Das ABC der Wohnschadstoffe, Teil 1
Chemische Schadstoffe können sich in Baumaterialien und auch in Einrichtungsgegenständen befinden. Viele davon haben einen charakteristischen Geruch. Sie können giftig sein und allergische Reaktionen auslösen. Der Kontakt erfolgt dabei entweder direkt durch Haut oder durch Einatmung, wodurch die Schadstoffe in den Körper gelangen und auch langfristige gesundheitliche Schäden verursachen können.
Acrylate
Acrylate kommen sehr häufig als Bindemittel in Farben, Lacken und Dichtstoffen zum Einsatz. Die aus Erdöl hergestellte Chemikalie trocknet schnell und ist farbecht. Sie bilden mit Wasser und organischen Farben ein stabiles Gemisch, eine sogenannte Dispersion. Die Dichtstoffe auf Acrylat-Basis kommen vor allen Dingen an Außenfassaden zum Anschließen von Bauteilen zum Einsatz. Sie lassen sich im Gegensatz zu Dichtstoffen mit Silikon überstreichen.
Acrylate sind leicht flüchtig und gelangen über die Atemwege in den menschlichen Körper. Sie können Atemwege und Schleimhäute reizen und darüber hinaus die Lungenfunktion beeinträchtigen. Auch auf der Haut können Reizungen und Allergien entstehen.
Anstelle von acrylathaltigen Materialien zur Oberflächenbehandlung eignen sich Öle und Wachse sehr gut. Bei der Verarbeitung von Acrylaten ist es wichtig, die Räume gut zu lüften, sodass die Schadstoffe sich rasch nach draußen verflüchtigen können. Atemschutzmaske und Schutzhandschuhe schützen Atemwege und die Haut vor direktem Kontakt mit dem Schadstoff.
Aromatische Kohlenwasserstoffe
Aromatische Kohlenwasserstoffe sind organische Verbindungen, die oft in Lösungsmitteln zum Einsatz kommen. Es handelt sich um ein petrochemisches Produkt, das sich bei Raumtemperatur leicht entzünden kann. Die entstehenden Dämpfe bilden mit der Luft ein explosionsfähiges Gemisch. Sie kommen vor allem in Klebstoffen, Lacken, Spachtelmasse oder Holzschutzmitteln zum Einsatz. Während der Trocknungsphase geben sie gefährliche Schadstoffe an die Raumluft ab.
Von diesen organischen Verbindungen geht ein akutes gesundheitliches Risiko aus. Wird der Schadstoff eingeatmet, kann er das Nervensystem angreifen, Leber, Nieren und Lunge schädigen. Zudem führen sie zu Hautentzündungen und -reizungen.
Am besten ist es, auf Produkte mit aromatischen Kohlenwasserstoff-Verbindungen ganz zu verzichten. Sie sind eine Gefahr für die Gesundheit und auch eine Klimabelastung.
Asbest
Asbest kommt natürlich im Erdgestein vor und besteht aus anorganischen Verbindungen mit Silikaten. Das Material ist hitzebeständig bis circa 1000 °C, gegenüber Säuren und anderen Chemikalien beständig, ist verrottungsfest und sehr langlebig. Seine Zugfestigkeit ist höher als die von Stahl. Die Herstellung ist einfach und seine technische Beständigkeit sehr hoch. Daher war es zeitweilig Bestandteil von vielen Bauprodukten, beispielsweise in Bodenbelägen, Abdichtungen oder Abdeckplatten. Es kam auch in der in den1970er-Jahren sehr populären Nachtspeicherheizung zum Einsatz. Zwischenzeitlich ist es in Deutschland in Bauprodukten verboten.
Asbest ist nicht direkt gesundheitsschädlich. Doch es kommt langfristig zu schweren Erkrankungen. Die feinen Asbestfasern gelangen als Feinstaub in die Atemluft, gelangen so in die Lungenbläschen und setzen sich dort fest. In der Folge entsteht Krebs. Noch Jahrzehnte nach dem Kontakt mit dem Gift kann es zu Lungen- und Rippenfellerkrankungen kommen. Es kommt zur Asbestose, Lungen- und Rippenfellkrebs. Auch fest eingebaute Asbestfasern, beispielsweise in Rohren oder Wellplatten, geben durch Verwitterung mit der Zeit Asbestfasern an die Umgebungsluft ab, damit die verursachten Belastungen so gering wie möglich bleiben.
