Eigenleistung oder Fremdleistung?
Ein Umzug kann ein körperlicher, finanzieller und nervlicher Kraftakt sein – muss er aber nicht. Was unterm Strich die einfachste Lösung ist, um von der alten Bleibe in die neue zu ziehen, ist jedoch keine allgemeingültige Regelung. Stattdessen muss abgewogen werden, ob ein Umzug in Eigenregie mehr Vorteile bietet als ein organisierter Umzug. Dieser Beitrag soll dabei helfen, Vor- und Nachteile abzuwägen.
Ein Umzug ohne „bezahlte“ Hilfe – die Vor- und Nachteile
Ein Umzug ohne „bezahlte“ Hilfe bedeutet: Der Umzugswillige braucht ein gutes Netzwerk oder jede Menge Zeit. Tatkräftige und zuverlässige Freunde können im Nu das Hab und Gut vom bisherigen Wohnort in die neue Bleibe umziehen. Wer allein auf weiter Flur steht, wird spätestens an großen Möbelstücken scheitern, die nun mal nicht allein zu tragen sind. Ganz allein geht’s also in der Regel nicht. Die Ausnahme ist übrigens der Umzug ohne Möbel – also beispielsweise in ein Studentenwohnheim. Der klassische Umzug mit Kartons und Möbel braucht jedoch eine gute Organisation und helfende Hände.
Das sind die Vor- und Nachteile eines selbst organisierten Umzugs mit privaten Helfern:
- Keine fremden Personen in der alten oder neuen Wohnung
- Spaßfaktor am gemeinsamen Umzugstag
- Einteilung der Arbeitskräfte variabel (bspw. in der alten/neuen Wohnung, zum Putzen, Aufbauen, …)
- keine „Kosten“ in Form einer hohen Dienstleister-Rechnung (dennoch sollten die fleißigen Helfer etwas „bekommen“)
- Risiko unzuverlässiger Helfer, die zu spät oder gar nicht kommen
- Risiko, dass etwas beschädigt wird oder jemand sich verletzt, bleibt Privatrisiko
Rechtshinweis: Rein rechtlich ist es so, dass ein privater Umzugshelfer dem Umziehenden eine „Gefälligkeit“ erweist (außer es ist schriftlich etwas anderes vereinbart). Der Helfer bekommt keine Bezahlung und geht auch kein Haftungsrisiko ein. Geht etwas zu Bruch, ist der Helfende nicht dazu verpflichtet, den Schaden zu begleichen. Das ist in den § 280 und § 662 BGB so geregelt. Ein Schlupfloch könnte die „unerlaubte Handlung“ nach § 823 BGB sein. In aller Regel sind jedoch private Helfer nicht haftbar zu machen.
Ein professioneller Umzug – die Vor- und Nachteile
Handelt es sich um einen beruflich bedingten Umzug, kommt es mitunter immer häufiger vor, dass der neue Arbeitgeber sich an den Umzugskosten beteiligt: weil er die Fachexpertise des neuen Mitarbeiters dringend braucht und mit dem Umzugszuschuss so die Entscheidung für das Unternehmen verbessern könnte. Doch auch wer ohne Arbeitgeberzuschuss umzieht, kann sich fremde Hilfe holen – in Form eines Umzugsdienstleisters, die verschiedene Pakete für einen Umzug anbieten.
Angeboten werden von den meisten Firmen Komplettpakete, die beim Packen der Kisten beginnen und den kompletten Transport der Kisten umfassen. Das kann eine sinnvolle Variante sein, wenn der neue Wohnort weit entfernt liegt und die Helferscharen ausbleiben werden, weil eine lange Anreise nötig wäre. Auch wer umzugstechnisch komplett auf sich allein gestellt ist, tut gut daran, das Komplettangebot zu buchen. Je nach Umzugsunternehmen gehören dann sogar Installateure und Elektriker zum Team, die die Waschmaschine direkt anschließen oder eine Lampe installieren könnten.
Als Alternative zum Komplettpaket gibt es buchbare Teilleistungen, wie beispielsweise nur den Transport der Möbel (mit oder ohne Auf- und Abbau) sowie das Tragen und Transportieren vom kompletten Hab und Gut (inkl. Kisten).
