Unterschiedliche Lüftungskonzepte für KWL in Wohnhäusern

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Lüftungskonzepte für KWL in Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern

Die ventilatorgestützte Wohnraumlüftung kann auf verschiedene Arten umgesetzt werden. Für jedes Lüftungskonzept gibt es zentrale und dezentrale Systeme, Lösungen für Einzelräume und Optionen zum Nachrüsten. Im Folgenden sind die gängigsten Lüftungskonzepte für Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser mit ihren Vor- und Nachteilen beschrieben.

Eine hohe Dichtheit der Gebäudehülle erfordert ein funktionierendes Lüftungskonzept. Laut DIN 1946-6 ist dies für moderne Neubauten Pflicht © VectorMine, stock.adobe.com
Eine hohe Dichtheit der Gebäudehülle erfordert ein funktionierendes Lüftungskonzept. Laut DIN 1946-6 ist dies für moderne Neubauten Pflicht © VectorMine, stock.adobe.com

1. Abluftanlage

Bei einem Abluftkonzept wird lediglich verbrauchte Luft aus stark belasteten Räumen wie Badezimmer, WC und Küche abgesaugt und nach außen befördert. Durch Außenlufteinlässe in den Wänden oder Fensterrahmen von Aufenthalts- und Wohnräumen strömt gleichzeitig kontinuierlich frische Außenluft ins Gebäude. Optimal funktioniert das System bei luftdichter Gebäudehülle und geschlossenen Fenstern.

Eine Abluftanlage saugt aktiv verbrauchte Luft an, während frische Luft durch Lufteinlässe passiv einströmen kann © Jason, stock.adobe.com
Eine Abluftanlage saugt aktiv verbrauchte Luft an, während frische Luft durch Lufteinlässe passiv einströmen kann © Jason, stock.adobe.com

Für Abluftanlagen gibt es verschiedene Ansätze: Bei einer dezentralen Abluftanlage, etwa für ein Mietshaus, wird pro Wohnung bzw. abluftführendem Raum ein Ventilator benötigt. Bei einer zentralen Abluftanlage reicht ein Ventilator (z. B. im Dach) für das gesamte Haus. Diese zentrale Lösung erfordert jedoch eine sorgfältige Planung, um unerwünschte kalte Zonen zu vermeiden.

Der effiziente Betrieb der Anlage hängt im Wesentlichen von der richtigen Positionierung der Luftdurchlässe und der regelmäßigen Wartung aller Filter, Gitter etc. ab. Verschmutzte Durchlässe und verstopfte Filter beeinträchtigen den Volumenstrom der Außenluft und können die Raumluftqualität erheblich verschlechtern.

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Vorteile und Nachteile von Abluftanlagen

Der größte Vorteil einer reinen Abluftanlage liegt in ihrer einfachen Technik, die Einbau und Bedienung (z. B. Kippschalter) erleichtert. Die Lüftung kann auch für einzelne Räume (z. B. fensterloses Bad) vergleichsweise einfach nachgerüstet werden.

Nachteile von Abluftanlagen sind die fehlende Wärmerückgewinnung sowie der hohe Wartungsaufwand für das regelmäßige Reinigen der Luftdurchlässe und Abluftelemente. Für Pollenallergiker ist dieses System ebenfalls nicht optimal, da üblicherweise keine Pollenfilter verwendbar sind.

2. Zu- und Abluftanlagen

In diesem System gibt es zwei Ventilatoren, einen für die Außenluft/Zuluft und einen zweiten für die Abluft/Fortluft. Bei zentralen Anlagen sitzen die Ventilatoren im zentralen Lüftungsgerät, das im Dach, Keller oder einem Hausanschluss- bzw. Arbeitsraum untergebracht werden kann. Dezentrale Zu- und Abluftanlagen, die keine Luftleitungen, Luftschächte etc. benötigen, arbeiten häufig mit kleinen Lüftungsgeräten in den Außenwänden.

Zu- und Abluftanlagen arbeiten mit zwei Ventilatoren, die in gegenläufige Richtungen arbeiten © alhim, stock.adobe.com
Zu- und Abluftanlagen arbeiten mit zwei Ventilatoren, die in gegenläufige Richtungen arbeiten © alhim, stock.adobe.com

Vorteile und Nachteile von Zu- und Abluftanlagen

Vorteile sind die besseren Möglichkeiten zur Regulierung der Luftqualität durch zwei aktive Luftströme; hier können z. B. auch Pollenfilter verwendet oder Primärräume wie Schlaf- und Wohnzimmer verlässlich mit gesunder Frischluft versorgt werden.