Azofarbstoffe
Azofarbstoffe kommen vor allem beim Färben von Leder und Textilien zur Anwendung. Gardinen, Polstermöbel, Teppiche oder Stuhlbezüge können damit belastet sein. Sie lassen sich sehr gut mit anderen Stoffen kombinieren, sind lichtecht und farbstabil. Die Farben sind besonders kräftig.
Je nach Art des Azofarbstoffes, ist das Gesundheitsrisiko sehr unterschiedlich zu bewerten.
- Azofarbstoffe mit Acrylamin-Gruppe bergen ein erhebliches Krebsrisiko. Sie sind in Europa zwischenzeitlich verboten. Doch durch Textilien aus dem Ausland gelangen die Schadstoffe noch immer in deutsche Wohnräume.
- Ausgewählte Azofarbstoffe sind als Lebensmittelfarbstoff zugelassen.
Wer zu Hause auf Nummer sichergehen will, dass keine gefährlichen Azofarbstoffe in einem Produkt enthalten sind, der achtet auf bestimmte Qualitätssiegel, wie der Blaue Umweltengel für emissionsarme Produkte oder das Öko-Tex-Siegel.
Biozide, Fungizide, Insektizide
Biozide haben antimikrobielle Eigenschaften und enthalten Wirkstoffe wie Ethanol, Chlordioxid oder Kupferoxid. Sie sind wasserlöslich und können sich auch Putz, Dichtstoffen oder Farben herauswaschen, wenn es regnet. So gelangen sie in die Umwelt und ins Trinkwasser, wo sie eine Belastung sind.
Biozide gegen Pilze sind sogenannte Fungizide. Sie können in Farben, Putzen und Ähnlichem enthalten sein. Sie sollten in Innenräumen nicht zum Einsatz kommen. Auch Holz, das mit Fungiziden behandelt ist, sollte nicht in Innenräumen verbaut werden.
Biozide, die gegen Insekten wirken, sind sogenannte Insektizide. In Holzschutzmitteln waren früher Insektizide enthalten, von denen heute fast die Hälfte verboten ist, wie Lindan oder DDT. Heute dürfen nur noch Insektizide verwendet werden, die der Biozidverordnung entsprechen, wie Borsäure, Borax oder Propiconazol.
Hinweis: Bauholz, das mit Insektiziden behandelt ist, gilt als Sondermüll und darf nicht wiederverwendet werden.
Viele natürliche Baustoffe, wie Holz, Wolle oder Sisal, die anfällig für Pilz- oder Insektenbefall sind, sind mit Bioziden belastet.
Flammschutzmittel
Flammschutzmittel reduzieren die Entzündbarkeit von Baustoffen und verlangsamen so die Ausbreitung eines Feuers bei einem Wohnungsbrand. Es gibt Flammschutzmittel, die Borax oder Carbonate, also natürliche Bestandteile enthalten. Häufig ist in Flammschutzmitteln allerdings Phosphor oder ein Halogen, wie Brom oder Chlor, zur Anwendung.
Flammschutzmittel sind oft in natürlichen Dämmstoffen enthalten. Auch Dämmstoffe, die im Außenbereich zum Einsatz kommen und aus Polystyrol hergestellt sind, enthalten bromhaltige Flammschutzmittel. Polstermöbel, Matratzen oder Teppiche, die für den Wohnbereich vorgesehen sind, enthalten in der Regel keine Flammschutzmittel.
Natürliche Flammschutzmittel stellen kein Gesundheitsrisiko dar. Flammschutzmittel mit Phosphor oder Halogenen hingegen kann der Körper über die Haut aufnehmen. Sie können das Nervensystem schwer schädigen
Der Organismus kann diese Stoffe nur schwer abbauen, sodass sie sich in verschiedenen Geweben anreichern, beispielsweise im Fettgewebe oder der Muttermilch. Sie lagern sich zudem im Hausstaub ab.
