mit Gift oder biologischen Waffen alle Schädlinge zu eliminieren.
Dichten Sie alle Fugen perfekt mit Silikon ab, können die erwachsenen Käfer nicht mehr herausfliegen, um Eier zu legen. Alle Käfer und Larven bleiben unter dem Boden gefangen, sodass die nächste Larvengeneration wegen Nahrungsmangel abstirbt. Dafür müssen jedoch alle Spalten und Ritzen perfekt versiegelt sein. Laien schaffen es selten, eine solche Präzision zu erreichen. Es ist daher empfehlenswert, sich an eine erfahrene Schädlingsbekämpfung zu wenden.
Speckkäfer vorbeugen: Diese Maßnahmen helfen
Speckkäfer fliegen oft durch offene Fenster herein. Es ist aber auch möglich, sie unbemerkt mit befallenen Lebensmitteln oder Textilien hineinzutragen. Undichte Bauten bieten zudem genug Schlupflöcher für die flinken Schädlinge. Möchten Sie einen Befall vermeiden, sollten Sie diese Ratschläge beherzigen:
- Fugen und Ritzen abdichten – das Verschließen aller Spalten im Mauerwerk, Löcher und Risse mit Silikon oder Spachtelmasse dient nicht nur zur Bekämpfung, sondern auch als Vorbeugemaßnahme.
- Lebensmittel schützen – bewahren Sie alle Vorräte in luftdichten Kunststoff- oder Glasbehältern auf. Einweckgläser mit Bügelverschluss eignen sich beispielsweise hervorragend, um Fleisch- und Fischkonserven sicher zu lagern.
- Insektenschutzgitter montieren – Ein Fliegengitter am Fenster schützt nicht nur vor Fliegen, sondern eben auch vor Speckkäfern und anderen fliegenden Schädlingen wie Brotkäfern.
- Kleidung, Teppiche und Bücher regelmäßig kontrollieren – jahrelang ungenutzte Pelzmäntel, Bücherstapel im Keller und verstaubte Teppiche auf dem Dachboden bieten den Schädlingen ein perfektes Versteck. Nehmen Sie daher Textilien und Bücher mindestens alle paar Monate genau unter die Lupe. Vermuten Sie einen Befall, waschen Sie die Kleidung bei mindestens 60 Grad. Bücher frieren Sie dagegen mehrere Tage bei -18 Grad ein.
- Gekaufte Produkte begutachten – im Antiquitätenladen lauern womöglich Käferlarven in alten Teppichen oder gebrauchten Schränken. Aufgrund ihrer geringen Größe fallen Speckkäfer oft nicht auf. Prüfen Sie daher alle Gegenstände genau, bevor Sie sie mitnehmen.
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