Sicher wissen Sie, was eine Auktion ist. Doch ist Ihnen bekannt, dass auch Immobilien frei versteigert werden können? Bei einer Grundstücksauktion oder Immobilienauktion bieten private Verkäufer oder Investoren ihre Objekte über eine Versteigerung an. An diesen Auktionen kann sich praktisch jede interessierte Person als Bieter beteiligen. Im folgenden Beitrag erfahren Sie, wo Sie die entsprechenden Termine finden und wie Sie erfolgreich am Bieterverfahren teilnehmen.
Was unterscheidet Grundstücksauktionen von einer Zwangsversteigerung?
Sowohl bei einer Grundstücksauktion als auch bei einer Zwangsversteigerung wird das Objekt mit einem Startpreis aufgerufen und wird an den Bieter mit dem Höchstgebot verkauft. Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Verfahren ist die freiwillige Teilnahme des Verkäufers bei der Grundstücksauktion. Bei einer Zwangsversteigerung liegt oft eine Notlage des Besitzers vor, welche durch eine private oder betriebliche Insolvenz verursacht sein kann. Eventuell gingen hier auch Streitigkeiten um ein Erbe oder bei einer Scheidung voraus. Viele Menschen empfinden es als weniger schön, aus dieser Situation einen Vorteil zu ziehen. Deshalb können sie sich bei der Teilnahme an einer normalen Grundstücks- oder Immobilienauktion wohler fühlen.
Wo können Sie Termine und Informationen zu den Objekten finden?
Grundstücksauktionen werden von darauf spezialisierten Firmen oder auch von Immobilienmaklern durchgeführt. Um die angebotenen Objekte möglichst gut zu vermarkten, schalten diese Institutionen im Vorfeld zahlreiche Anzeigen, die im Immobilienteil von Zeitschriften, in Suchportalen für Immobilien oder auch als Werbeanzeigen in diversen passenden Medien erscheinen. Wenn Sie gezielt danach suchen, entdecken Sie für Immobilienauktionen in Deutschland beispielsweise diese Anbieter:
- Deutsche Internet Immobilien Auktionen GmbH (diia.de)
- Norddeutsche Grundstücksauktionen AG (ndga.de)
- Sächsische Grundstücksauktionen AG (sga-ag.de)
- Deutsche Agrarauktionen (agrarauktionen.de) – vorrangig Landwirtschaftsflächen, jedoch vereinzelt auch Häuser mit Grundstück
- Westdeutsche Grundstücksauktionen AG (wdga-ag.de)
- Grundstücksbörse Rhein-Ruhr AG (agb-rr.de)
- Sprenker & Roeder Immobilien GmbH(sprenker-roeder.de)
Auf den jeweiligen Seiten finden Sie alle Informationen zu den demnächst geplanten Auktionen mit Termin und allen angebotenen Objekten. Sie können sich jedes Exposé online ansehen und bei Bedarf weitere Informationen anfordern. Außerdem ist es möglich, die Ergebnisse bereits durchgeführte Auktionen zu sichten. Das ist interessant, um ein Gefühl für die tatsächlich erzielten Preise zu bekommen.
Welche Vorteile bietet eine Immobilienauktion?
Oft werden die Immobilien mit einem sehr günstigen Startpreis aufgerufen, um möglichst viele Interessenten für das Objekt zu gewinnen. Bei Häusern, die sich vielleicht in einer nicht so sehr begehrten Lage befinden oder die einen größeren Instandhaltungsrückstau aufweisen, bieten oft nicht so viele Interessenten mit. Das kann eine gute Gelegenheit sein, eine Immobilie zu einem relativ niedrigen Preis zu kaufen. Außerdem finden Sie hier manchmal traumhafte Villen oder historische Ensemble, welche in einem freien Verkauf oft nur mit Fantasiepreisen in schwindender Höhe angeboten werden.