Wenn es brennt, entstehen giftige Dioxine, deshalb ist es sinnvoll, chlor- und bromhaltige Flammschutzmitteln in Wohnräumen nicht zu verwenden. Es gibt allerdings Vorschriften, wonach Matratzen oder Polstermöbel in bestimmten gewerblichen Einrichtungen mit bromierten Flammschutzmitteln behandelt sein müssen, beispielsweise in Altenwohnheimen.
Zusätzliche Flammschutzmittel in Sitzmöbeln oder Textilien sind im privaten Bereich nicht notwendig. Da ein sehr hohes gesundheitliches Risiko damit einhergeht und auch ökologische Folgeprobleme entstehen können, sollten solche Produkte erst gar nicht angeschafft werden. Der Blaue Umweltengel oder das Öko-Tex-Siegel kennzeichnen emissionsarme Produkte.
Formaldehyd
Formaldehyd ist eine farblose, stechend riechende Chemikalie, die desinfizierend wirkt. Es ist bei Raumtemperatur gasförmig und ein wichtiger Grundstoff zur Herstellung verschiedener Kunststoffe.
Formaldehyd kommt natürlich in vielen pflanzlichen Zellen vor, beispielsweise in Früchten oder verschiedenen Hölzern. Bei der Herstellung von Holzleim ist es ein wichtiger Grundstoff. Daher kommt es auch in Spanplatten, Furnierplatten und Tischlerplatten vor. Formaldehyd ist auch in vielen Kosmetikprodukten, Arzneimitteln, Klebstoffen oder Reinigungsmitteln als Desinfektionsstoff enthalten. Es gibt:
- Harnstoff-Formaldehyd-Harze (UF)
- Phenol-Formaldehyd-Harze (PF)
- Melamin-Formaldehyd-Harze (MF)
In Tierversuchen war das Krebsrisiko erhöht. Studien weisen auf einen ähnlichen Zusammenhang in der Arbeitswelt hin. Da die WHO Formaldehyd als krebserzeugend eingestuft hat, gilt mittlerweile ein gesetzlicher Grenzwert. Es dürfen nicht mehr als 0,1 ppm (parts per million) in der Raumluft enthalten sein. Formaldehyd hat auch einen sensibilisierenden Effekt. Es reizt die Haut, löst Kopfschmerzen und Allergien aus.
Die Belastung bei Plattenwerkstoffen kommt ausschließlich vom formaldehydhaltigen Leim. Da die Luftfeuchtigkeit immer wieder den Leim anlöst, gelangt das Formaldehyd über einen längeren Zeitraum in die Raumluft, teilweise sogar noch nach vielen Monaten oder sogar Jahren.
Als Alternative gibt es Holzleim, der kein Formaldehyd enthält. Für Innenräume sollten nur rohe Spanplatten verwenden, die als formaldehydarm gekennzeichnet sind.
Glykole
Mit Glykol sind meist Ethylen- und Methylenglykol gemeint. Die Chemikalie ist flüssig, farblos, hat einen angenehm süßen Geruch und ist leicht entzündlich. Sie bildet mit organischen Farbstoffen und Wasser eine Dispersion. Sie sind meist Bestandteil in wasserlöslichen Lasuren und Lacken und finden auch in vielen Reinigungsmitteln Anwendung.
Glykole wirken leicht reizend auf Haut und Schleimhäute. Einige Glykolverbindungen sind ein gesundheitliches Risiko für den Embryo, beispielsweise Ethylglykol, Ethylglykolacetat, Methylglykolacetat und Methylglykol. Sie können auch Schäden an den Hoden und am Knochenmark verursachen.
Wenn Glykol in einem Lack als Lösungsmittel enthalten ist, ist der Geruch kaum wahrnehmbar. Deshalb ist es wichtig, auch bei der Verarbeitung von wasserlöslichen Lacken und Farben für ausreichende Lüftung zu sorgen. Bei größeren Flächen ist eine Atemschutzmaske ratsam. Alle Lacke, die mit dem Blauen Engel als emissionsarm gekennzeichnet sind, enthalten keine schädlichen Glykole.
Halogenorganische Verbindungen
Zu den halogenorganischen Verbindungen gehören alle chemischen Verbindungen, die Chlor, Brom, Fluor oder Jod enthalten. Zusammen mit Kohlenwasserstoffen bilden sie wirksame Lösungsmittel, wie DDT, PCB und PCP.
