Für Senioren und Menschen mit Handicap sind Treppen häufig ein schwer zu überwindendes Hindernis. Deshalb ist es wichtig, die Treppe den Anforderungen der Bewohner anzupassen. Fachleute sprechen von einer barrierefreien Treppe, die das Unfallrisiko deutlich reduziert. Grundlage der aktuellen Standards, Planung und Ausführung einer barrierefreien Treppe ist die DIN 18040 „Barrierefreies Bauen“. Wir klären auf, worauf es bei der Planung einer barrierefreien Treppe ankommt und wie Sie eine bereits bestehende Treppe umbauen. Somit fühlen Sie sich auch noch mit unsicherem Gang und schlechtem Sehvermögen sicher auf Ihrer Treppe und können Ihre Eigenständigkeit lange erhalten.
Barrierefreie Treppen – auf die gleiche Steigung achten
Das Steigungsverhältnis der Treppe berechnet sich als Quotient aus Antrittshöhe und Auftrittstiefe. Es sagt aus, wie bequem sich eine Treppe begehen lässt. Das Steigungsverhältnis wird auf Grundlage der Schrittlänge eines Erwachsenen berechnet. Das allgemeine Treppenregelwerk DIN 18065 gibt diese Schrittlänge mit 59 bis 65 cm an. Damit sich die Treppe auch in höherem Alter leicht begehen lässt, wird ein Steigungsverhältnis 17/29 angestrebt. Eine Treppe mit diesem Steigungsverhältnis benötigt etwas mehr Platz als eine normal konzipierte Treppe.
Neben dem richtigen Steigungsverhältnis sollte die Treppe an jeder Stufe die gleiche Steigung haben. Gerade beim An- und Austritt, wo besonders viele Unfälle passieren, unterscheidet sich häufig die Steigung durch die Bodenbeläge.
DIN 18040 – 2: Das Regelwerk für barrierefreies Wohnen
Diese Norm ist Richtlinie für die Planung und Erstellung barrierefreier Wohnungen und Teil des Gesamtregelwerks DIN 18040 „Barrierefreies Bauen“. Neben der Gestaltung der Sanitär- und Wohnräume sind auch die Anforderungen an eine barrierefreie Treppe geregelt. Die Norm gewährleistet, dass auch Menschen mit eingeschränkten motorischen Fähigkeiten, sehbehinderte und blinde Menschen die Treppe nutzen können.
Einige wichtige Anforderungen aus der DIN 18040-2:
- Gerader Lauf der Treppe.
- Setzstufen müssen vorhanden sein.
- Trittstufe darf nicht vorkragen. Eine Unterschneidung (bis zu 2 cm) ist bei schrägen Setzstufen zulässig.
- Beidseitige Handläufe ohne Unterbrechung auf einer Höhe von 85 bis 90 cm. Auf griffsichere Handläufe ist zu achten.
- Orientierungshilfen an den Treppen für sehbehinderte Menschen.
- Rampen müssen sicher zu nutzen sein.
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Handlauf – griffig, stabil und am besten doppelt
Der Handlauf spielt eine entscheidende Rolle bei der sicheren Begehung einer Treppe. Die Hand sollte den Handlauf bequem umfassen. Zudem muss sich der Handlauf über die gesamte Länge der Treppe erstrecken, sollte griffig und stabil sein. Ein zweiter Handlauf bringt deutlich mehr Sicherheit, da sich motorisch eingeschränkte Personen mit zwei Händen halten können. Im Idealfall verfügt jede Seite der Treppe über einen Handlauf.
Reicht die Sicherung durch zwei Handläufe nicht aus, kann auch eine Treppensteighilfe mit Haltegriff zum Einsatz kommen. Hierzu wird ein Griffelement montiert, das an einem zusätzlichen Handlauf befestigt ist. Beim Begehen wird der Haltegriff vor der Person nach vorn geschoben und er rastet ein. Mit sicherem Halt kann dann die nächste Stufe bewältigt werden. Treppensteighilfen kommen vor allem bei Personen zum Einsatz, die mit Schwindel kämpfen oder sehr unsicher auf den Beinen sind.
Treppe muss rutschsicher sein
Eine glatte Oberfläche der Trittstufen erhöht die Gefahr auszurutschen. Die Behandlung der Stufen mit rutschhemmenden Lacken macht die Treppe griffig. Stufenmatten eignen sich ebenfalls, müssen allerdings fest fixiert sein, um nicht selbst zur Gefahrenquelle zu werden. Bei einem Neueinbau der Treppe empfehlen wir eine Anti-Rutsch-Beschichtung, die bereits ab Werk aufgetragen wird.
Kontraste helfen bei schlechtem Augenlicht
Ältere Augen sind weniger lichtempfindlich als junge. Bereits ab dem 40. Lebensjahr macht sich dieser Alterungseffekt an den Augen bemerkbar. Liegt zudem eine krankheits- oder alterungsbedingte Sehschwäche vor, profitieren die Menschen von Kontrasten an der Treppe. Es empfiehlt sich, dass sich die Trittstufen visuell deutlich von der Bodenfläche abheben. Dies gelingt mit Farbkontrasten, aber auch mit Beleuchtungskonzepten. Eine einfache Maßnahme ist das Aufbringen von farbigen Antirutschprofilen, die an der Stufenkante gut sichtbar sind und gleichzeitig das Unfallrisiko minimieren.
