Einen Präriegarten anlegen und pflegen
Der laue Sommerwind lässt die Gräser sanft wogen und die vielen Blütenstauden, umschwirrt von einer großen Insektenvielfalt, läuten im Hochsommer ein Farbfeuerwerk ein. Dies sind Hauptmerkmale eines Steppen- und Präriegartens, der seit einigen Jahren im Trend liegt. Nicht nur, weil sie sehr pflegeleicht und trockenheitsverträglich sind, sondern wunderschön aussehen und dies bis weit in den Herbst hinein. Ein Überblick und Praxistipps, auch wenn man lediglich ein Präriebeet anlegen möchte.
Viele Gartenbesitzer haben es leider in den letzten Jahren am eigenen Leib erfahren: Es wurde in den Sommermonaten gegossen und gegossen, doch die geliebten Blütenschätze im Garten haben trotzdem sichtbar gelitten. Viele Pflanzen, nicht nur Heimisches, kommt mit den Hitzerekorden der letzten Jahre einfach nicht gut zurecht. Eine gute und sehr ausdrucksstarke Option ist inspiriert vom Mittleren Westen der USA, eben der Prärie. Doch auch typische, sogenannte Steppenpflanzen, die auf den regenarmen Ebenen zwischen den Steppen Osteuropas und China wachsen, sind für diesen pflegeleichten Gartenstil ideal.
Warum Prärie?
Prärie-, wie auch Steppenlandschaften sind raue Gegenden. Sie sind nicht unbedingt als „staubtrocken“ zu bezeichnen, doch sie bieten den dort ansässigen Gewächsen harte Bedingungen. Lange Trockenperioden und starke Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, Sommer und Winter. Die Strategie der Pflanzen ist so einfach wie genial. Sie wurzeln in der Regel sehr tief, was sie einerseits vor starken Frösten schützt – zumindest das, was die unter der Erde stets neu austreibende Überdauerungsorgane angeht – und andererseits auch noch mit Wasser versorgt, wenn es lange nicht regnet. Pflanzen also, die bei sehr trockenen Sommern in Mitteleuropa ideal sind.
Zudem, so sagen Gartenarchitekten, wirken Gärten oder Beete mit Gräser-Blühpflanzen-Mix viel natürlicher, da praktisch nirgends auf der Welt an einem Fleck lediglich Blühpflanzen wachsen. Wer hier an eine mit Gräsern durchzogene Blumenwiese denkt, weiß, dass dies auch bei heimischen Grünflächen ganz natürlich der Fall ist. Daher wirken Beetkompositionen aus Blühpflanzen zusammen mit Gräsern sehr harmonisch.
Wie der Präriegarten-Stil entstand
Der Niederländer Piet Oudolf ist ein weltweit anerkannter Gartendesigner, der in den 1990er-Jahren diese Kompositionen in Europa berühmt machte. Er war einer der ersten, der auf den ‚New-Perennial Style‘ des in den USA lebenden Gartenarchitekten Wolfgang Oehme setzte, eine Gartengestaltung, die vornehmlich auf die Nutzung von mehrjährigen Stauden und Gräsern setzt, die absolut pflegeleicht sind und kaum Wasser benötigen. Damit sind sie ideal für den Klimawandel gewappnet.
Oudolf arbeitete hierbei vornehmlich mit nordamerikanischen Stauden und Gräsern. Unter anderem erlangte eine bis dato in Europa eher unbekannte Staude, der Scheinsonnenhut (Echinacea purpurea), große Beliebtheit bei Hobbygärtnern und Landschaftsarchitekten. Für Oudolf bringen Gräser Spontaneität und Wildheit in einen Garten.
Tipp: Als erste Gestaltungsregel gilt für einen Präriegarten ein Verhältnis von Stauden zu Gräsern von 70 zu 30.