Die meisten der halogenorganischen Verbindungen sind mittlerweile verboten. Sie sind extrem umweltschädlich. Heute kommen sie in abgewandelter Form als Konservierungs- und Lösungsmittel zur Anwendung, beispielsweise in Klebstoffen, Farben, Lacken und Flammschutzmitteln.
Die halogenorganischen Kohlenwasserstoffe reichern sich im Körper vor allem im Fettgewebe an. Sie können die Nerven schädigen und von einigen Verbindungen geht eine hohe Krebsgefahr aus. Zudem sind sie sehr klimaschädlich.
Insbesondere bei der Sanierung alter Häuser können diese Stoffe in die Luft gelangen, wenn beispielsweise ein alter Fußboden, der mit PCB behandelt war, saniert werden muss.
Hinweis: Solche Altklebstoffe sollte unbedingt ein Fachmann entsorgen.
Isocyanate
Isocyanate sind sehr reaktionsfreudig und verbinden sich häufig zu langkettigen Poly-Isocyanaten. Sie sind zusammen mit relativ ungefährlichen Polyolen die Ausgangsstoffe für Polyurethan-Kunststoffe.
Dafür gibt es im Innenausbau viele Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise in
- Lacke
- Klebstoffe
- Spanplatten
Das Polyurethan in Spanplatten ist ausgehärtet. Kleber sind als 1- oder 2-Komponenten-System erhältlich und härten erst bei der Anwendung aus. 1-Komponenten-Systeme sind in Lack oder in Abdichtschaum für Fenster zu finden. Sie härten mithilfe der Feuchtigkeit in der Luft aus. 2-Komponenten-Systeme sind Bestandteile hochwertiger Lacke oder Montageschäume. Sie härten aus, wenn die beiden Komponenten sich vermischen.
Isocyanate sind schädlich für die Haut und die Schleimhäute. Sie verändern und zerstören die Zellmembrane. Es kann zu Asthma und Hautallergien kommen.
Isocyanate sind unbedingt zu vermeiden. Wo es keine Alternative gibt, sollte ein Fachmann die Arbeit übernehmen.
Lindan
Lindan ist ein Insektizid und gehört zu den halogenierten Kohlenwasserstoffen. Es kam früher häufig zusammen mit PCP in Holzschutzmitteln zur Anwendung, in Innenräumen vor allem zur Vorbeugung. Die Substanz ist bereits seit Ende der 1980er-Jahre in Deutschland verboten. Zwischenzeitlich gilt das Verbot in ganz Europa.
Die Chemikalie ist sehr beständig und daher noch heute in alten Teppichen und Tapeten zu finden.
Auch beim Kauf von Holzmöbeln im Ausland kann die Gefahr bestehen, dass das Holz mit Lindan behandelt ist. Der vorbeugende Einsatz von Lindan ist noch nicht überall verboten.
Zu den schwerwiegenden Symptomen gehören Schäden am Nervensystem. Das Gift wirkt sehr langfristig, da es sich im Körper anreichert und nicht abgebaut werden kann. Es steht zudem im Verdacht, krebserregend zu sein und könnte Auslöser der Parkinson’schen Krankheit sein.
Moschus-Verbindungen
Moschus kommt eigentlich in der Natur vor. Heute werden die meisten Moschus-Verbindungen allerdings im Labor hergestellt. Dabei handelt es sich um Duftstoffe für Seifen und Parfüme, Duftkerzen und Duftöle, Waschmittel und Waschzusatzstoffe. Sie enthalten aromatische Amino- und Nitroverbindungen.
Moschus-Verbindungen haben eine sehr komplexe chemische Struktur. Es gehen erhebliche Gesundheitsrisiken davon aus. Sie können beispielsweise Allergien auslösen. Zudem lagern sie sich im Fettgewebe ein und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.
Duftstoffe sind für die eigentliche Wirkung von Wasch- und Reinigungsmitteln oder die Hygiene nicht erforderlich. Da der regelmäßige Kontakt damit, Allergien begünstigen kann und sie zudem erheblich die Umwelt belasten, sollten sie gemieden werden.
