Beauftragen Sie einen Handwerker, sind auf dem Angebot sowie der Rechnung meistens auch die Kosten angegeben, die der Handwerker für seine Arbeitszeit in Rechnung stellt. Die dabei erhobenen Stundenlöhne erscheinen manchen Kunden ziemlich hoch. Doch oft bleibt dem Handwerker davon am Ende gar nicht viel übrig. Erfahren Sie, wie sich die Handwerkerstunde berechnet.

Wird von Handwerker und Kunde kein Pauschalbetrag für die Arbeitskosten des gesamten Auftrags vereinbart, rechnet der Handwerker in der Regel pro Stunde ab. Auf den ersten Blick empfinden manche Verbraucher die angesetzten Lohnkosten als sehr hoch und vergleichen dabei gerne den Betrag mit ihren eigenen Stundenlöhnen, die sie von ihrem Arbeitgeber erhalten. Dieser Vergleich hinkt jedoch. Denn der Preis einer Handwerkerstunde wird anhand mehrerer Faktoren berechnet, die die vermeintlich hohen Kosten schnell relativieren können.
Wenn ein Handwerksunternehmen also übliche Stundensätze zwischen 50 und 60 EUR für seine Mitarbeiter abrechnet, sollten Sie wissen, was davon wirklich in der Tasche der Beschäftigten landet. Berücksichtigt werden sollten dabei die folgenden Kosten, die dem Betrieb entstehen.

Diese Kosten werden vom Lohn des Handwerkers abgezogen
Sozialaufwendungen
Ein beachtlicher Teil der Kosten für eine Handwerkstunde entfallen auf tarifliche und gesetzliche Sozialaufwendungen. Hinzu kommen freiwillige Sozialleistungen.
Zu den gesetzlichen Sozialaufwendungen zählen etwa die Anteile des Arbeitgebers zur Sozialversicherung, Beiträge zu Berufsgenossenschaften, Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall, Kosten für gesetzliche Feiertage oder auch Mutterschaftsgeld.
Hinzu kommen die tariflichen Sozialkosten, womit Urlaubsgelder, Bonuszahlungen, Lohnsonderzahlungen in Form von Weihnachtsgeld bzw. ein 13. Monatsgehalt oder auch Zahlungen für eine betriebliche Altersvorsorge gemeint sind.
Zu den freiwilligen Sozialaufwendungen zählten etwa Zuschüsse für Fahrkosten der Handwerker oder Verpflegungsgelder.
Die gesamten Sozialkosten können etwa 25 Prozent der Handwerkerstunde ausmachen. Bei einem angenommenen Lohn von 50 EUR würden damit 12,50 EUR auf diesen Posten entfallen.
Gemeinkosten
Ein weiterer, großer Teil des Lohns entfällt auf die Gemeinkosten des Handwerksunternehmers. Dabei ist zwischen den kalkulatorischen und den betrieblichen Gemeinkosten zu unterscheiden.
Zu den betrieblichen Gemeinkosten zählen unter anderem die Mietkosten, die der Handwerker für sein Büro und die Werkstatt oder Produktionshalle zahlen muss. Hinzu kommen die Energiekosten, etwa für Strom und Gas. Die Produktionsprozesse vieler Handwerker sind sehr energieintensiv. Entsprechend können hier sehr hohe Kosten entstehen.
Weiterhin fallen Beträge für betriebliche Steuern und Versicherungen an, die Handwerker verpflichtend zahlen müssen. Auch die Wartung und Instandhaltung von Betriebsgebäude, Werkzeugen und Maschinen schlägt zu Buche. Überdies entstehen Kosten für den Fuhrpark oder Mitarbeiter, die nur im Büro tätig sind.
Die kalkulatorischen Gesamtkosten umfassen indes den Unternehmerlohn, also das Gehalt, das sich der Chef selbst auszahlen kann, die Eigenkapitalrendite oder auch Abschreibungen.
Für die Gemeinkosten können insgesamt circa 30 Prozent der Kosten pro Handwerkerstunde angesetzt werden. In der Beispielrechnung macht das 15 EUR aus.
Mehrwertsteuer
Ein erheblicher Teil der Lohnkosten entsteht zudem durch die Mehrwertsteuer, die Handwerker ansetzen müssen und die an die Staatskassen abgeführt wird. Stellt der Handwerker keine Mehrwertsteuer in Rechnung, handelt es sich um Schwarzarbeit, was illegal wäre.
Achten Sie deshalb beim Kostenvoranschlag oder dem Angebot darauf, ob die Handwerkerstunde mit oder ohne Mehrwertsteuer berechnet ist. Da der Mehrwertsteuersatz in Deutschland zurzeit 19 Prozent beträgt, würde sich der Stundenlohn abzüglich der Mehrwertsteuer nur auf etwa 42 EUR belaufen. Acht Euro würden auf die Steuer entfallen. Rechnet der Betrieb indes eine Handwerkerstunde von 50 EUR zuzüglich Mehrwertsteuer, würden dem Kunden Arbeitskosten von 59,50 EUR entstehen.