Halbstufen halbieren die Treppensteigung
Die Steigung einer Treppe lässt sich mit sogenannten Halbstufen halbieren, die auf einer Seite der Trittstufen angebracht werden. Somit müssen Sie mit einem Schritt nur noch die halbe Steigung überwinden. Beim Treppenlaufen sparen in der Mobilität eingeschränkte Menschen viel Kraft. Halbstufen sind Hilfsstufen. Sie sind schnell angebracht und können unproblematisch entfernt werden.
Rampen für die Außentreppe
Eine Rampe ist dafür geeignet, eine Treppe mit geringer Höhe mit dem Rollstuhl zu überwinden. Rampen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen für den mobilen oder dauerhaften Gebrauch. Achten Sie auf ein belastbares Material wie Stahl oder Aluminium und ein modulares System, falls Sie die Rampe vielseitig einsetzen wollen.
Treppe einfach überwinden mit Treppenlift
Ein Treppenlift ist für Senioren die bequemste und sicherste Methode, die Höhendifferenz zwischen den Stockwerken zu überwinden. Körperlich eingeschränkte oder von Schmerzen geplagte Menschen gewinnen ihre Eigenständigkeit zurück und können sich frei in ihrem Zuhause bewegen. Der Vorteil bei einem Treppenlift ist, dass es Modelle für jeden Grundriss gibt. Auch ein ganzer Rollstuhl kann mit dem entsprechenden Modell befördert werden.
Folgende Varianten stehen zur Auswahl
- Sitzlift
Die Personen werden, wie der Name schon sagt, im Sitzen befördert. Er eignet sich vor allem für Menschen, die sich allein hinsetzen und danach wieder aufstehen können. Nur sehr wenig Platz ist notwendig, um einen Sitzlift zu installieren und es gibt Modelle für nahezu jeden Treppengrundriss. Die Sitzfläche wird seitlich eingeklappt und der Rest der Familie kann die Treppe ohne Einschränkungen nutzen.
- Stehlift
Treppenlifte gibt es auch mit einer kleinen Plattform zum Stehen. Er eignet sich vor allem für Personen, die sich nur unter starken Schmerzen setzen können. Die meisten Ausführungen sind mit einem Sicherheitsbügel in Hüfthöhe und zwei Armgriffen gesichert. Der Stehlift benötigt noch weniger Platz als ein Sitzlift. - Plattformlift
Der Plattformlift wartet mit einer deutlich größeren Plattform auf als ein Stehlift. Problemlos können über den Elektroantrieb auch Personen im Rollstuhl transportiert werden. Sie eignen sich auch optimal für Personen, die auf die Unterstützung durch einen Rollator angewiesen sind oder einen Infusionsständer mit sich führen. Bis zu 300 kg Gesamtgewicht können über diesen Treppenlift transportiert werden. Die Stellfläche der Plattform beträgt 80 × 100 cm. Das Treppenhaus und die Treppe müssen deshalb ausreichend groß dimensioniert sein.
- Kurvenlift
Für Wendeltreppen oder bei verwinkelten Treppenhäusern eignet sich ein Kurvenlift. Der Lift kann so auch mehrere Stockwerke überbrücken. Vor allem bei Wohnungen in oberen Stockwerken erspart ein Kurvenlift den Umzug in ein anderes Wohnhaus oder in eine Pflegeheimeinrichtung.
Tipp: Vergleichen Sie die Angebote unterschiedlicher Hersteller und die Ausstattungsmerkmale der Treppenlifte. Die Preise für Treppenlifte variieren stark. Liegt ein Pflegegrad vor, beteiligt sich zudem die Pflegeversicherung mit 4000 EUR pro Person an den Kosten.
Altersgerechter Umbau einer Treppe: Förderung und Zuschüsse
Der alters- oder behinderungsgerechte Umbau einer Wohnung wird gefördert. Dabei spielt weder Ihr Alter noch die Beeinträchtigungen eine Rolle, um die Förderung der KfW zu erhalten. Wenn Sie lange in Ihren eigenen vier Wänden wohnen wollen, lohnt es sich frühzeitig, über einen Umbau nachzudenken. Folgende Förderungen und Zuschüsse kommen für einen altersgerechten oder barrierefreien Umbau infrage:
- Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Die KfW fördert mit ihren Programmen auch die bessere Begehbarkeit von Treppen und Stufen. Hierzu müssen die Umbauten von Fachbetrieben ausgeführt werden. Infrage kommt der zinsgünstige KfW-Kredit 159 und der Zuschuss zu den Umbaukosten (KfW-Investitionszuschuss 455-B). - Pflegekostenzuschuss für den Einbau eines Treppenlifts
Beim Vorliegen eines Pflegegrads unterstützt die Pflegeversicherung den Einbau eines Treppenlifts mit 4000 EUR. Bei einem Ehepaar mit vorliegendem Pflegegrad erhöht sich der Zuschuss auf 8000 EUR.
Fazit: Barrierefreie Treppe für mehr Eigenständigkeit
Gerade im Alter häufen sich schwere Treppenunfälle. Denken Sie deshalb rechtzeitig daran, ihr Haus und im Speziellen die Treppe barrierefrei zu gestalten. Mit einfachen Maßnahmen wie einem doppelten Geländer, Halbstufen und der Behandlung der Trittstufenoberfläche minimieren Sie das Risiko zu stürzen. In nahezu jeden Treppengrundriss lassen sich Treppenlifte integrieren. Für den barrierefreien Umbau stehen Ihnen zudem zahlreiche Fördermittel zur Verfügung. Aber auch bei einem Neubau sollten Sie im Hinterkopf behalten, dass Sie auch im Alter noch das Haus bewohnen. Planen Sie deshalb eine ausreichend breite und einfach zu begehende Treppe ein.
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