Nanopartikel
Nanopartikel sind chemische Verbindungen, die wenige Atome oder Moleküle enthalten und die sehr, sehr klein sind. Sie sind für das menschliche Auge nicht sichtbar. Es kann sich dabei um kleinste Kohlenstoffteilchen handeln, um Metall- oder Halbmetalloxide oder um Polymere. Sie haben die Fähigkeit, andere Stoffe zu verändern. Sie machen sie beispielsweise härter, verbessern den Brandschutz, machen Oberflächen korrosionsfest oder weniger lichtempfindlich.
Sie können die Eigenschaften von anderen Materialien gezielt verändern, beispielsweise die Oberflächenspannung, die Brandeigenschaften, die Lichtempfindlichkeit oder die Oberflächenhärte und die Korrosionsfestigkeit.
Im Innenausbau sind sie hauptsächlich in Lacken enthalten, wo sie gezielt die beispielsweise Oberflächen kratzfester machen. Silberpartikel wirken antibakteriell, beispielsweise um in Textilien den Schweißgeruch zu entfernen.
Nanopartikel sind so klein, dass sie leicht eingeatmet werden können. Erst einmal im Organismus können sie ins Blut und durch die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn gelangen. Es liegen bisher noch sehr wenige Erkenntnisse vor, wie Nanopartikel sich auf die Gesundheit auswirken.
Natronlauge
Natronlauge ist ein chemischer Grundstoff, der stark ätzend ist. Sie löst sich gut in Wasser und findet häufig in der Industrie, vor allem in der Waschmittelindustrie, und in Laboren Anwendung. Sie ist zudem ein gutes Abbeizmittel.
Wenn Natronlauge in die Augen gelangt, können schwere Schäden bis hin zur Erblindung entstehen, selbst wenn die Chemikalie stark verdünnt ist.
Natronlauge sollten Laien nicht anwenden, da die Umwelt- und Sicherheitsrisiken sehr groß sind.
Organische Lösemittel
Organische Lösungsmittel lösen Fette, Harze, Kunststoffe, Öle und Wachse. Erst durch ihre Zugabe lassen sich diese Stoffe weiterverarbeiten. Sie verdunsten schon bei Raumtemperatur und haben oft einen sehr intensiven Eigengeruch.
Organische Lösungsmittel lassen sich aus natürlichen Rohstoffen gewinnen, wie Terpentinöl, oder in petrochemischen Verfahren, beispielsweise die Nitroverdünnung. Organische Lösungsmittel gehören zu den flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs).
Sie kommen hauptsächlich zur Anwendung, wenn es darum geht, Dichtungsmassen, Klebstoffe oder Oberflächenmaterialien zu verarbeiten. Im Innenausbau sind sie in vielen Bereichen anzutreffen und sind auch in vielen Reinigungsmitteln oder Kosmetika enthalten.
TIPP
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Lösungsmittel fördern die Ozonbildung und verstärken Sommersmog. Im Wohnumfeld eingesetzt verursachen sie bei vielen Menschen Kopfschmerzen, Nervenschäden und Übelkeit. Sie wirken auf der Haut entfettend und können Hautreizungen und Ekzeme auslösen. Viele Lösungsmittel stehen zudem im Verdacht, krebserregend zu sein.
Organische Lösungsmittel sollten so wenig wie nur möglich eingesetzt werden. Produkte mit dem Blauen Umweltengel und lösemittelfreie Produkte, wie Öle oder Wachse eignen sich hervorragend zur Oberflächenbehandlung in Innenräumen. Wenn ihr Einsatz unvermeidbar ist, ist auf jeden Fall für eine gute Lüftung zu sorgen.
PAK
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind teilweise bereits verboten. Sie sind nachweislich krebserregend. Sie kommen vor allem in Weichkunststoffen vor, wie Autoreifen oder Gummigriffe von Werkzeug.
Für die Trittschalldämmung gibt es Altreifengranulat, das häufig unter Estrichen Anwendung findet. Das sollte ebenso wenig eingebaut werden wie Teerpappe. PAKs dürfen noch immer Bestandteil von Holzschutzmitteln für Zäune sein.
PCP
PCP ist die Abkürzung für Pentachlorphenol. Das Holzschutzmittel hat in den 1980er-Jahren traurige Berühmtheit erlangt, als es in zahlreichen Gerichtsprozessen immer wieder Thema war. Bei PCP handelt es sich um einen chlorierten Kohlenwasserstoff, also eine halogenorganische, aromatische Verbindung. Es ist mittlerweile verboten.
