Wie Schimmel entsteht, wie man Schimmel kurz- bzw. langfristig Herr werden kann
In etwa 20 Prozent der Wohnungen in Deutschland kommt es zur Schimmelbildung, so schätzt der Schornsteinfegerverband. In einer Studie kommt die Universität Jena zu einem ähnlichen Ergebnis. Dabei ist die häufigste Ursache ein nasser Keller . Auf jeden Fall ist es so, darüber sind sich die Experten einig: Die Schimmelproblematik nimmt zu. Daher ist es wichtig, dass Betroffene sich genau informieren, wo der Schimmel herkommt und wie er sich wieder beseitigen lässt.
Was kann die Schimmelbildung begünstigen?
Die häufigsten Ursachen für Schimmelbildung sind Feuchtigkeit in der Wohnung und ein nasser Keller. Das feuchte Klima ist notwendig für das Wachstum des Schimmels. Nährboden findet er überall, beispielsweise die Zellulose in Holz, Kleister, Tapeten, Gipskartonplatten oder Kunststoffen in der Wandbeschichtung. Auch Teppichböden, Bodenbeläge und vieles mehr sind der ideale Nährboden. Schimmel kann auch auf Kleidung und Büchern, Staub, Körben und anderen Gegenständen wachsen.
Bauliche Mängel begünstigen die Schimmelbildung
Physikalische Baumängel begünstigen in 20 bis 25 Prozent der Fälle hohe Feuchtigkeit im Keller und in den Wohnräumen. Das kann Schimmelbildung zur Folge haben. Dabei kann es sein, dass das Mauerwerk während der Bauzeit nicht richtig austrocknen konnte und daher noch Restfeuchte in den Mauern verblieben ist oder zu einer feuchten Kellerwand führt. Es kann auch sein, dass Pfusch am Bau die Ursache dafür ist.
Zudem zählt schlechte Instandhaltung des gesamten Gebäudes zu den baulichen Mängeln. Davon sind Altbauten besonders häufig betroffen. Es kommt häufig vor, dass alte Wasserrohre und Leitungen im Mauerwerk unbemerkt zu Bruch gehen. Dadurch entsteht ein erheblicher Wasserschaden, der für die Feuchtigkeit in den Mauern und das Wasser im Keller verantwortlich ist.
Falsch lüften und heizen kann Schimmel verursachen
In etwa 20 bis 25 Prozent der Fälle sind es die Bewohner selbst, die die Verantwortung für das feuchte Mauerwerk tragen und so verantwortlich für die Schimmelbildung sind. Viele lüften nicht oder nicht ausreichend und heizen falsch.
In unbeheizten Räumen, wie dem Keller beispielsweise, kommt es vielfach zu Schimmelpilzbefall. In den Sommermonaten ist das besonders gefährlich, wenn jeder denkt, dass die warme Luft gut ist, damit der Keller trocknet. Tatsache ist allerdings, dass die warme Luft viel Feuchtigkeit enthält. In den kühleren Kellerräumen kondensiert das Wasser an den Wänden und erhöht die Feuchtigkeit im Keller. Dadurch entsteht zu viel Feuchtigkeit im Keller und im Mauerwerk, sodass Schimmel leicht entstehen kann.
Kondenswasser
Feuchte Kellerwände entstehen allerdings nicht nur durch offensichtliche Ursachen, wie einen Wasserschaden oder Wasser im Keller. Die Feuchtigkeit in den Mauern kann sich auch ganz unbewusst entwickeln. Beispielsweise erhöht ein Aquarium in den Wohnräumen die Luftfeuchtigkeit ganz erheblich, aber die Bewohner bekommen davon nichts mit.
Im Badezimmer entsteht sehr oft Schimmel, weil die Fenster nicht ausreichend lange geöffnet sind. Meistens sind eingebaute Lüftungen nicht dafür ausgelegt, die angestaute Luftfeuchtigkeit zu reduzieren.
Ein weiterer Grund für Schimmelbildung sind Mensch und Tier und deren Ausdünstungen, Renovierungsarbeiten, die Mauerfeuchte entstehen lassen und auch zu viele Grünpflanzen in einem Raum.
