Eine Solaranlage ist ein elektrisches Gerät und insofern von Blitzschlag immer bedroht. Trotzdem verdient der Blitzschutz bei Photovoltaikanlagen eine besondere Aufmerksamkeit. Denn diese Anlagen werden fast immer auf dem Dach installiert, an exponierter Stelle also. Leicht wird dabei ein neuer höchster Punkt des Hauses und damit ein bevorzugter Einschlagsort für Blitze geschaffen. Das muss beim Bau einer Photovoltaikanlage berücksichtigt werden. Hier folgen alle wichtigen Details zum Thema.
Warum ist der Blitzschutz ein Thema?
Zunächst einmal: Eindeutige rechtliche Regelungen zum Blitzschutz bei Photovoltaikanlagen gibt es nicht. Generell ist Blitzschutz bei Ein- und Zweifamilienhäusern nicht vorgeschrieben, und daran ändert sich auch nichts, wenn man eine Solaranlage installiert. Für den Eigentümer ändert sich schon etwas – der mögliche Schaden eines Blitzeinschlags erhöht sich um die Kosten der Solaranlage, zuzüglich des Einnahmeausfalls.
Nicht ausgeschlossen ist außerdem, dass es zu einer Solaranlage bei einem Blitzschlag zu einer sogenannten Einkopplung im Stromnetz kommt. Dies kann zu Stromausfällen führen, und dann natürlich längst nicht nur im eigenen Haus. Womöglich sieht man sich in einem solchen Fall sogar Schadensersatzforderungen des Netzbetreibers ausgesetzt. Ob diese dann juristisch durchsetzbar sind, ist eine andere Frage – aber wer hat schon Interesse an einem teuren Rechtsstreit wegen eines solchen Vorfalls?
Grund genug also, sich mit dem Thema zu befassen, wenn eine Anlage zur regenerativen Energiegewinnung auf das Dach gebaut wird. Gegebenenfalls ist das dann der richtige Zeitpunkt für eine Nachrüstung. Und wenn es schon einen Blitzschutz gibt, dann sollte geprüft werden, ob er noch ausreicht oder erweitert werden sollte.
Auswirkungen auf Solaranlagen können schon Blitze haben, die in einer Entfernung von 1000 Metern und mehr einschlagen. Allerdings wird dabei nur die Leistung der Anlage beeinträchtigt, zu dauerhaften Schäden kommt es nicht. Ist der Einschlag weniger als 500 Meter entfernt, können durch starke Magnetfelder, die bei der Entladung entstehen, Schäden an allen elektronischen Geräten entstehen, auch an der Solaranlage. Ein direkter Einschlag kann den Totalverlust der Anlage zur Folge haben.
Was nützt die Versicherung?
Ein Thema ist der Blitzschutz auch beim Abschluss einer Versicherung für die Photovoltaikanlage. Das Leistungsspektrum der angebotenen Versicherungen ist ausgesprochen unterschiedlich – manche versichern Schäden durch Blitzschlag mit, andere nicht. Bei manchen Versicherungen gehört ein ausreichender Blitzschutz zu den Vertragsvoraussetzungen, bei anderen nicht. Ein genauer Blick in die Versicherungsbedingungen ist dringend zu empfehlen – wobei der Blitzschutz natürlich nur eines von mehreren Kriterien bei der Auswahl der Versicherung ist. Ganz verzichten sollte man auf eine solche Versicherung übrigens nicht, zumal sie mit Kosten von zumeist weniger als 100 Euro jährlich finanziell auch tragbar ist. Es gibt übrigens auch Versicherungen, die die zu zahlende Prämie reduzieren, wenn ein Blitzschutz eingebaut ist.
Erhöht eine Solaranlage das Risiko eines Blitzeinschlages? Ganz pauschal kann man das nicht sagen, es hängt von den konkreten Verhältnissen ab. Der Blitz schlägt am liebsten in den höchsten Punkt eines Gebäudes ein – und wenn die Photovoltaikanlage der höchste Punkt ist, dann wird es diese Anlage treffen. Die Einschlagswahrscheinlichkeit erhöht dies aber nur, wenn durch die Anlage das Gebäude höher wird als eine anderes in der Nachbarschaft, das bis dahin eher die Blitze an sich zieht. Ein deutliches Stück an Höhe gewinnen durch eine Solaranlage vor allem Häuser mit Flachdach; beim Satteldach ist dies eher eine Ausnahme, weil die meisten Solaranlagen nicht ganz bis zum Dachfirst reichen.
Ob Blitzschutz oder nicht, das hängt auch von der Größe der Solaranlage ab. Dringend empfohlen wird ein Blitzableiter für Anlagen ab einer Leitung von 10 Kilowatt. Darüber hinaus spielen die konkreten örtlichen Verhältnisse eine Rolle, die aber nur von einem Fachmann zuverlässig eingeschätzt werden können. Ist ein Blitzschutz gesetzlich vorgeschrieben, darf diese durch die Photovoltaikanlage nicht verschlechtert werden. Darauf achten sollte man daher darauf, dass die vorhandenen Blitzableiter in ihrer Wirkung eben auch die Solaranlage abdecken.
Innerer Blitzschutz ist wichtig
Für den inneren Blitzschutz – also den Schutz vor Überspannungen im Leitungssystem durch Blitzschlag – werden in der Regel Überspannungsgeräte eingebaut. Auch für eine Solaranlage sollte ein solches installiert werden. Dabei soll die Länge des Kabels zwischen Anlage und Überspannungsgerät maximal zehn Meter betragen. Es werden übrigens auch Photovoltaikanlagen angeboten, in die ein solcher Überspannungsschutz bereits eingebaut wurde.
Eine zweite Komponente ist ein zweites Kabel von den Photovoltaikelementen auf dem Dach zur Ableitung oder Erdung des Blitzableiters. Diese Leitung soll einen hohen Widerstand haben, damit im Normalbetrieb der Strom durch die dafür vorgesehene Leitung zum Wechselrichter der Photovoltaikanlage fließt. Schlägt aber der Blitz ein, ist die Spannung so hoch, dass der Strom durch die parallele Leitung abfließen kann.
Vervollständigt wird der innere Blitzschutz dadurch, dass für die Verbindung zwischen den Solarmodulen und dem Wechselrichter ein speziell abgeschirmtes Kabel verwendet wird. Diese Abschirmung unterbindet vor allem gefährliche Induktionseffekte.
Alles in einem Zug erledigen
Noch ein Tipp für die Praxis: Plant man den Bau einer Photovoltaikanlage, sollte man das Thema Blitzschutz von Anfang an mit auf dem Schirm haben. Dann können notwendige Arbeiten auch gemeinsam ausgeführt werden. Das verringert den Aufwand – zum Beispiel, wenn für die Installation der Module auf dem Dach ein Gerüst aufgestellt werden muss.
Und: Es gibt eine Reihe von Vorgaben zur Installation von Photovoltaikanlagen mit Blick auf den Blitzschutz. Es liegt auf der Hand, dass die Fangeinrichtungen des Blitzableiters so platziert werden sollen, dass die Module im Schutzbereich liegen. Auch sollten die Ableiter weit genug von allen Teilen der Solaranlage entfernt sein. Der Abstand ergibt sich aus komplizierten Berechnungen – hält man immer mindestens einen Meter ein, ist man auf der sicheren Seite. Insgesamt sind all diese Vorgaben aber den Firmen bekannt, die Solaranlagen liefern und installieren; man sollte sie aber bei der Auftragserteilung darauf ansprechen und von der Firma Abstand nehmen, wenn man den Eindruck bekommt, das Thema werde nicht ernst genommen.
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