Ein weiterer Vorteil ist es, dass sofort im Anschluss an die beendete Auktion ein notarieller Kaufvertrag unterzeichnet wird. Sie müssen keinen weiteren Termin vereinbaren oder auf langwierige Vertragsverhandlungen warten. In kaum einem anderen Verfahren geht es schneller, ein Haus zu kaufen.
Sie erhalten von den Anbietern sehr ausführliche Informationen zu den Objekten. Außerdem ist eine Besichtigung möglich, die beispielsweise bei einer Zwangsversteigerung nicht immer durchführbar ist.
Um bei der Auktion mitzubieten, müssen Sie nicht unbedingt selbst vor Ort anwesend sein. Sie können mehrere Wege nutzen, um Ihr Gebot abzugeben. Damit sparen Sie sich unnötige Wege und eine Menge Zeit. Da die Auktionen öffentlich sind, können Sie auch einfach als Besucher an einem Termin teilnehmen und beobachten, wie das Verfahren abläuft.
Tipp: Tragen Sie sich in den Newsletter des Auktionshauses ein, um regelmäßig Informationen zu den bevorstehenden Auktionen zu erhalten. Einige Unternehmen versenden dafür auch ihre Kataloge in Papierform oder als PDF. Meist kostet dieser Service für Interessenten nichts.
Wie läuft die Immobilienauktion ab und welche Kosten entstehen bei einem Zuschlag?
Die Auktion für Immobilien wird entweder live an einem Auktionssaal oder online durchgeführt. Als Bieter können sich sowohl natürliche Personen, deren bevollmächtigte Vertreter oder die Vertreter von juristischen Personen beteiligen. Das Bieten erfolgt entweder persönlich vor Ort, telefonisch, über eine online Verbindung oder durch ein vorher schriftlich abgegebenes Höchstgebot. Außerdem können Mitarbeiter des Auktionators mit dem Bieten beauftragt werden.
Gestartet wird mit dem Mindestgebot, welches durch die Bieter schrittweise erhöht wird. Sofern keine weiteren Gebote mehr eingehen, beendet der Auktionator das Verfahren mit drei Hammerschlägen und dem sogenannten Zuschlag. Der Höchstbietende hat damit die Immobilie gekauft. Direkt im Anschluss an die Auktion wird der notarielle Kaufvertrag unterzeichnet.
Es werden keine Maklergebühren fällig, dafür müssen Sie bei einem erfolgreichen Zuschlag Gebühren an den Auktionator zahlen. Das Auktionsaufgeld wird abhängig vom Zuschlagspreis (Kaufpreis) berechnet und kann zwischen 7 und 18 Prozent vom Kaufpreis betragen. Die genaue Staffelung teilen die Veranstalter in ihren Geschäftsbedingungen mit. Je niedriger der Kaufpreis ist, desto höher ist das Auktionsaufgeld. So berechnet zum Beispiel die Deutsche Grundstücksauktionen AG bei einem Kaufpreis unter 10.000 € ein Auktionsaufgeld von 17,85 Prozent. Beträgt der Zuschlagspreis bei diesem Unternehmen mehr als 60.000 €, werden lediglich 7,14 Prozent Aufgeld fällig.
TIPP
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Neben dem Auktionsaufgeld müssen Sie eine Bietungssicherheit hinterlegen. Diese beträgt üblicherweise zehn Prozent vom Kaufpreis und kann in bar gezahlt oder als Scheck hinterlegt werden. Zusätzlich zu diesen Kosten werden Nebenkosten wie die Gebühren für den Notar, die Eintragungen im Grundbuch und die Grunderwerbsteuer fällig. Auch diese Gebühren werden abhängig vom Kaufpreis bzw. vom Verkehrswert der Immobilie berechnet.