Das sind die Vor- und Nachteile eines Umzugs mit professionellen Helfern:
- Gebuchte Leistungen können (und sollten) exakt eingefordert werden
- professionelle Abwicklung des Umzugs
- Versicherung würde bei Schäden regulierend einspringen
- Hohe Kosten je nach gebuchtem Komplettpaket
- auch Dienstleister können unzuverlässig sein
Die Preise variieren je nach Region und Umzugsunternehmen. Inhaltlich wichtig ist es, ein Umzugsunternehmen zu beauftragten, das Mitglied im AMÖ ist. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich der Bundesverband Möbelspedition e.V. Ein seriöses Umzugsunternehmen begutachtet die Arbeit im Vorfeld und gibt dann ein Preisangebot ab.
Kostenfaktor: Die durchschnittlichen Kosten für ein Umzugsunternehmen liegen bei etwa 25 Euro pro Kubikmeter „Umzugsware“. Hinzu kommen Fahrtkosten, die mit 70 bis 80 Cent pro Kilometer verrechnet werden, und Zusatzkosten für Zusatzleistungen (Möbel abbauen und aufbauen, Auszug aus oder Umzug ins Dachgeschoss, Transport gefährlicher Güter, …).
Sicher oder günstig – für wen eignet sich welche Art von Umzug?
Den privat organisierten Umzug per se als „günstig“ abzustempeln und den Umzug mit dem Umzugsunternehmen als „sicher“ zu deklarieren, ist in der Praxis zu einfach. Stattdessen muss mit Blick auf die persönlichen Verhältnisse abgewogen werden, wann professionelle Hilfe nötig ist und wann es mit den helfenden Händen der Freunde geht.
Die folgenden Beispiel-Situationen sollen bei der Entscheidung helfen:
- Beim Umzug aus Hotel Mama in die erste eigene Wohnung werden in der Regel neue Möbel angeschafft oder es wird eine möblierte Wohnung bezogen. Hier reichen ein paar kräftige Helfer, die die Kisten transportieren.
- Wer einen größeren Umzug mit vielen Kilometern zwischen alter und neuer Bleibe zu stemmen hat, entspannt das Mammutprojekt mit professioneller Hilfe. So könnten Kisten und Möbel mit den Profis im Lkw reisen, während eine Abordnung von Helfern direkt anreist, um dann beim Auspacken zu helfen.
- Der Berg an Umzugsware entscheidet nun darüber, ob der Umziehende eine komplette Lkw-Ladung voll bekommt oder ob nur sperrige Möbel als sogenannte Beiladung per Spedition verschickt werden. Achtung: Eine Beiladung wird nicht am Umzugstag verschickt und kommt meist nicht am Umzugstag an. Diese Lieferzeiten müssen berücksichtigt werden. Wird hingegen nur ein kleiner Transporter geliehen, kann das bedeuten, dass mehrfach zwischen neuer und alter Bleibe hin- und hergefahren werden muss. Ein Transporter ohne Kilometerbegrenzung ist in diesem Fall sinnvoll.
- Wer mit Kind und Kegel umzieht, schwanger ist oder „nebenbei“ noch Haustiere zu versorgen hat, hat genug mit dieser wertvollen Fracht zu tun, die sich nicht einfach in eine Kiste verpacken lässt. Auch für diesen Fall empfiehlt es sich, ein Umzugsunternehmen zu beauftragen.
Achtung: Wer einen Seecontainer zu packen hat, da der Umzug auf einen anderen Kontinent ansteht, sollte auf professionelle Hilfe setzen. Diese sorgt nicht nur für eine sichere Verpackung von Hab und Gut, sondern auch für weniger Probleme bei der Einreise. Professionelle Umzugsfirmen wissen nämlich um die Einreisebedingungen in fremde Länder – und würden Pflanzen oder Samen, die mit verschifft werden sollen – beispielsweise erst gar nicht verpacken. Sie können (je nach Land) zu Ärger bei der Einreise führen oder dürfen gar nur unter Auflagen eingeführt werden.