Das genannte Beispiel verdeutlicht, dass von dem erhobenen Lohn unter dem Strich gar nicht so viel in der Tasche des Handwerkers übrig bleibt, der den Auftrag verrichtet.
Musterrechnung: Das bleibt dem Handwerker am Ende übrig
Festgesetze Lohnkosten: 50,00 €
Sozialkosten: – 12,50 €
Gemeinkosten – 15,00 €
Mehrwertsteuer – 8,00 €
_____________________________
Tatsächlicher Lohn 14,50 €
In diesem Beispiel würde der Handwerker bei Ihrem Auftrag lediglich 14,50 EUR pro Stunde verdienen, obwohl Sie ihm 50 EUR zahlen müssen. Das wäre ein Betrag nur knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn von aktuell 12 EUR. Fällt die Mehrwertsteuer hingegen zusätzlich an, blieben ihm 22,50 EUR pro Stunde.
Auch dieser Betrag erscheint im Vergleich zu anderen Branchenlöhnen immer noch nicht besonders hoch, sodass die Kosten des Handwerkers von Ihnen mit diesem Hintergrundwissen wahrscheinlich ganz anders wahrgenommen werden.

TIPP
Nutzen Sie unseren kostenlosen Angebotsservice: Preise von Handwerkern vergleichen und bis zu 30 Prozent sparen
Meister dürften mehr verlangen als Gesellen
Zu berücksichtigen ist bei den Lohnkosten der Handwerkerstunde auch, wer den Auftrag für Sie ausführt. Kommt der Chef selbst oder seine Fachhandwerker mit einem Meisterbrief, sollten Sie mit höheren Kosten rechnen.
Die hohe fachliche Qualifikation, die eine längere Ausbildung des Handwerkers voraussetzt, rechtfertigt die höheren Lohnkosten. Schließlich haben Meister auch mehr Zeit und Geld in ihre Ausbildung investiert. Bei erfahrenen Experten sind auch Stundenlöhne von 70 EUR noch im angemessenen Rahmen. Schickt der Betrieb Ihnen hingegen Gesellen und Auszubildende auf die Baustelle, sollte bei niedrigerer Qualifikation auch der Lohn angepasst sein.
Ist Ihnen die Qualität der Ausführung besonders wichtig, empfiehlt es sich vorab mit dem Handwerksunternehmen zu klären, wer den Auftrag erledigen wird. Es lässt sich zwar nicht pauschal sagen, dass Azubis und Gesellen schlechtere Arbeit leisten als Meister, aber der Meisterbrief ist ein anerkanntes Gütesiegel für einen hohen Qualitätsstandard.

Zu bedenken ist bei den Lohnkosten auch, dass die hohe Inflation in Deutschland, die im vergangenen Jahr den höchsten Stand seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren erreichte, auch Handwerker im Geldbeutel spüren. Gestiegene Kosten für Energie und Material müssen Sie auch ein stückweit an Ihre Kunden weitergeben, damit sich Aufträge in Zukunft noch rechnen.
Zusammenfassung: Verlangen Handwerker bei einem Auftrag von Ihnen Löhne von 50 EUR oder 60 EUR die Stunde, ist das üblich. Auch wenn Ihnen die Kosten im ersten Moment hoch erscheinen, sollten Sie bedenken, dass dem Handwerker trotz seiner besonderen Qualifikation davon oft relativ wenig übrig bleibt.

Nutzen Sie die steuerlichen Vorteile von Handwerkerleistungen
Bei der Beauftragung eins Handwerkers können für Sie als Kunden beträchtliche Kosten anfallen. Je nach Art und Umfang der Arbeiten… weiterlesen