Das ABC der Wohnschadstoffe, Teil 2
Physikalische Belastungen in Wohnräumen können gemessen werden. Teilweise empfinden Menschen sie unterschiedlich stark störend. Manche reagieren empfindlicher auf Lärm oder Hitze als andere. Daher ist es bei diesen Belastungen schwierig, eine Empfehlung abzugeben. Außer bei Radioaktivität, da gibt es gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte.
Welche physikalischen Belastungen können sich störend auf das Wohlbefinden auswirken und die Wohngesundheit beeinträchtigen?
- Radioaktivität
- Elektrosmog
- Geräusche
- Temperatur
- Luftfeuchtigkeit
- Licht
Radioaktivität
Radioaktivität kommt in vielen Regionen Deutschlands natürlich im Boden vor. An diesen Stellen entweicht radioaktives Radon, ein Edelgas, aus der Erdkruste und dringt durch Risse in Gebäude ein. Radon gilt laut WHO als krebserregend. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat einen Radonatlas für Deutschland erstellt und gibt die mögliche Radonbelastung für die verschiedenen Regionen an. Ein Haus, das in einem mit Radon verstrahlten Gebiet steht, braucht ein ausreichend abgedichtetes Fundament. Auch Keller und Rohre sollten abgedichtet sein. Zudem ist eine gute Innenraumlüftung sinnvoll.
Es gibt auch verschiedene Baustoffe, die eine Radonbelastung in ein Haus bringen können. Sie stammen dann aus einem radioaktiv belasteten Abbaugebiet oder enthalten selbst natürlich vorkommende radioaktive Nuklide, also instabile Atome. Die Baustoffe können Fliesen, Hochofenzement, Natursteinböden und Porenbeton sein.
Elektrosmog oder elektromagnetische Wechselfelder
Elektromagnetische Wechselfelder gibt es als hoch- und als niederfrequente elektromagnetische Felder.
- Niederfrequente elektromagnetische Felder entstehen im Bereich der Stromversorgung, bei Haushaltsgeräten und Elektroinstallationen.
- Hochfrequente elektromagnetische Felder haben eine kürzere Wellenlänge und eine höhere Frequenz und kommen in der Kommunikationstechnologie, beispielsweise bei der Bild, Ton und Datenübertragung zum Einsatz.
Die elektromagnetischen Felder können im Körper Ströme und elektrische Felder verursachen. Die hochfrequenten Felder können biologisches Gewebe erwärmen. Welche gesundheitlichen Folgen es hat, wenn Menschen länger diesen Magnetfeldern ausgesetzt sind, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Empfindlichere Menschen reagieren eher darauf, beispielsweise mit Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Herzrasen und Übelkeit. Ferner besteht der Verdacht, dass diese Strahlung Tumore in Gehirn, Auge oder Ohr begünstigt.
Um die Strahlung abzuschirmen, sind bestimmte Armierungsmaßnahmen notwendig, die bereits in die Wand eingebaut werden sollten. Die Wände selbst schirmen die Strahlung nicht ab. Netzfreischalter können ebenfalls dabei helfen, die Einflüsse im Wohnumfeld zu reduzieren.
Lärm
Lärm im Wohnumfeld entsteht von außen, wenn beispielsweise der Lärmschutz mangelhaft ist und der Straßenlärm von außen eindringen kann. Lärm kann aber auch innerhalb des Hauses entstehen, wenn die Haustechnik minderwertig oder schlecht installiert ist, wenn Schallbrücken vorhanden sind oder wenn die Einrichtung Lärm begünstigt.
Die Wahl des Grundstücks spielt bei von außen eindringendem Lärm eine wichtige Rolle. Befinden sich außergewöhnliche Lärmquellen in der Umgebung, kann dies bereits bei der Planung berücksichtigt werden. Abhilfe können beispielsweise Lärmschutzfenster schaffen.
Lärm von innen lässt sich teilweise ebenfalls durch eine gute Planung vermeiden, beispielsweise sollte das Schlafzimmer sich nicht direkt neben dem Badezimmer befinden. Auch die Inneneinrichtung kann dazu beitragen, dass Schall sich nicht so stark ausbreitet. Teppiche und Gardinen schlucken beispielsweise sehr viel Schall.
Menschen, die ständig viel Lärm ausgesetzt sind, können zu hohen Blutdruck bekommen. Das wirkt sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System aus. Auch gestörter Schlaf und psychische Probleme können die Folge von zu hoher Lärmbelastung sein.
Temperatur
Die Temperatur darf nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig sein, denn weder Überhitzen noch Unterkühlen sind gut für die Gesundheit. Unterkühlung im Wohnumfeld zu vermeiden, ist selbstverständlich. Es gibt in Deutschland nur noch sehr wenige Häuser, die weder über Wärmedämmung noch über eine Möglichkeit zu heizen verfügen.
