Historisch gesehen wurden Wendeltreppen in hohen Türmen und Burgen eingebaut. Im modernen Wohnungsbau finden sich Wendeltreppen hingegen in repräsentativen Eingangsbereichen oder als Raumsparvariante zur Erschließung eines Dachgeschosses. Neben der Funktionalität spielt bei der Wendeltreppe vor allem die einzigartige Optik eine Rolle. Wendeltreppen winden sich schraubenförmig wie eine Helix in das höhere Stockwerk. In ihrem Verlauf dreht sie sich die Treppe um einen zentralen Hohlraum, das sogenannte Treppenauge. Das ausdrucksstarke Design macht die freitragende Treppe für Innenarchitekten zu einem wichtigen Gestaltungselement. Wir stellen Ihnen hier verschiedene Wendeltreppen vor und helfen, den passenden Grundriss für Ihren Anwendungsfall zu finden.
Charakteristik einer Wendeltreppe
Der Name verrät schon die Besonderheit dieser Treppe. Es ist der schraubenartige Verlauf, der sich wie eine Spirale nach oben windet. Von einer Wendeltreppe spricht man, wenn sich der kreis- oder ellipsenförmige Verlauf mindestens einmal vollständig um 360 Grad dreht. Schließt sich die Wendelung im Treppenverlauf nicht komplett zum Kreis, handelt es sich nicht um eine Wendeltreppe, sondern um eine viertel- oder halbgewendelte Treppe. Aus geometrischer Sicht ist die Wendeltreppe eine einläufige Treppe, die sich um das sogenannte offene Treppenauge windet. Die Spindeltreppe ist eine Sonderform der Wendeltreppe. Statt um das offen liegende Treppenauge windet sich die Treppe um eine zentrale Spindel.
Lauflinie bei einer Wendeltreppe
Die Wendeltreppe hat Stufen, die im innenliegenden Bereich deutlich schmaler sind als in der Außenkurve. Damit der Fuß beim Treppensteigen eine breite Auftrittsfläche hat, sollte die Lauflinie möglichst mittig bis außen liegen. Bei einer nutzbaren Stufenbreite von 100 cm wäre die Lauflinie etwa 50 cm vom schmalen innenliegenden Stufenteil entfernt. Eine Mindesttiefe der Stufe von 10 cm innen und 40 cm an der Außenseite dämmt zudem die Unfallgefahr ein, da die Wendeltreppe leichter zu begehen ist.
Baurechtliche Vorschriften für den Einbau einer Wendeltreppe
Bei allen Treppen gelten die Vorschriften aus den gültigen Landesbauordnungen. Für die Planung und Umsetzung der Treppe sollten zudem die Vorgaben der DIN 18065 eingehalten werden. Die Norm ist ein umfassendes Regelwerk im Treppenbau und definiert Begriffe, Berechnungsgrundlagen sowie Maße und Toleranzen. Die Einhaltung der DIN 18065 ist nicht verpflichtend. Allerdings halten sich viele Treppenbauer daran, weil dadurch die Sicherheit bei der Begehung gewährleistet ist.
Die Wendeltreppe erfüllt häufig nicht die Anforderungen an eine notwendige Treppe. In Wohngebäuden sind sie nach der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung nur als 2. Fluchtweg und unter besonderen Voraussetzungen zugelassen.
Unterscheidung von notwendiger und nicht notwendiger Treppe:
Im Gegensatz zu einer notwendigen Treppe ist eine nicht notwendige Treppe eine zusätzliche Treppe, welche die Haupttreppe eines Wohngebäudes ergänzt. Sie dient nach der Treppennorm DIN 18065 nicht als Bestandteil des Rettungsweges zum Verlassen des Gebäudes. Eine nach DIN 18065 notwendige Treppe muss innerhalb einer Wohnung oder Hauses mit bis zu zwei Wohnungen eine Laufbreite von mindestens 80 cm haben, während bei einer nicht notwendigen Treppe 50 cm ausreichen.
Das Treppenauge als zentraler Mittelpunkt der Wendeltreppe
Das Treppenauge ist laut DIN 18065 der von Treppenlauf, Podest und Geländer eingeschlossene freie Raum in der Treppenmitte. Weil von diesem mittigen Hohlraum eine Absturzgefahr ausgeht, ist bei einem Treppenauge von mehr als 20 cm Durchmesser ein Geländer anzubringen. Das offene Treppenauge ist zudem ein Kennzeichen, wie komfortabel sich die Treppe begehen lässt. Je kleiner das Treppenauge, desto steiler ist die Wendeltreppe.
