Laut einer Studie des Industrieverbandes Büro- und Arbeitswelt e.V. (IBA), lag im Jahr 2015 die Zahl der Erwerbstätigen, die ihren Arbeitsalltag zumindest zeitweise am Schreibtisch verbrachten, bei etwa 22,5 Millionen. 2020 waren es bereits knapp 32 Millionen – Tendenz steigend. Bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von um die 40 Stunden pro Woche ist es wichtig, dass der Büroarbeitsplatz so eingerichtet ist, dass keine Gesundheitsschäden entstehen.
Ungemein wichtig ist eine ergonomische, sprich an den Menschen und seine Bedürfnisse angepasste Büro-Beleuchtung. Hier sind verschiedene Dinge zu beachten: Angefangen von der Raumwahl und der Ausrichtung von Schreibtisch und Computer, über die Platzierung der Lichtquellen, bis hin zu Beleuchtungsart, -ton oder -stärke. Schenkt man ihnen keine Aufmerksamkeit und arbeitet bei ungeeigneter Beleuchtung, kann das die Leistungsfähigkeit mindern und gesundheitliche Probleme wie Kopfschmerzen oder eine Sehstärkenverschlechterung nach sich ziehen. Wenn man im Home-Office arbeitet oder eigene Büroräumlichkeiten hat, lohnt es sich, ein Beleuchtungskonzept zu entwerfen. Was relevant ist und wie man es umsetzt, wird im Folgenden erläutert.

Möglichst viel Tageslicht
Die Beleuchtungsqualität hängt von den Räumlichkeiten ab. Räume mit Fenstern eignen sich grundsätzlich besser als Büro. Grund ist, dass natürliches Licht am augenfreundlichsten ist. Außerdem ist es wichtig für den Biorhythmus des Menschen. Es steuert unsere innere Uhr und die Ausschüttung von Glückshormonen. Dadurch hat Tageslicht einen stimulierenden und motivierenden Effekt. Tageslichtmangel kann auf die Stimmung schlagen und zu Konzentrationsstörungen führen und damit die Leistungsfähigkeit vermindern.
Tipp: Wenn der Schreibtisch nicht rechtwinklig zum Fenster platziert werden kann oder der Sonnenlichteinfall wie bei großen Glasfronten sehr stark ist, empfehlen sich Lichtschutzvorrichtungen, um Blendungen und Bildschirmreflexionen verhindern. Besonders empfehlenswert sind Plissees. Sie werden ans Fenster geklemmt und können variabel verschoben werden. So werden nur die entscheidenden Fenster-Bereiche bedeckt, während der Rest frei bleibt.

Ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist das Energiesparpotential. Eine gute Tageslichtversorgung verringert den Bedarf an künstlicher Beleuchtung und senkt somit die Kosten. Wenn als Büroraum lediglich ein Raum mit wenig Tageslicht zur Verfügung steht, sollte versucht werden, möglichst viel Helligkeit in ihn zu lenken. Dazu gibt es verschiedene Kniffe:
- Wände und Boden hell halten: Helle Flächen haben einen höheren Reflexionsgrad und streuen mehr Licht in den Raum. Deshalb ist es ratsam, Wandanstrich und Tapete in Weißtönen oder anderen hellen Farben zu halten. Gleiches gilt für den Bodenbelag.
- Lichtreflektierendes Mobiliar: Statt dunkler, lichtschluckender Möbel empfehlen sich solche in hellen Farbtönen. Besonders stark können Hochglanzmöbel das Licht zurückwerfen und verstärken.
- Fensterrahmen streichen: Indem man die Innenseite der Fensterrahmen hell streicht, kann der Lichteintrag erhöht werden. Alternativ kann eine helle Fensterfasche – eine Umrahmung aus Holz, Putz oder Stein – angebracht werden, die das Licht nach innen lenkt.
- Spiegel anschaffen: Durch taktisch gut platzierte Spiegel wirkt der Raum größer. Sie sorgen auch für mehr Helligkeit, indem sie das Licht auffangen und umlenken. So können dunkle Ecken ausgeleuchtet werden.
- Lichtlenkjalousien: Hierbei handelt es sich um spezielle Jalousien. Ihre meist aus hochglanzgewalztem Aluminium bestehenden Lamellen haben einen sehr hohen Reflexionsgrad und sind gedreht eingebaut, sodass die konkave Seite nach oben zeigt. Dadurch lenken sie Tageslicht in den Raum.
- Bauliche Maßnahmen: Es gibt Umbauten, die den Tageslichteintrag verbessern. Dazu gehört die Vergrößerung der Fenster oder der Einbau von Oberlichtfenstern. Etwas weniger zeit- und kostenintensiv sind Lichtkamine, bei denen das Licht mittels eines auf dem Dach platzierten Lichtsammlers aufgefangen, über verspiegelte Röhren nach unten geleitet und über eine Linse im Raum verteilt wird.