Pflegeleichtigkeit ist Trumpf
Weil die typischen Präriepflanzen in ihrer natürlichen Umgebung so einiges an Stress aushalten müssen, ist ein Präriegarten recht pflegeleicht. Ist das oder sind die Beete einmal eingewachsen – nach etwa zwei Jahren – dann ist der Pflegeaufwand wirklich gering. Ein, zweimal unerwünschten Wildwuchs pro Saison entfernen und der jährliche Rückschnitt aller Gewächse – mehr Pflege ist nicht nötig. Selbst das Gießen entfällt nach der Anwuchszeit fast komplett. Erst wenn die eine oder andere Staude bereits am Morgen die Blätter und Blütenköpfe hängen lässt, dann ist es an der Zeit, mal gründlich zu wässern.
Tipp: In der Anwachszeit der ersten zwei Jahre ist durchdringendes Gießen wichtig. Lieber nur 1 x die Woche und dann sehr gründlich wässern, als täglich das Erdreich leicht zu benetzen. So ist gesichert, dass vor allem die Stauden schön tief wurzeln. Durchdringend heißt: 10 – 20 Liter je Quadratmeter.
Standort und Boden des Präriegartens
Prärie- wie Steppenpflanzen sind Kummer gewöhnt, was die Lebensbedingungen angeht. In Sachen Sonne mögen sie es von vollsonnig bis halbschattig. Mindestens vier Stunden direkte Sonneneinstrahlung sind nötig. Der Boden sollte Wasser und Nährstoffe gut speichern können und für die Tiefwurzler tiefgründig sein. Sandiger Boden kann gut mit Kompost und Bentonit verbessert werden, allzu harter Lehmboden profitiert ebenfalls von einer Untermischung von Kompost und gerne auch etwas Sand.
Tipp: Die Bodenverbesserer einen, besser zwei Spatenstich tief einarbeiten.
Pflanzenauswahl für den Präriegarten
Die Pflanzenauswahl besteht wie erwähnt aus Stauden und Gräser, kann selbstredend mit ein paar jährlich wechselnden Einjährigen wie Zinnien ergänzt werden. Auch sind Dahlien in diesem Stil willkommen. Diese müssen spätestens nach dem ersten herbstlichen Nachtfrost frostfrei überwintern.
Die folgenden Stauden sind ideal für den Präriegartenstil (beispielhaft). Einige davon sind Favoriten von Oudolf.
- Sonnenhut
- Scheinsonnenhut
- Astern (von bodendeckend bis hoch)
- Patagonisches/Hohes Eisenkraut
- Sonnenbraut
- Mädchenauge
- Wasserdost
- Bergknöterich (Sorte ‚Johanniswolke‘ neigt weniger zum Wuchern)
- Ehrenpreis
- Kandelaber-Ehrenpreis
- Prächtige Wiesenraute
- Fetthenne
- Blauraute
- Junkerlilie
- Indianernessel
- Prachtscharte
- Brandkraut
- Silberkerze (versch. Arten)
- Färberhülse
- Duftnessel/Blaunessel
- Brauner Storchschnabel
Bei der Wahl der Gräser für den Präriegarten gibt es ebenso zahlreiche Möglichkeiten. Eine Kombination aus hohen Gräsern, die die Stauden überragen und eher niedrigen, die die Stauden wie ein roter Faden durchziehen, ist bei der Auswahl ideal.
- Rutenhirse
- Lampenputzergras
- Federgras
- Diamantgras
- Tautropfengras
- Schmiele, z. B. Rasenschmiele
- Indianergras
Tipp: Einen kleinen Haken hat der Präriegarten, da er erst im Hochsommer zur Hochform aufläuft. Dann allerdings umso mehr, verglichen mit üblichen Gestaltungstypen. Um die lange Wartezeit auszugleichen, ist es ratsam, eine große Menge an Blumenzwiebeln zu setzen. Angefangen bei frühen Blühern wie Schneeglöckchen und Traubenhyazinthen über Tulpen und Narzissen bis hin zu dem großblütigen Kugellauch (verschiedene Allium-Arten). Weniger bekannt, aber optimal ist die Prärielilie (Camassia), die im Spätfrühling mit weißer oder blauer Blütenpracht begeistert.