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Wie teuer wird der Umzug wohl in Summe sein?
Ob der Umzug mithilfe von Freunden oder über einen Dienstleister abgewickelt wird, ist nur ein Kostenfaktor auf einer langen Liste an Kosten, dies es im Vorfeld zu berücksichtigen gilt.
Das kommt an Kosten bei einem Umzug zusammen:
- Kosten für Umzugshelfer: Profis kosten mehr als Freunde, doch auch Bekannte und Verwandte wollen am Umzugstag verköstigt werden. Zudem gilt es bei größeren Distanzen Spritgeld zu bezahlen.
- Kosten für Ummeldungen: Um die Ab-, Um- und Neuanmeldung beim Einwohnermeldeamt, beim Finanzamt und beim Kraftfahramt kommt keiner umhin. Sparpotential gibt es beim Nachsendeantrag, der zwar zuverlässig die Post an die neue Adresse bringt, dafür aber Gebühren kostet.
- Kosten für Verträge: Teuer könnte es auch werden, wenn Verträge nicht rechtzeitig gekündigt werden und Alt- und Neuverträge quasi zeitgleich laufen. Das passiert eher selten bei Versorgungsbetrieben, dafür immer häufiger bei Anbietern von Internet- und Telekommunikationsleistungen.
- Direkte Umzugskosten: Im Zusammenhang mit einem Umzug fallen die Materialkosten für Verpackungsmaterial an. Hinzu kommen Kosten für die alte Wohnung (um diese beispielsweise für die Wohnungsübergabe zu rüsten) und Kosten für die neue Wohnung (für Einrichtung, Deko und Co.).
Quittungen sammeln! Diese Kosten lassen sich von der Steuer absetzen
Welche Kosten steuerlich geltend gemacht werden können, ist davon abhängig, ob der Umzug privat oder beruflich bedingt ist.
Je nach Umzugsgrund können diese Kosten von der Steuer abgesetzt werden:
Beruflich bedingter Umzug
- Allgemeine Kosten: Transportkosten, Übernachtungskosten, doppelte Mietzahlungen, Besichtigungskosten, Maklerkosten (bei Mietobjekten), Nachhilfe für Kinder
- Sonstige Kosten: Wohnungssuche-Anzeigen, Ummeldegebühren (u.a. auch Nachsendeantrag), fachgerechte Installationen durch Handwerker (Elektrogeräte, Telefon, Internet, Gardinen), Kosten für private Helfer (Verpflegung, Trinkgeld)
Privater Umzug
- Haushaltsnahe Aufwendungen: Transportdienstkosten (max. 4.000 Euro), Handwerkerkosten (anteilig, bis max. 1.200 Euro)
- Außergewöhnliche Belastungen: steuerlich geltend gemacht werden können Umzugskosten, wenn diese zwingend notwendig waren (beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen) oder wenn die zumutbare finanzielle Grenze überschritten wird
Wann ist ein Umzug beruflich bedingt?
Ob ein Umzug beruflich bedingt ist, macht das Finanzamt an diversen Details fest. So kann der Antritt des ersten Jobs einen Umzug zum beruflich bedingten Umzug machen. Auch die Versetzung oder der Arbeitsplatzwechsel sind klassische Gründe, die für einen beruflich bedingten Umzug stehen. Die Rückkehr aus dem Ausland, der Bezug einer Dienstwohnung sowie der Umzug, weil sich dadurch der Arbeitsweg verkürzt, sind weitere Gründe, die einen beruflich bedingten Umzug rechtfertigen.
Wichtig ist, dass alle Kosten, die mit dem Umzug in Verbindung standen, per Quittung dokumentiert werden. Anschließend kann dann berechnet werden, ob die Umzugskostenpauschale angesetzt wird, oder ob es sich eher rechnet, die einzelnen Kostenpunkte anzuführen.
Renovieren, einrichten und umziehen
Die Wohnung rechtzeitig vorbereiten Im Idealfall läuft es genauso: Die neue Bleibe wird renoviert, eingerichtet und dann wird umgezogen. Dieser… weiterlesen