Tipp: Bereiten Sie alle für den Kauf nötigen Unterlagen, wie den Nachweis des nötigen Kapitals, sorgfältig vor. Planen Sie Ihr Budget im Voraus und rechnen Sie die Gebühren für Grunderwerbsteuer, Notar und Zuschlag hinzu, um beim Bieten innerhalb ihrer vorgegebenen Grenzen zu bleiben.
Vorbereitung auf die Auktion – so wappnen Sie sich für das Bietergefecht
Die Teilnahme an einer Auktion birgt immer das Risiko, mit den eigenen Geboten zu hoch zugehen. Mit einer klugen Strategie lässt sich dies jedoch gut vermeiden. Bereiten Sie sich entsprechend vor:
- Legen Sie Ihr Budget genau fest. Berechnen Sie die Maximalsumme, welche Sie bieten können. Neben dieser Summe müssen Sie noch genug Kapital übrig haben, um das Auktionsaufgeld, den Notar, die Grundbuchkosten und die Grunderwerbsteuer zahlen zu können.
- Informieren Sie sich sehr genau über die angebotenen Objekte. Vergleichen Sie diese mit ähnlichen Immobilien, die aktuell auf dem Markt zum Kauf angeboten werden. Schauen Sie sich auch die Ergebnislisten vergangener Auktionen an, um ein Gefühl für die tatsächlich erzielten Preise zu erhalten. Bei einem sehr niedrig eingestellten Mindestgebot denken viele Interessenten, dass dieses Haus ein Schnäppchen ist. Das kann sich jedoch im Verlauf der Auktion schnell ändern, wenn zahlreiche Bieter den Preis hochtreiben.
- Konzentrieren Sie sich nicht nur auf ein einziges Objekt. Wenn Sie mehrere Alternativen haben, können Sie wesentlich gelassener bleiben, wenn das Bieten ihre Schmerzgrenze übersteigt.
- Falls Sie ein Darlehen für den Hauskauf benötigen, klären Sie im Vorfeld mit ihrer Bank ab, ob dies über eine Immobilienauktion möglich ist. Die Bank wird das Darlehen im Voraus nur an ein bestimmtes Objekt gebunden zusagen. Das kann in der Umsetzung etwas schwierig werden. Sprechen Sie mit Ihrem Berater, wie Sie dieses Problem am besten lösen.
- Wenn Sie glauben, dass Ihnen das aktive Mitbieten weniger liegt, können Sie auch einfach ein schriftliches Gebot abgeben und sich die Ergebnisse erst nach Abschluss der Auktion ansehen. Damit vermeiden Sie auf jeden Fall, im Eifer des Gefechts zu weit mitzusteigern.
Geheimtipp Nachverkauf
Gelegentlich werden einige der angebotenen Immobilien bei der Grundstücksauktion nicht versteigert, da es zum Versteigerungstermin einfach keine Interessenten dafür gab. Diese Häuser werden später im Nachverkauf angeboten. Hier bietet sich eine günstige Gelegenheit, die Immobilien zum Mindestgebot zu erwerben. Stöbern Sie deshalb immer auch durch die Angebote im Nachverkauf, um echte Schnäppchen zu finden. Auch hier sollten Sie mit der Prüfung genauso sorgfältig vorgehen, wie immer bei einem Hauskauf. Lassen Sie sich nicht von einem niedrigen Preis verleiten, einfach zuzuschlagen.
Auch beim Nachverkauf werden zusätzlich zum Kaufpreis Gebühren fällig. Erkundigen Sie sich beim jeweiligen Auktionshaus, wie hoch diese Gebühren sind. Hier können Sie auch nachfragen, ob der angegebene Preis noch verhandelbar ist.
Alles in allem bieten Ihnen Immobilienauktionen eine interessante Alternative für den Hauskauf. Schauen Sie sich diese Möglichkeiten einfach einmal an. Vielleicht klappt es ja und Sie können schon bald in Ihr eigenes Haus einziehen.
Haus kaufen bei einer Zwangsversteigerung
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