Hormone im Trinkwasser

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Hormone sind im menschlichen Organismus bedeutungsvoll, beispielsweise als Signal- und Botenstoffe. Sie regulieren Prozesse und übermitteln Informationen. Sie helfen den Blutdruck, den Wasserhaushalt oder den Blutzuckerspiegel zu steuern.

Hormonelle Verhütungsmittel tragen dazu bei, dass Hormone in die Gewässer eingetragen werden, die dort nicht natürlich vorkommen © Karyna, stock.adobe.com
Hormonelle Verhütungsmittel tragen dazu bei, dass Hormone in die Gewässer eingetragen werden, die dort nicht natürlich vorkommen © Karyna, stock.adobe.com

Bedingt durch die moderne Medizin und moderne Medikamente befinden sich heute allerdings weit mehr Hormone als nur die natürlich vorkommenden in der Natur, im Wasser und im Nahrungskreislauf. In vielen Medikamenten sind hormonaktive Substanzen enthalten und es gibt immer wieder neue. Ein Beispiel sind hormonelle Verhütungsmittel, die künstliche weibliche Geschlechtshormone, und zwar Östrogen und Gestagen, enthalten.

Wo und wie häufig kommen Hormone im Trinkwasser vor? Gibt es einen gesetzlichen Grenzwert?

In deutschen Oberflächengewässern kommen viele Hormone und insbesondere hormonaktive Substanzen vor. Dazu gehören Östrogene und Stoffe, die wie Östrogene wirken, etwa das Insektizid DDT, DDE, PCB, Benzopyren, Benzanthracen, Nonylphenole. Aber auch Antiöstrogene sind im Wasser nachweisbar. DDT ist schon lange in Deutschland verboten, aber noch immer in der Natur nachweisbar, da es Halbwertszeiten von bis zu 20 Jahren hat. Von PCB, also Polychlorierten Biphenylen, gibt es über 200 verschiedene Verbindungen. Einige davon zeigen nachweislich östrogene Wirksamkeit. PAK, also polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, entstehen bei unvollständiger Verbrennung von fossilen Brennstoffen, beispielsweise Benzpyren. Die Stoffe sind krebserregend und gelten ebenfalls als östrogen wirksam. Nonylphenole sind Kunststoffadditive und dienten der Herstellung nichtionischer Tenside. Sie sind heute noch immer in der Metall-, Textil-, Farb-, Kunststoff-, Pelz-, Leder- und Biozid-Industrie wichtig. Phthalate sind sehr weit verbreitete Industriechemikalien mit einem weiten Anwendungsspektrum von Farben, Klebstoffen und Schmierölen bis hin zu Kosmetika.

Hormone können auf vielfältige Weise den Organismus beeinflussen. Sie können beispielsweise für die Entstehung von Insulinresistenz oder Diabetes mellitus verantwortlich sein © K Abrahams/peopleimages.com, stock.adobe.com
Hormone können auf vielfältige Weise den Organismus beeinflussen. Sie können beispielsweise für die Entstehung von Insulinresistenz oder Diabetes mellitus verantwortlich sein © K Abrahams/peopleimages.com, stock.adobe.com

Auch antiöstrogen wirksame Stoffe sind im Wasser vorhanden, beispielsweise Nebenprodukte bei der Chlorherstellung, der Herstellung von chlorierten Kohlenwasserstoffen oder von Chlorbleiche. PAK sind nicht nur östrogen, sondern auch antiöstrogen wirksam.

Weitere Chemikalien haben androgene Wirkung, wie Tributylzinn-Verbindungen, die heute aus Umweltsicht als problematisch eingestuft werden. Sie kommen als Holz- und Materialschutz zum Einsatz, sind in Textilien oder Dichtungsmassen enthalten und wirken in Bioziden gegen Ameisen, Bakterien, Insekten, Pilze und vieles mehr.

Antiandrogene Wirkung zeigen die Herbizide Linuron und Diuron. Der Abbau von Diuron im Wasser erfolgt nur sehr langsam. Der Stoff ist häufig auch im Grundwasser nachweisbar. Vinclozolin ist ein Fungizid, das für Früchte, Gemüse, Zierpflanzen und Wein zugelassen ist. Die Abbauprodukte der Chemikalie wirken antiandrogen.

Für Hormone und hormonähnliche Stoffe gibt es in der Trinkwasserverordnung keinen gesetzlichen vorgeschriebenen Grenzwert. Das heißt, dass immer eine gewisse Menge dieser Stoffe im Trinkwasser vorhanden sein kann.

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Woher kommen die Hormone? Wie gelangen sie ins Trinkwasser?

Hormone sind in Industrieabfällen vorhanden und im weiblichen Urin. Viele ältere Kläranlagen sind nicht in der Lage, die Hormone zuverlässig aus dem Wasser zu entfernen. Durch den täglichen Konsum von hormonbelastetem Trinkwasser zirkulieren die Hormone lange Zeit, bis sie sich teilweise auf natürlichem Weg zersetzt haben.

Einige hormonaktive chemische Verbindungen finden sich in Kunststoffprodukten, wie das Bisphenol A. Die Entsorgung der Produkte erfolgt meist über Deponien, wo das PBA ins Grundwasser gelangen kann.

Wie lassen sich Hormone im Trinkwasser reduzieren?