Dem Wärmeschutz im Sommer dagegen kommt immer mehr Bedeutung zu. Die Menschen achten in Zeiten des Klimawandels vermehrt auf ihre Gesundheit. Tropische Nächte, in denen die Temperaturen bei über 20 °C liegen, gibt es in Deutschland immer mehr. Doch es ist wissenschaftlich erwiesen, dass zu hohe Temperaturen die Schlafqualität beeinträchtigen.
Ursachen für die nächtliche Erwärmung in den Innenräumen liegt jedoch nicht allein im Klimawandel begründet. Oft sorgen große Fensterflächen und unzureichender Sonnenschutz dafür, dass sich Räume tagsüber stark aufheizen. Auch ein ungeeigneter Grundriss oder eine mangelhafte Planung der Grünflächen kann dafür verantwortlich sein, dass es nachts in den Schlafräumen zu warm ist im Sommer.
Bei einem neu zu planenden Haus sollte auch dem sommerlichen Wärmeschutz Aufmerksamkeit geschenkt werden. Handelt es sich um ein bereits bestehendes Gebäude, hilft es, die Fensterflächen rechtzeitig zu beschatten und nachts zu lüften.
- Rollläden, Raffstores, Jalousien oder Ähnliches sollten bei sehr großer Hitze nicht ganz geschlossen sein. So ist ein gewisses Maß an Luftzirkulation gewährleistet, Rollläden können sich durch die Hitze nicht verformen.
- Am besten ist es, über Fenster an der Nordseite des Hauses zu lüften, da dort kein direktes Sonnenlicht hinkommt. Zudem sind Dachfenster eine gute Möglichkeit, um für Luftzirkulation zu sorgen. Die warme Luft steigt nach oben und kann dann direkt unter dem Dach wieder nach draußen. So entsteht eine natürliche Luftzirkulation und die Innenräume bleiben angenehm.
- Auch die Wärmedämmung bzw. das Anbringen von Speichermasse kann dazu beitragen, die Raumtemperatur auszugleichen.
- Steinbeete oder große Steinflächen, wie eine Terrasse zum Beispiel, sollten sich nicht direkt am Haus befinden. Begrünte Flächen, insbesondere Bäume, sorgen für Hitzeschutz im Sommer.
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Luftfeuchtigkeit
Wenn die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen dauerhaft zu hoch ist, kann Schimmelbildung die Folge sein. Aber auch eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit ist langfristig schädlich. Die ideale Raumluftfeuchte liegt bei 40 bis 60 Prozent.
In modernen Gebäuden sind Gipswände sehr weitverbreitet. Das kann eine trockene Raumluft begünstigen. Hinzu kommen Lüftungsanlagen, die zusätzlich die feuchte Luft nach draußen befördern. Abhilfe können Raumluftbefeuchter schaffen. Lehm ist der ideale Baustoff mit seinen feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften. Er kann insbesondere im Winter dabei helfen, die Luftfeuchtigkeit auf einem angenehmen Niveau zu halten.
Zu trockene Luft ist ebenfalls schädlich. Sie kann die Schleimhäute austrocknen. In der Folge kommt es häufiger zu Nasenbluten und die Infektanfälligkeit steigt. Wird ein Haus nicht optimal geheizt, kann es zu warmer und zu trockener Luft kommen. Luft-Wärmepumpen können ein zu trockenes Raumklima begünstigen, weil sie große Mengen an Luft bewegen. Klassisches Heizen mit wasserführenden Leitungen und auch Flächenheizungen sind besser geeignet. Die Luft ist damit nicht so stark in Bewegung.
Licht
Die Menschen verbringen sehr viel Zeit in Innenräumen. Dabei hat Licht einen besonders großen Einfluss auf das Wohlbefinden. In moderner Bauweise gebaute Häuser haben große Fensterflächen und tragen so dem Bedürfnis nach natürlichem Licht Rechnung.
Licht beeinflusst die Hormone im menschlichen Körper. Es beeinflusst auch die Konzentration, das Immunsystem und kann für Depressionen verantwortlich sein. Um erholsam zu schlafen, kommt es auf die verschiedenen Lichtarten und Lichtstärken an, denen der Körper den ganzen Tag ausgesetzt ist. Blaues Licht, wie es vor allem von Bildschirmen emittiert wird, kann die Bildung des Schlafhormons Melatonin unterdrücken. Das kann den natürlichen Schlafrhythmus beeinträchtigen.
Deshalb ist es so wichtig, dass viel Tageslicht in die Wohnräume eindringen kann, vor allen Dingen morgens ist ausreichend Helligkeit wichtig. Das sollten Bauherren bei der Lichtplanung berücksichtigen.
Das ABC der Wohnschadstoffe
Viele Schadstoffe, die in der Wohnung die Luft belasten, teilweise sogar sehr gesundheitsschädlich sind, sind unsichtbar, oft sogar geruchlos. Sie… weiterlesen