Intelligente Raumeinteilung
Gute Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz stehen und fallen auch mit der Büroeinteilung. Generell sind Standorte in Fensternähe zu bevorzugen. Dabei empfiehlt es sich, den Schreibtisch nicht parallel, sondern im rechten Winkel zur Fensterfront zu stellen, sodass das Tageslicht seitlich auf die Arbeitsfläche fällt. Der Computerbildschirm sollte ebenfalls eine 90° Ausrichtung zur Scheibe haben. Beachtet man das und wählt die Sitzrichtung so, dass das Fenster nicht auf Seiten der Schreibhand liegt, vermeidet man störende Schattenbildung auf Arbeitsfläche und Monitor. Man wird in der Regel nicht durch die einfallende Sonne geblendet und muss sich nicht über lästige Lichtreflexe oder Spiegelungen auf dem Bildschirm ärgern. Das schont die Augen und beugt Überanstrengungserscheinungen wie Kopfschmerzen vor. Gerade bei kleinen, eher dunklen Räumen empfiehlt sich eine offene Raumgestaltung. In diesem Sinne heißt es, Lichträuber wie Pflanzen am Fensterbrett, schwere Vorhänge oder Raumteiler zu vermeiden.

Ausgewogener Beleuchtungsmix
Natürliches Licht ist, wie erwähnt, das Nonplusultra bezüglich Büro-Beleuchtung. Je nach Tages- und Jahreszeit und in Abhängigkeit von den Gegebenheiten, ist es jedoch nicht immer ausreichend vorhanden. Daher ist man zusätzlich auf künstliche Beleuchtung angewiesen. Statt einer einzelnen Lichtquelle, die punktuell Licht erzeugt, empfiehlt sich eine gleichmäßige Beleuchtung des Büroraumes mit mehreren Leuchtmitteln, damit der Lichtdichteunterschied zwischen Arbeitsplatz und Umgebung nicht zu hoch ist. Das ist angenehmer, da zu starke Kontraste die Augen beanspruchen und müde machen. Am besten ist eine „teilflächenbezogene Beleuchtung“, eine Kombination aus direkter und indirekter Raumbeleuchtung mit einer Arbeitsplatzleuchte, die das unmittelbare Arbeitsfeld direkt mit hellem Licht versorgt. Dieses Lichtkonzept ist entweder unter Verwendung mehrerer Einzel-Lichtquellen möglich, die ausschließlich direktes oder indirektes Licht erzeugen. Oder mit Leuchten, die beides kombinieren – wie Steh- oder Pendellampen, die ihr Licht nicht nur direkt nach unten, sondern teils auch indirekt nach oben strahlen. Die Schreibtischleuchte sollte in Ausrichtung und Höhe verstellbar sein. Gut ist auch, wenn sie dimmbar ist, da die Lichtstärke dann individuell angepasst werden kann.
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Lichtquellen mit Bedacht platzieren
Bei der Positionierung der Büro-Lichtquellen ist einiges zu beachten. A und O ist, wie schon erklärt, die gleichmäßige Ausleuchtung des Raumes. Sie sollte im Fokus stehen, wenn man über Position und Ausrichtung der Leuchten entscheidet. Bei der Schreibtischbeleuchtung ist generell eine direkte Fokussierung auf den Arbeitsbereich ratsam. Dabei steht die Lampe bei Computerarbeit besser hinter dem Monitor, während bei Schreib- und Zeichenarbeiten auch eine seitliche Aufstellung möglich ist. Allgemein ist darauf zu achten, dass es nicht zu Blendungen oder Lichtspiegelungen auf dem Monitor kommt. Deshalb sollten Deckenleuchten etwa möglichst parallel zur Blickrichtung angebracht werden und nicht direkt über, sondern eher seitlich des Arbeitsplatzes liegen. Das gilt besonders, wenn sie nach unten unverblendet sind. Arbeitet man mit Wandleuchten, ist es wichtig, sie in jedem Fall über Kopfhöhe zu installieren, sodass ihr Licht nicht über die Verblendung hinausstrahlt. Auch bei der Platzierung von Stand- und Schreibtischlampen ist auf etwaige Blend- und Spiegeleffekte zu achten. Um unerwünschter Schattenbildung vorzubeugen, ist es wichtig, Lampen nicht neben der Schreibhand oder hinter dem Oberkörper zu platzieren.