Hormone sind ohne spezielle wissenschaftliche Messgeräte im Trinkwasser nicht identifizierbar. Wer sicher sein will, dass auch ohne Laboranalyse keine Hormone im Trinkwasser enthalten sind, kann einen Filter einsetzen. Die folgenden Filter sind bei Hormonen im Wasser wirksam:

  • Aktivkohlefilter
  • Destillation
  • Umkehrosmose

Aktivkohlefilter sind dabei die kostengünstigste Möglichkeit. Bei Umkehrosmose und Destillation ist der Wirkungsgrad höher. Mit einem Ionenaustauscher lassen sich weder Hormone noch Medikamentenrückstände aus dem Trinkwasser filtern.

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Wie schädlich ist der Stoff für den Mensch und die Umwelt?

Beispiele für hormonaktive Substanzen gibt es viele. In einer Metastudie haben Forscher mehr als 1800 wissenschaftliche Studien einbezogen und die gesundheitlichen Gefahren von modernen hormonaktiven Substanzen untersucht.

Ein gestörter Hormonhaushalt kann viele Folgen haben, beispielsweise Gewichtszunahme, Depressionen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Akne und vieles mehr © Binkontan, stock.adobe.com
Ein gestörter Hormonhaushalt kann viele Folgen haben, beispielsweise Gewichtszunahme, Depressionen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Akne und vieles mehr © Binkontan, stock.adobe.com
Hormonaktive
Substanz
Gesundheitsgefahr
PCB (Polychlorierte
Biphenyle)
  • Seit 2001 weltweit verboten
  • Kann bei Frauen Endometriose und Gebärmuttermyome verursachen
  • Löst bei Robben Nebennierenprobleme, Tumore und Myome aus
  • Unterdrückt Schilddrüsenhormone bei Wirbeltieren
DDT
(Dichlordiphenyltrichlorethan)
  • Insektizid
  • Seit 2004 in vielen Ländern nur noch zulässig, um Insekten zu töten, die Krankheiten wie Malaria übertragen
  • Verringert beim Mann den Testosteronspiegel
  • Verursacht Intersexualität bei Fröschen und Fischen, also Tiere, die die Geschlechtsmerkmale von beiden Geschlechtern haben
  • Entmaskulinisiert Alligatoren und Eisbären
PBDE (Polybromierte
Diphenylether)
  • Flammschutzmittel
  • Kann Anomalien an den Hoden des Mannes verursachen
  • Verdünnt Eischalen
  • Verzögert die Schlüpfung und verringert das Schlüpfgewicht bei Vögeln
Bisphenol A
  • Weichmacher
  • Wirkt bei allen Wirbeltieren wie Östrogen
  • Macht gegenüber dem Hormon Estradiol empfindlicher
  • Beeinflusst Östrogenrezeptoren und die Funktion der Betazellen
  • Verstärkt Glukoseintoleranz und Insulinresistenz
  • Kann Leberfunktion bei Menschen verändern
Fluotexin
  • Beispielsweise in Antidepressiva enthalten
  • Möglicher Einfluss auf die Sexualhormone und die Fortpflanzung bei Fischen und weiteren Wirbeltieren
  • Einfluss auf das Futterverhalten mit der Folge von geringerem Wachstum
DEHP
(Diethylhexylphthalat)
  • Weichmacher
  • Beeinträchtigt ähnlich wie DDT die Männlichkeit
PFOS
(Perfluoroctansulfonsäure)
  • Zur Imprägnierung von Textilien
  • Beeinflusst die weibliche Fruchtbarkeit
  • Verändert den weiblichen Zyklus
Levonorgestrel
  • Verhütungsmittel
  • Schränkt Reproduktionsfähigkeit von Fischen ein

Wie genau die meisten Hormone auf den Menschen wirken, ist noch gar nicht hinreichend erforscht. Allerdings gibt es einige Krankheitsbilder, die auf Hormone zurückzuführen sind, wie Verhaltensänderungen, psychische Erkrankungen und Fruchtbarkeitsstörungen. Zudem besteht der Verdacht, dass einige Hormone krebsauslösend wirken können.

Durch Hormone kann es auf neuronaler Ebene zu Entwicklungsstörungen kommen © BillionPhotos.com, stock.adobe.com
Durch Hormone kann es auf neuronaler Ebene zu Entwicklungsstörungen kommen © BillionPhotos.com, stock.adobe.com

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Laut WHO und verschiedener endokrinologischer Fachgesellschaften sind Hormone für verschiedene Krankheiten verantwortlich oder begünstigen diese:

  • Entstehung bestimmter Krebsarten, die auf Hormone empfindlich reagieren
  • Stoffwechselerkrankungen, beispielsweise Diabetes mellitus
  • Unfruchtbarkeit
  • Entwicklungsstörungen auf neuronaler Ebene

Besonders gefährdet sind dabei Embryonen, ungeborene Föten und Kinder. Bei Heranwachsenden können die Hormone bleibende Funktionsstörungen und Organdefekte verursachen.

Bei Fröschen und Kröten kann Östrogen dazu führen, dass die Tiere ihr Geschlecht umwandeln, sodass aus Männchen Weibchen werden und umgekehrt. Auch bei Fischen kam es bei geringen Östrogenkonzentrationen dazu, dass Fisch-Männchen Eierstöcke hatten oder Fischembryonen geschädigt waren. Auch beispielsweise Schnecken nehmen im Umfeld von Kläranlagen höhere Hormonmengen auf. Vögel fressen Schnecken, die Hormone kumulieren sich. Langfristig führt das zu einem sehr negativen Einfluss auf die Ökosysteme.

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