Heimisches im Präriegarten willkommen
Viele passende Pflanzen müssen nicht eben erst aus fernen Ländern importiert worden sein, denn es gibt zahlreiche, längst in deutschen Gärten etablierte Pflanzen, die in einen Präriegarten perfekt hineinpassen. Hierzu zählen die vielen Astern-Arten, die im großen eurasischen Raum verbreitet sind, die eher selten zu findenden afrikanischen Arten und jene aus der Neuen Welt, die Glattblatt- und Raublatt-Astern.
Auch der typische Bauerngartenvertreter Phlox (Flammenblume) und die mittlerweile recht etablierte Pracht- oder Präriekerze gehören dazu. Doch genauso lassen sich Kornblumen in einem Präriebeet oder -garten integrieren, sind heimische Pflanzen wie Ehrenpreis, Mohn, Witwenblume oder Wiesenskabiose und das heimische Berg-Reitgras oder Garten-Reitgras ‚Karl Foerster‘ ideal für den Präriegarten.
Warum es auch mal Mulch sein darf
Steppen- und Präriegärten nehmen sich wie erwähnt ein ganz natürliches Vorbild: karge Landstriche mit hitzetoleranten, kälteunempfindlichen und trockenheitsverträglichen Gewächsen. Diese wachsen oftmals auf steinigem Untergrund. Diesen können sie mit Kies oder Splitt nachahmen, was gleich mehrere Vorteile hat:
- Wildwuchs hat es deutlich schwerer.
- Das Temperaturniveau im Erdreich schwankt kaum zwischen heißen Tagen und kühleren Nächten.
- Feuchtigkeit wird im Erdreich zurückgehalten.
- Bei eher scharfkantigen Steinen haben Schnecken kaum eine Chance (meiden die Oberfläche).
Gut zu wissen, wählt man eine mineralische Mulchschicht:
- Splitt aus Kalkstein kann den pH-Wert des Erdreichs anheben. Ungünstig für viele Pflanzen.
- Dunkler Splitt heizt das Erdreich auf. Heller ist zu bevorzugen.
- Am besten pflanzt man bahnenweise und füllt dann gleich die Mulchschicht auf.
- Die Mulchstärke sollte 6 – 7 cm betragen.
- Um die Pflanzenbasis mit dem späteren Mulchen nicht zu „begraben“, sollte der Wurzelballen etwa 1/3 aus dem Erdreich ragen.
- Lavasplitt ist leicht und in seinen Poren hält er Feuchtigkeit, die nach und nach abgegeben wird.
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Weitere Tipps rund um den Präriegarten
Die Umsetzung mit den entsprechenden Pflanzen und dem genannten Stauden-Gräser-Verhältnis ist nicht schwer. Allerdings gibt es noch folgende Punkte zu beachten:
- Weniger ist mehr bei der Auswahl der Pflanzen. Je nach Größe des Gartens sollte man wie folgt vorgehen: Lieber eine geringe Anzahl an Pflanzenarten und -sorten wählen, dafür mehr von den jeweils Ausgewählten.
- Es muss nicht gleich der ganze Garten zur Prärielandschaft werden. Ein Beet im Präriestil reicht ebenfalls aus. Wegen der Fern- und Tiefenwirkung, wird empfohlen, dass das Beet mindestens drei Meter Tiefe haben sollte.
- Wird die Farbpalette limitiert, dann gestaltet sich die Anlage harmonischer.
- Der Präriegarten soll möglichst ganzjährig ein „Gesicht haben“. Daher werden Stauden und Gräser erst im Spätwinter/zeitigem Frühjahr geschnitten. Nebenbei finden so zahlreiche Insekten einen wertvollen Unterschlupf und Vögel können an den reifen Samenständen wichtiges Futter finden.
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