Bauliche Mängel durch neue Fenster
Staatliche Förderung hat in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass Bauherren häufiger energetische Sanierungen vornehmen. Am häufigsten tauschen sie Fenster aus, weil die modernen Fenster viel bessere Dämmwerte haben. Moderne Fenster sind aus wärmedämmendem Glas hergestellt und besonders dicht. Sie sorgen dafür, dass die warme Raumluft in den Wohnräumen bleibt und nicht nach außen abzieht. Das hilft, die Heizkosten zu senken. Dabei vergessen viele allerdings, dass sie mit den neuen Fenstern ihr Lüftungsverhalten ebenfalls ändern müssen, damit sich kein Schimmel bildet.
Bei älteren Fenstern ist ein steter Luftaustausch in geringen Mengen gewährleistet. Das trägt dazu bei, dass insbesondere im Winter die Raumluftfeuchtigkeit sinkt. Dieser permanente Luftaustausch entfällt bei den energetisch besseren Fenstern. Bei den neuen Fenstern ist es notwendig, ausgiebig zu lüften, um den gleichen feuchtigkeitsreduzierenden Effekt zu erzielen. Da jedoch viele Bewohner daran überhaupt nicht denken, lüften sie wie bisher. Das hat zur Folge, dass sich nach dem Einbau der neuen Fenster Schimmel bildet. Der Grund: Die höhere Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen erhöht die Gefahr der Schimmelbildung.
Hinweis: Neue Fenster haben erhebliche energetische Vorteile. Nach dem Einbau ist es allerdings wichtig, das eigene Lüftungsverhalten an die neuen, dichteren Fenster anzupassen, damit sich kein Schimmel bildet.
Warum sind Wärmebrücken ein Problem?
Wärmebrücken sind ebenfalls ein häufiges Problem. Doch was sind Wärmebrücken? Bei Wärmebrücken handelt es sich um Bereich, die insbesondere in der kalten Jahreszeit eine kühlere Oberflächentemperatur haben als der Raum. Damit kühlt der Raum schneller aus. Liegt die Temperatur der Oberfläche über 13 Grad Celsius, ist das noch kein Problem. Bei niedrigeren Temperaturen wird es problematisch und es kann zur Schimmelbildung kommen.
In Wohnräumen gibt es Stellen, die besonders gefährdet sind, auszukühlen, wie Fensterrahmen, Heizkörpernischen, vorstehende Stahlträger, ein auskragender Balkon, Ecken der Außenwände und Stahlbetonbauelement, die nicht oder nur unzureichend gedämmt sind.
Tipp: Halten Sie diese Stellen im Blick und auch daran anschließende Wandoberflächen. Sobald der Verdacht besteht, dass die Feuchtigkeit zu hoch oder gar Schimmel zu sehen ist, sollten Sie einen Fachmann zurate ziehen.
Wie können Sie Schimmelbefall vorbeugen?
Ein Wasserschaden lässt sich meistens nicht verhindern. Andere Feuchtigkeitsschäden lassen sich allerdings bewusst vermeiden, damit Schimmelbefall gar nicht erst ein Thema wird. Knapp 40 Prozent der Bundesbürger haben in einer Umfrage eines Marktforschungsinstituts angegeben, dass sie in den vergangenen fünf Jahren Probleme mit Schimmel in ihrer Wohnung hatte. Viele befürchten dabei zu Recht, dass damit auch gesundheitliche Risiken verbunden sind. Schimmel kann Allergien und Infektionen auslösen und zu Vergiftungserscheinungen führen. Ein paar einfach Tricks können dabei helfen, dem Schimmelbefall im eigenen Zuhause vorzubeugen.
Richtig reagieren bei Schimmelbefall
Es ist schwer einzuschätzen, wie stark und wann der Schimmelbefall in einem Wohnraum die Menschen gefährden kann. Schimmelpilz ist eine potenzielle Gesundheitsgefahr. Das Umweltbundesamt rät daher, sich vorsorglich nicht zu sehr an den Schimmel anzunähern. Insbesondere Kinder und Menschen mit einer Immunschwäche sind dabei gefährdet.