PCP war früher vorbeugender Holzschutz in Innenräumen und wirkt auch giftig gegen Pilze. Es ist sehr beständig und lässt sich noch viele Jahre im Baubestand nachweisen. Teilweise kommt es noch heute im Ausland in der Textil- und Lederindustrie zum Einsatz.
PCP reizt die Haut und die Schleimhäute, verursacht Nervenschäden und Leberfunktionsstörungen. Es reichert sich im Körper an und gilt als krebserregend.
Beim Möbelkauf im Ausland besteht das Risiko, dass PCP im Holzschutzmittel enthalten ist. Auch bei der Altbausanierung lassen sich PCP-Belastungen nicht ausschließen. Es kann sich auch im Hausstaub anreichern.
Phthalate
Weichmacher ist ein anderes Wort für Phthalate. Sie sind Bestandteil in vielen Kunststoffen, die eigentlich spröde sind. Sie werden mithilfe der Phthalate weich und flexibel. Phthalate sind meist Polymere, davon ist DEHP das wichtigste. Die Weichmacher verbinden sich nicht mit den Kunststoffmolekülen, sodass sie mit der Zeit aus dem Kunststoff entweichen können. PVC ist ein sehr spröder Kunststoff und enthält bis zu 30 Prozent Weichmacher.
Kunststoffe sind in fast allen Wohnbereichen anzutreffen, von Haushaltsgeräten über Möbel bis hin zu Spielzeug, Teppichen oder Wandbelägen. Die Phthalate entweichen sehr langsam in die Raumluft und finden sich im Hausstaub wieder. Mittlerweile gibt es immer mehr Produkte aus dem unbedenklichen ABS-Kunststoff. In Hart-PVC, das beispielsweise für Fensterrahmen verwendet wird, sind keine Phthalate enthalten.
Akut geht nur eine geringe gesundheitliche Gefährdung von den Phthalaten aus. Über die Atemwege gelangen sie allerdings in den Körper. Es besteht der Verdacht, dass sie den Fötus schädigen und die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Sie wirken ähnlich wie bestimmte Hormone. Mittlerweile kommen immer weniger Weichmacher in Spielsachen oder Babysachen vor. Die Anwendung ist europaweit stark zurückgegangen.
Da Phthalate sehr gefährlich sind, ist es am besten, sie ganz zu meiden, vor allem wenn sie großflächig, beispielsweise im Teppichrücken zu finden sind. Es gibt keine verbindliche Kennzeichnung von phthalatfreien Produkten. Doch der Blaue Umweltengel prüft die Produkte auch auf Weichmacher. So lassen sich die Giftstoffe zumindest minimieren.
Pyrethroide
Es gibt auch natürliche Insektenschutzmittel, die sogenannten Pyrethroide. Sie sind Vorlage, um synthetische Stoffe herzustellen. Das bekannteste Pyrethroid ist Permethrin, das als Ersatz für Lindan Anwendung findet. Es bekämpft und beugt holzzerstörenden Insekten vor.
Es bekämpft auch Milben, Läuse, Flöhe und Motten. Es ist in der Textilindustrie als Mottenschutz bekannt und kommt auch in der Holzverarbeitung zur Anwendung.
Das Nervengift Permethrin wirkt in erster Linie bei Fischen und Insekten und ist daher als umweltgefährlich eingestuft. Bei Menschen ist es her ungefährlich, kann jedoch zu Hautreizungen und Entzündungen führen.
Holzschutzmittel sind im Wohnbereich unnötig. Dort lässt sich Pilz- oder Insektenbefall durch andere Maßnahmen vermeiden. In der Textilindustrie gibt es chemiefreien Ersatz für Pyrethroide, beispielsweise Lavendel.
Schwermetalle
Zu den Schwermetallen gehören Blei, Chrom und Cadmium sowie Nickel und Quecksilber. Sie kommen überall in der Natur vor und sind auch in vielen Kunststoffverbindungen sowie in Kosmetika zu finden. Blei war lange Zeit Stabilisator in Kraftstoffen. Rohrleitungen waren oft bleihaltig. Chrom ist in der Lederindustrie wichtig und kommt auch in Holzschutzmitteln vor, genauso wie Kupfer.