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Optimales Beleuchtungsniveau
Die durchschnittliche Beleuchtungsstärke eines Raumes wird als Beleuchtungsniveau bezeichnet. Selbiges variiert abhängig von der Lichtmenge, die die Leuchtkörper des Raumes erzeugen, sowie dem Reflexionsgrad von Wänden, Decke und Fußboden. Je weniger stark die Raumflächen Licht reflektieren, desto höher sollte die in der Maßeinheit Lux gemessene Beleuchtungsstärke sein. Stark zurückgeworfen wird es beispielsweise von weißen Wänden, während dunkle Ziegel Licht eher absorbieren. Um das optimale Beleuchtungsniveau zu erreichen, ist es also wichtig, die Lichtquellen auf die Umgebung anzupassen. Im Büro, in dem anstrengende Sehaufgaben, wie Lesen und Schreiben, Computerarbeit oder Zeichnen anstehen, ist generell eine hohe Beleuchtungsstärke zu empfehlen. Sonst drohen Ermüdungserscheinungen. Je filigraner und komplexer die verrichtete Tätigkeit, desto anstrengender für die Augen, und desto höher die empfehlenswerten Lux-Zahlen. In puncto Beleuchtungsstärke ebenfalls bedacht werden, sollten Alter und individuelles Sehvermögen. Tatsächlich wird laut Experten mit zunehmendem Alter für die gleiche Sehaufgabe teils ein bis zu dreimal höheres Beleuchtungsniveau benötigt. Hier einige Beispiele für Beleuchtungsstärke-Anforderungen:
Tätigkeit | Lux-Mindestwert |
---|---|
Ablegen, Kopieren | 300 lx |
Schreiben, Lesen, Datenverarbeitung | 500 lx |
Technisches Zeichnen (Handzeichnen) | 750 lx |
Archive | 200 lx |

Info: Der Lux-Wert kann mittels der Lichtstärke (Candela) einer Lichtquelle und dem Abstand (Meter) zu der zu beleuchtenden Fläche berechnet werden. Um den exakten Lux-Wert zu ermitteln, bedarf es eines Luxmeter – eines digitalen Gerätes, das die Lichtstärke horizontal, zylindrisch und vertikal misst.
Farbtemperatur beachten
Ein weiterer Faktor, der wichtig bei der Gestaltung des Büro-Beleuchtungskonzeptes ist, ist die Lichtfarbe. Sie wird mittels der Farbtemperatur in Kelvin (K) bemessen. Man unterscheidet zwischen warmen und kalten Lichttönen, wobei der Wert umso höher ist, je kälter der Ton ist. Bis zu 3300 K hat man es mit warmweißen gelblich-roten Lichtfarben zu tun, darüber beginnt der Blauanteil im Licht zu überwiegen und die Farben werden kühler. Dass es relevant ist, welche Farbtemperatur das Arbeitszimmerlicht hat, liegt unter anderem daran, dass sie beeinflusst, ob wir uns wach oder müde fühlen, wie leistungsfähig wir sind und inwieweit wir konzentriert arbeiten können. Erklärbar ist das durch den biologischen Rhythmus, der sich im Laufe der Evolution herausgebildet hat und mit der sich dynamisch verändernden Farbe des Tageslichtes synchron läuft. So wirkt das helle Licht eines sonnigen Mittags durch seinen hohen Blauanteil aktivierend, während rötliche, warme Töne, die Sonnenaufgang und -untergang entsprechen, einen entspannenden Effekt auf uns haben.

Die drei Weiß-Kategorien, in die sich Licht unterteilen lässt, sind:
- Warmweißes Licht: Hat eine Farbtemperatur von 3300 K oder weniger. Wirkt sich dank seines beruhigenden Effektes positiv auf das Wohlbefinden aus. Es kann jedoch zu sehr dämpfen und damit die Leistungsfähigkeit drosseln. Deshalb ist es im Büro nur bedingt geeignet.
- Neutralweißes Licht: Liegt zwischen 3300 und 5300 K. Wird als farbneutral wahrgenommen und als „sachliche Beleuchtung“ bezeichnet. Bis zu 4000 K wird neutralweißes Licht als aktivierend und konzentrationsfördernd, aber dennoch angenehm empfunden. Daher eignet sich dieses Farbspektrum gut für einen Bildschirmarbeitsplatz.
- Tageslichtweißes Licht: Besitzt eine Lichtfarbe von 5.300 Kelvin und mehr. Es lässt den Körper zu Höchstformen auflaufen und steigert die Leistungsfähigkeit. Durch seinen Blaustich empfinden es jedoch viele als ungemütlich, kühl und grell. Dauerhaft eingesetzt kann es die Produktion des Schlafhormons Melatonin drosseln und Schlafstörungen nach sich ziehen.
Geeignete Leuchtmittel wählen
Bei der Lichtplanung fürs Büro stehen neben klassischen Glühbirnen beispielsweise LED-, Energiespar- oder Halogenleuchten zu Verfügung. Welche Beleuchtung zu empfehlen ist, hängt unter anderem davon ab, in welchem Arbeitsfeld man tätig ist. So haben Halogenleuchten etwa ausgezeichnete Farbwiedergabeeigenschaften, weshalb sie gut zur Beleuchtung bei Bildschirmarbeiten aus dem Grafik- und Designbereich sind. Bei Energiesparlampen hingegen ist das Gegenteil der Fall: Durch sie wirken Farben eher unnatürlich. Andere Kriterien, die für die Produktwahl von Belang sein können, sind die jeweilige Energieeffizienzklasse und Lebensdauer der Leuchtmittel, die über ihre Wirtschaftlichkeit, aber auch ihre Ökobilanz entscheiden. Oder die Lichtstärke, hinsichtlich der die Anforderungen beispielsweise altersabhängig sind. Einige dieser Details finden sich in der Produktbeschreibung. Kennt man sich nicht aus, ist es jedoch am sichersten, sich im Fachhandel beraten zu lassen.


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