Schimmelbefall im Wohnraum: die ersten Schritte
Wer Schimmelbefall in seiner Wohnung entdeckt, kann kleinere Flächen bis maximal einem halben Quadratmeter selbst beseitigen. Um zu verhindern, dass sich die Schimmelpilzsporen auf andere Räume übertragen, gilt es ein paar Vorsichtsmaßnahmen zu treffen:
- Nutzen Sie zum Entfernen von Schimmel immer eine feuchte Bürste oder feuchte Tücher. Arbeiten Sie niemals trocken daran.
- Damit Sie keine Sporen einatmen können, ist ein Mundschutz unbedingt notwendig.
- Handschuhe schützen die Haut vor dem direkten Kontakt mit den Schimmelsporen.
- Mit einem Einmal-Overall sind auch Haut und Kleidung gut geschützt.
Hinweis: Es reicht nicht aus, die betroffenen Flächen mit Desinfektionsmittel zu behandeln. Dieses wirkt nur oberflächlich.
Das Ausmaß ist wichtig
Größere Flächen mit mehr als einem halben Quadratmeter sollte ein Fachunternehmen entfernen. Denn bei Schimmelbefall ist der größte Teil des Schadens gar nicht sichtbar, sondern verbirgt sich in Fußboden und Wand.
Die Fachleute ergreifen, noch bevor sie den Schimmel entfernen, bestimmte Sofortmaßnahmen, um zu verhindern, dass sich der Schimmel weiter ausbreitet. Dafür schotten sie als Erstes die betroffenen Räume staub- und luftdicht ab. Das hilft zu verhindern, dass sich die aufgewirbelten Schimmelsporen in den anderen Räumen verteilen.
- Sie schotten die Räume staub- und luftdicht ab, dann können sich die Schimmelpilzsporen nicht durch Verwirbelung im ganzen Haus verteilen.
- Danach saugen sie alle sichtbaren Schimmelbestandteile ab und entfernen die befallenen Putzflächen vollständig.
- Die Rohoberflächen saugen sie mit einem Spezialsauger ab und desinfizieren anschließend alles mit Alkohol.
- Die befallenen Materialien entsorgen sie fachgerecht und sicher.
Schimmelbefall vorbeugen: Sofortmaßnahmen
- optimale Raumtemperatur liegt zwischen 19 °C und 21 °C;
- die Raumtemperatur sollte nicht unter 16 °C sein
- Schränke & große Möbel in 5–10 cm Abstand zu den Außenwänden aufstellen
- Kein indirektes Heizen von kälteren durch wärmere Räume
- 5–10 Minuten Stoßlüften, jeden Tag
- Wäsche nicht in der Wohnung trocknen
- Isolierende Wärmedämmung des Hauses
Richtig lüften ist essenziell
Das A und O bei der Vermeidung und Bekämpfung von Schimmel ist richtiges Lüften. Dabei öffnen Sie mehrmals täglich für ca. zehn Minuten die Fenster, um stoßweise zu lüften. Ein Hygrometer hilft dabei, die ideale Luftfeuchtigkeit zu kontrollieren. Es ist wichtig, dass die Luft zirkuliert, sodass sich an anfälligen Stellen kein Kondenswasser bilden und dadurch Schimmel entstehen kann. Wichtig ist auch, dass Möbel nie direkt an der Wand stehen. Mit einigen Zentimetern Platz kann die Luft besser zirkulieren.
Tipp: Nasse Wäsche in Wohnräumen aufzuhängen kann die Luftfeuchtigkeit enorm erhöhen. Besser ist es einen speziellen Trockenraum zu nutzen und dort ebenfalls die Luftfeuchtigkeit gut zu kontrollieren.
5 Tipps – so vermeiden Sie Schimmelbildung
Wenn es zu kondensationsbedingtem Schimmelbefall kommt, ist das ein Zeichen dafür, dass das Gebäude bauphysikalische Mängel hat oder die Bewohner sich nicht richtig verhalten. Sie können viel präventiv dafür tun, dass Schimmel gar nicht erst entsteht.
- Richtiges Heizen
Kalte Luft kann nicht so viel Feuchtigkeit aufnehmen wie warme. Daher kondensiert Feuchtigkeit in kalten Räumen eher und es entsteht der perfekte Nährboden für Schimmelpilze. Das können Sie oft in Schlafzimmern beobachten, die nicht beheizt sind. Jeder Mensch gibt, während er schläft, etwa 250 ml Wasser ab. Bleiben die Fenster nicht die ganze Nacht geöffnet, bildet sich irgendwann Kondenswasser. Wenn die Fenster geschlossen bleiben, sollte die Temperatur mindestens 16 Grad Celsius betragen.