Der Hauptnachteil ist wieder die fehlende Wärmerückgewinnung, die sich – anders als bei reinen Abluftanlagen – bei einer Anlage mit zwei Luftströmen immerhin nachrüsten ließe, ohne ein komplett neues Leitungssystem zu installieren, etwa durch nachträgliche Integration eines Wärmetauschers oder neue Lüftungsgeräte mit Komponenten zur Wärmerückgewinnung.

3. Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung (WRG) / Komfortlüftung

Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung nutzen Wärmetauscher, um die von außen einströmende Frischluft mit der Wärme der Abluft zu erwärmen. Dadurch gelangt die frische Zuluft bereits nahezu mit Raumtemperatur in die definierten Zuluft- oder Primärräume (meist Schlafzimmer, Kinderzimmer und Wohnzimmer). In den Abluft- oder Sekundärräumen Badezimmer, WC und Küche wird sie abgesaugt und gibt beim Wärmetauscher ihre Wärme an die nachströmende Außenluft ab, bevor sie als Fortluft ins Freie gelangt. Durch die Rückgewinnung von bis zu 90 % der Abluftwärme lassen sich Energieverluste minimieren und der Komfort für die Nutzer erhöhen.

Bei der Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung kann bis zu 90 % der Abluftwärme rückgewonnen werden © schulzfoto, stock.adobe.com
Bei der Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung kann bis zu 90 % der Abluftwärme rückgewonnen werden © schulzfoto, stock.adobe.com

Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung werden auch als Komfortlüftungen bezeichnet. Die Systeme lassen sich mit Pollen- und anderen Filtern ausstatten; viele Lüftungsgeräte beinhalten Komponenten zur Feuchterückgewinnung bzw. Luftbefeuchtung, CO₂-Messung, Volumenstromregelung oder zusätzlichen Nachheizung der Abluft, um mit der Lüftungsanlage auch heizen zu können.

Bei einer zentralen Lüftungsanlage mit WRG wird meist im Keller oder Dachgeschoss die Lüftungszentrale eingerichtet, von der aus die Luft über einen Steigstrang in jede Etage oder – bei Mehrfamilienhäusern – in jede Wohnung gelangt. Durch Gitter oder Ventile wird sie in die Primärräume geleitet, in Küche, Bad oder WC abgesaugt und zur Lüftungszentrale zurückgeführt.

Luftkanäle leiten Zu- und Abluft gezielt und sorgen so für optimale Luftqualität in der Wohnung © Jirawatfoto, stock.adobe.com
Luftkanäle leiten Zu- und Abluft gezielt und sorgen so für optimale Luftqualität in der Wohnung © Jirawatfoto, stock.adobe.com

In Mietshäusern sind solche Zentralanlagen sowohl für Vermieter als auch für Mieter besonders praktisch, weil in den Wohneinheiten keine Lüftungsgeräte installiert werden müssen und die Wartungsarbeiten durchgeführt werden können, ohne die Wohnungen zu betreten. Dennoch kann jede Mietpartei die Lüftung über ein Bedienteil in der Wohnung individuell regeln. 

Vorteile und Nachteile Komfortlüftung

Der größte Vorteil liegt natürlich in der Wärmerückgewinnung, die Heizwärmebedarf, Energiekosten und auch die nötigen Investitionskosten reduziert, da eine deutlich geringere Heizleistung benötigt wird. Bei einer sorgfältigen Planung lassen sich so die zusätzlichen Kosten für die Lüftungsanlage in vielen Fällen sogar komplett ausgleichen.

Ein Hauptnachteil zentraler Lüftungsanlagen mit Steigstrang liegt im hohen Aufwand für den erforderlichen Brandschutz. Auch diese Anforderungen lassen sich deutlich einfacher umsetzen, wenn die Lüftungsanlage bereits beim Neubau mit eingeplant wird; grundsätzlich ist das Nachrüsten einer Zentralanlage aufwendiger und teuer als der nachträgliche Einbau dezentraler Geräte.