Wann eignet sich eine Wendeltreppe? Vor- und Nachteile auf einen Blick
Neben der Funktionalität der Wendeltreppe, die Höhe zwischen den Stockwerken zu überwinden, hat sie einige typische Eigenschaften, die wir hier gegenüberstellen.
Vorteile einer Wendeltreppe
- Platzsparender Grundriss
Eine Wendeltreppe ist auch als Raumspartreppe realisierbar. Der Zugewinn an Wohnraum macht sich vor allem bei kleinen Wohnflächen stark bemerkbar. - Frei in der Position
Die meisten Treppen befinden sich im Eingangsbereich oder am Rand eines Wohnraums, damit die optische Wirkung des Raums nicht beeinträchtigt wird. Die Wendel- oder Spindeltreppe hingegen kann auch frei platziert werden und wirkt wie eine Skulptur im Raum. - Designobjekt
Im Innendesign kommt einer Wendeltreppe eine zentrale Rolle zu. In Form und Farbe bestimmt sie das Ambiente im Raum und setzt Akzente. - Erschließung von Räumen im Dachgeschoss
Bestehender Wohnraum kann einfach mit einer Wendeltreppe erschlossen werden, ohne dass zu viel Platz verloren geht. - Preiswert
Die Wendel- oder Spindeltreppe zählt je nach Größe und Material zu den eher günstigen Treppenvarianten.
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Nachteile einer Wendeltreppe
- Für Kinder und ältere Menschen schwieriger zu begehen
Die Stufen bei der Wendeltreppe sind nicht symmetrisch, sondern verknappen sich zur Mitte. Auch der Anstieg ist meist etwas steiler als bei anderen Treppenformen. - Für Gegenverkehr zu eng
Gerade bei Raumspartreppen ist die Laufbreite sehr schmal und Begegnungen sollten auf der Treppe vermieden werden. Dadurch kommt es zu längeren Wartezeiten, wenn die Treppe viel genutzt wird. - Sperrige Gegenstände können schwer bis gar nicht über die Treppe transportiert werden.
- Für große Menschen kann es eng werden
Gerade bei Spindeltreppen, bei denen die Trittstufen auf einer kreisförmigen Fläche übereinander verlaufen, kann es für sehr große Menschen eng werden und sie müssen den Kopf einziehen.
Sonderformen der Wendeltreppe
- Spindeltreppe
Eine Spindeltreppe führt schraubenförmig nach oben und wird von einer zentral liegenden Spindel getragen, an der sich die Stufen befinden. Kennzeichnend ist ein geringer Durchmesser des runden Grundrisses. Spindeltreppen werden als nicht notwendige Treppen aus Stahl, Beton, Holz oder Stein gefertigt. - Doppelläufige Wendeltreppe
Diese Wendeltreppe ist als Doppelhelix angeordnet. Kennzeichnend ist der um 180 Grad versetzte An- und Austritt der Treppenarme (zweiarmige Wendeltreppe).
Spindeltreppe als raumsparende Variante
Die Spindeltreppe ist eine Unterform der Wendeltreppe. Der Unterschied zur Wendeltreppe liegt darin, dass sich die Spindeltreppe nicht um ein offenes Treppenauge, sondern um eine zentrale Spindel dreht. Kennzeichnend ist ein sehr kleiner Durchmesser des runden Grundrisses. Spindeltreppen werden als nicht notwendige Treppen aus Stahl, Beton, Holz oder Stein gefertigt. Die Spindeltreppe ist nicht freitragend. Die Stufen sind an der mittigen Säule befestigt, die der gesamten Treppenkonstruktion Stabilität verleiht. Somit ist eine Spindeltreppe auf kleinstem Raum realisierbar. Durch die kleinen Treppengrundrisse lässt sich perfekt ein Dachgeschoss erschließen. Eine Spindeltreppe kann sowohl links- als auch rechtsgewendelt nach oben führen. Die Drehrichtung der Treppe ist abhängig von den örtlichen Gegebenheiten.
Fazit: Wie eine gewendelte Skulptur im Raum
Wer sich für eine Wendeltreppe in seinem Zuhause entscheidet, sollte sich über die Vor- und Nachteile dieser Treppenform bewusst sein. Für einen repräsentativen Hauseingang sollten Sie ausreichend Platz einplanen. Wenn Sie hingegen das Dachgeschoss erschließen wollen, eignet sich perfekt die platzsparende Spindeltreppe. Die gestalterischen Möglichkeiten passen sich ideal an die baulichen Gegebenheiten an. Drehung, Steigung, aber auch Podeste lassen sich variabel gestalten und dienen zudem als gestalterisches Element im Raum.
Raumspartreppe – wenn es auf jeden Zentimeter ankommt
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