Nicht genutzte Räume sollten Sie geringfügig heizen. Die Türen zu diesen Räumen sollten geschlossen bleiben, damit die Wärme und vor allem die Feuchtigkeit aus den anderen Räumen nicht hineinwandern. Denn dadurch erhöht sich wieder das Schimmelrisiko, weil die Feuchtigkeit in den kalten Räumen eher kondensiert.
Der Heizkörper sollte frei zugänglich sein, damit er auch wirklich die eingestellte Temperatur erreicht. Eine übergroße Fensterbank, darüber hängende Vorhänge oder direkt davor stehende Möbel, beeinträchtigen die Leistung der Heizung. Das verursacht auch unnötige Mehrkosten.
- Richtiges Lüften
Wenn Sie regelmäßig und gründlich lüften, kann Schimmelpilz erst gar nicht entstehen. Allerdings sollten Sie dabei die Fenster nicht in Kippstellung lassen. Damit verschwenden Sie nur Energie, der Luftaustausch ist dabei minimal. Besser ist es, das Fenster bei einer kurzen Stoßlüftung vollständig zu öffnen. Damit erhöht sich der Luftaustausch um das Dreißigfache.
Innentüren sollten dabei offen bleiben. Das beschleunigt den Vorgang. Anschließend heizen sich die Räume wieder viel schneller auf. Dreimal am Tag fünf bis zehn Minuten sind in der Regel ausreichend. Vermeiden Sie vollgestellte Fensterbänke. Sie behindern den Luftaustausch.
- Die Ursachen von Feuchtigkeit abstellen
Feuchtigkeit von außen sollte gar nicht erst ins Gebäude gelangen. Wenn die Außenabdichtung fehlt oder defekt ist, kann das Schimmelpilzbefall verursachen. Die Abdichtung von außen verhindert, dass Feuchtigkeit durch die Wände eindringen kann und verhindert so auch, dass Schimmel ins Haus gelangt.
Eine Horizontalsperre sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit aus dem Boden nicht aufsteigen und ins Mauerwerk eindringen kann. In Neubauten ist das längst Standard. Bei Altbauten sind Horizontalsperren oft gar nicht vorhanden oder sie sind undicht.
- Wärmebrücken beseitigen
An Wärmebrücken gelangt die Wärme sehr viel schneller nach draußen als an den daneben liegenden Bauteilen. Fließt Wärme ab, kann die Luft nicht mehr so viel Feuchtigkeit aufnehmen. Wasser kondensiert und schlägt sich auf den kalten Oberflächen nieder. Diese feuchte Umgebung bietet die idealen Bedingungen für Schimmelpilze. Obendrein verursachen die kalten Wandflächen ein unbehagliches Wohnklima, weil sie Kälte abstrahlen.
Um die Wärmebrücken zu beseitigen ist eine Dämmung notwendig. So kann die Wärme nicht mehr entweichen und das hält auch den Wohnraum trocken.
- Neubau austrocknen lassen
Beim Bauen gelangen bis zu 10.000 Liter Wasser in ein Einfamilienhaus durch Beton, Estrich, Mörtel und Putz. Wenn Sie das Haus nicht ausreichend trocknen lassen, bleibt die Feuchte in den Bauteilen. Nur durch permanentes Lüften lässt sich diese Feuchtigkeit entfernen. Das dauert etwa zwei Jahre.
In dieser Zeit sind dann zwar die Heizkosten höher. Doch langfristig macht sich das bezahlt. Am besten ist eine fachkundige Bautrocknung bei einem Neubau. Wenn es dann später nicht zur Schimmelbildung kommt, hat sich die Investition gelohnt.
Was bewirkt ein feuchtes Raumklima bei Mensch, Tier, Pflanze, Möbel etc.?
Liegt die Luftfeuchtigkeit deutlich über 60 Prozent relative Luftfeuchtigkeit, hat das nicht nur ein erhöhtes Risiko für die Bildung von… weiterlesen