Die dezentrale Lüftung
Die dezentrale Lüftung

Dezentrale Lüftungsanlagen für Mehrfamilienhäuser bzw. Mietshäuser haben pro Wohneinheit ein eigenes Lüftungsgerät. Zwar sind pro Haus mehr Geräte erforderlich, doch bei Sanierungen im Bestand können solche Lüftungsanlagen auch wohnungsweise nachgerüstet und kostengünstig gestaltet werden. Jedes Lüftungsgerät muss nur auf die (in der Regel recht einfache) Luftführung in einer Wohnung ausgelegt sein und kann so bereits mit vergleichsweise geringer Leistung eine gute Luftqualität und komfortable Lüftung in allen Räumen sicherstellen. Besonders wichtig ist dabei der Luftaustausch im Schlafzimmer: Pro Stunde sollte jeder Schläfer 20–30 m³ Luft erhalten. Eine gut geplante Anlage kann dies sogar auf der reduzierten Lüftungsstufe leisten.

Im Gegensatz zu einer zentralen Lüftungsanlage werden die Wartungsarbeiten wie Filterwechsel bei dezentralen Lüftungsanlagen in der Wohnung durchgeführt. Der Aufwand ist jedoch gering, insbesondere wenn die Bewohner dies selbst erledigen können.

Eine hohe Dichtheit der Gebäudehülle erfordert ein funktionierendes Lüftungskonzept. Laut DIN 1946-6 ist dies für moderne Neubauten Pflicht © VectorMine, stock.adobe.com
Das Lüftungskonzept für Neubauten

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Optimierte Komfortlüftung

Um Lüftungsanlagen effizienter, komfortabler und wirtschaftlicher zu gestalten und den Aufwand für die Konzeption und Installation zu minimieren, werden die Systeme ständig weiterentwickelt. Verbesserungen lassen sich unter anderem durch den Einbau dezentraler Geräte in die Außenwände erreichen, sodass sie keinen Platz wegnehmen.

Verstellbare Ventile und Weitwurfdüsen vermeiden Zugluft und ermöglichen es, die Luftrichtung einzustellen © dizfoto1973, stock.adobe.com
Verstellbare Ventile und Weitwurfdüsen vermeiden Zugluft und ermöglichen es, die Luftrichtung einzustellen © dizfoto1973, stock.adobe.com

Um Zugluft zu vermeiden und Luftströme gezielter einzubringen, müssen Ein- und Auslässe richtig positioniert werden. Verstellbare Ventile erlauben individuelle Einstellungen der Luftrichtung, und bei großen Räumen sorgen Weitwurfdüsen für zusätzlichen Impuls, um den Luftstrom optimal zu verteilen.

Sensoren, Steuer- und Regeltechnik dienen ebenfalls dem Komfort, etwa durch automatische Messung und Regulierung von Luftfeuchtigkeit, Temperatur und CO₂-Gehalt.

Lüftungssysteme mit konstanter Volumenstromregelung (KVR) gleichen Schwankungen des Außenluftvolumenstroms (z. B. durch Wind und Thermik) aus; das macht sie nicht nur zuverlässiger, sondern deutlich einfacher auszumessen und einzustellen. Volumenstromregler sind in vielen Lüftungsgeräten integriert, können aber auch separat nachgerüstet werden.

Für jede energieeffiziente, präzise oder „smarte“ Lüftungsregelung werden regelbare Lüftungskomponenten (z. B. EC-Ventilatoren mit Drehzahlregelung) und ein intelligentes Steuersystem (z. B. Bussystem) benötigt. Dies sollte bei der Planung jeder System- oder Komplettlösung von Anfang an mitbedacht werden. Sind die Grundvoraussetzungen da, lässt sich das Lüftungssystem in aller Regel problemlos erweitern oder in ein Smart-Home-Konzept einbinden.

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Lüftungsschwerpunkt Schallschutz: So lassen sich Störgeräusche vermeiden

Bei dezentralen Lüftungsanlagen besteht ein erhöhtes Risiko von störenden Ventilatorgeräuschen. Im Alltagsbetrieb lassen sich die Ventilatoren meist gut überhören oder gehen im Gesamtschall unter, jedoch kann ein Ventilator in der Schlafzimmerwand die Nachtruhe erheblich beeinträchtigen. Eine Alternative kann ein Lüftungsgerät für zwei Zimmer (Zweitraumanschluss) sein. So muss im sensiblen Bereich kein Ventilator arbeiten, sondern es wird lediglich die zweite Zuluftleitung vom danebenliegenden Anschlussraum hingeführt.