Schwermetalle gehören teilweise zu den lebenswichtigen Mineralstoffen und sind teilweise extrem giftig. Sie können sich im Körper und in der Nahrungskette anreichern, aber nicht gut abgebaut werden. Auf der Haut können sich Kontaktallergien bemerkbar, wie beispielsweise bei einer Nickelallergie. Blei schädigt das Nervensystem und wirkt sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit aus. Cadmium war in Tierversuchen krebserregend. Zudem verursacht es Reizungen der Atemwege und Leberschäden. Quecksilber ist ein Nervengift, das auch die Atemwege sehr stark reizt.
Am besten ist es bei Holzschutzmitteln auf Produkte mit dem Blauen Umweltengel zurückzugreifen, die regelmäßig auch auf Schadstoffe untersucht werden. Ansonsten ist Holzschutz mit Schwermetallen in Innenräumen nicht notwendig.
Styrol
Polystyrol, das besser unter dem Namen Styropor bekannt ist, ist aus Styrol hergestellt. Es entsteht auf Erdölbasis und ist ein wichtiger Dämmstoff. Als sogenanntes ABS ersetzt es PVC als Kantenbeschichtung. Früher kam Styrol auch in Polyesterlacken zur Oberflächenbeschichtung vor. Zudem spielt es eine Rolle bei der Herstellung von synthetischen Latexmatratzen.
Styrol ist ein flüchtiger Stoff, der sehr leicht in die Atemwege und so in den Körper gelangt. Es reizt die Schleimhäute und verursacht Schäden am Nervensystem. Es kann den Embryo schädigen und gilt als krebserregend. Bei ausgehärtetem Styrol treten diese Wirkungen nicht auf. Dafür muss der Kunststoff allerdings vollständig ausgehärtet sein.
Bei der Oberflächenbehandlung stellen Wasserlacke, Öle und Wachse eine gesunde Alternative dar. Bei den Dämmmaterialien gibt es natürliche Dämmstoffe als Alternative.
Terpene
Terpene sind natürlicher Bestandteil von Naturharzen der Nadelhölzer und kommen auch in Zitronen- oder Orangenschalen vor. Sie sind ein gutes Lösungsmittel für Farben und Bindemittel auf Ölbasis. Sie haben einen sehr eigenwilligen Geruch und können sich bei Zimmertemperatur entzünden.
Terpene sind in Terpentinöl enthalten und in biologischen Ölen und Lacken. Da die gesundheitlichen Risiken sehr groß sind, gehen immer mehr Hersteller dazu über, andere Lösungsmittel einzusetzen.
Einige Bestandteile in den Terpenen sind krebserregend. Zudem können sie Hautallergien auslösen. Sie reizen Haut und Schleimhäute. Zudem verursachen sie Kopfschmerzen. Bei den Terpenen, die aus Nadelhölzern entweichen, wurden bisher noch keine gesundheitlichen Risiken festgestellt.
VOC
VOC sind flüchtige organische Verbindungen. Das ist eine Sammelbezeichnung für Stoffe, die Kohlenstoff enthalten und durch Verdunsten gasförmig werden. Dazu gehören VVOC und SVOC, die besonders gefährlich sind.
VOCs sind in vielen Lösungsmitteln, Farben, Klebstoffen, Lacken enthalten und entweichen bei niedrigen Temperaturen in die Raumluft. Das können auch natürliche VOCs sein, wie die Terpene im Baumharz.
Es gibt unter den VOCs insgesamt etwa 200 verschiedene Einzelsubstanzen. Dazu gehören Ketone, Terpene, Ester, Lakane, Aldehyde und Aromate, die sehr verschiedene Eigenschaften haben können. Sie sind die bedeutendsten Verunreinigungen in der Raumluft, von der Menge her gemessen. Erhöhte VVOC- und SVOC-Wert stehen in enger Verbindung mit dem Sick-Building-Syndrom.
Weichmacher
Siehe Phthalate
Physikalische Belastungen in Innenräumen
Das ABC der Wohnschadstoffe, Teil 2 Physikalische Belastungen in Wohnräumen können gemessen werden. Teilweise empfinden Menschen sie unterschiedlich stark störend.… weiterlesen