Besonders in der Nacht können Betriebsgeräusche von Ventilatoren sehr stören © Roman, stock.adobe.com
Besonders in der Nacht können Betriebsgeräusche von Ventilatoren sehr stören © Roman, stock.adobe.com

Auch durch Überströmbereiche, die keinen direkten Anschluss an die Zu- und Abluftleitung haben, können Lüftungsgeräte eingespart und Störgeräusche reduziert werden. Durch Luftgitter in oder Lüftungsspalte unter den Türen gelangt die Luft in die entsprechenden Räume (z. B. Flure oder Treppenhäuser). Bei Zentralanlagen mit Leitungssystem sollten Zentralgerät und Leitungen sorgfältig gedämmt und schallgedämpft sein, um Strömungsgeräusche und Telephonieschall (Schallübertragung durch die Rohre) zu minimieren.

Hinweis: Treten im Betrieb der Lüftung dauerhaft Störgeräusche auf, ist das oft ein Hinweis auf verstopfte Filter, die für unrunden Lauf und Luftstrom sorgen.

Für kleine Wohnungen oder Einzelräume gibt es Lüftungsgeräte mit Gegenstrom-Wärmetauscher, die sich in die Wand integrieren lassen. Durch regelmäßige Änderung der Luftrichtung fördert das Gerät abwechselnd Zuluft und transportiert Abluft ab. Deren Wärme wird durch Auf- und Entladen des integrierten Wärmespeichers (z. B. Keramikelement) auf die Zuluft übertragen. Damit lässt sich auch nachträglich, etwa bei einer Sanierung oder einem Mieterwechsel, eine recht gute Lüftung mit geringem Montageaufwand installieren.

Allerdings können solche alternierenden Lüftungsgeräte oder Pendellüfter sowohl durch das Ventilatorgeräusch als auch durch den besonderen „Sound“ des regelmäßigen Richtungswechsels stören. Zudem stellt dieses System höhere Anforderungen an Hygiene und Wartung, weil die einströmende Frischluft und die Fortluft im Wärmetauscher dieselben Oberflächen berühren. Weil Pendellüfter immer paarweise angeordnet und verwendet werden, ist der gesamte Luftstrombedarf höher als bei zentralen Anlagen. Um das Hygienerisiko zu minimieren, sollten die Lüfterpaare in verschiedenen Räumen sitzen, die dann abwechselnd be- und entlüftet werden. Bei Einzelraumlösungen ist das jedoch nicht immer machbar.

Das Prinzip der zentralen Lüftungsanlage
Das Prinzip der zentralen Lüftungsanlage

Kaskadenlüftung und Verbundlüftung: Zwei gängige Lüftungsprinzipien kurz erklärt

Für die ventilatorgestützte Lüftung von Innenräumen gibt es zwei gängige Prinzipien, die auf die natürliche Luftumwälzung setzen, um die Lüftung kostengünstig zu optimieren. Bei der Kaskadenlüftung gelangt die frische Außenluft zuerst in die Wohnräume, strömt dann durch die Zentralbereiche wie Korridor oder Treppenhaus und wird in den am stärksten belasteten Bereichen wie Küche, Bad oder Toilette abgesaugt. Dieser hygienisch optimale Luftweg erfordert jedoch einen entsprechenden Grundriss.

Ist aufgrund des Wohnungsschnitts bzw. der Raumanordnung keine Kaskadenlüftung möglich, bietet sich als zweitbeste Lösung die Verbundlüftung an. Dabei erreicht die Frischluft zuerst einen Zentralbereich, etwa den Flur, und wird von dort in die Wohnräume verteilt, z. B. durch Verbundlüfter oder Kleinstventilatoren in Türdurchlässen (aktive Überströmung). Die Abluft wird auch hier in den intensiver belasteten Räumen abgesaugt.

Soll bei Umbauten oder Sanierungen eine Lüftungsanlage eingebaut und gleichzeitig der Grundriss verändert werden, ist es sinnvoll, eine Kaskadenlüftung zu realisieren, weil dieses Lüftungsprinzip besonders menschenfreundlich, effizient und zudem kostensparend umzusetzen ist.

Lüftungssysteme sind modular aufgebaut und bestehen aus einer Vielzahl von Komponenten © amixstudio, stock.adobe.com
Lüftungssystem installieren

Aufbau von Lüftungsanlagen, Unterbringung der Komponenten Für gute Luft, niedrige Heizkosten und maximale Energieeffizienz von Wohngebäuden sind Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung… weiterlesen

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