Wacholder anbauen – eine Anleitung
Wacholder ist in Deutschland ein typisches Heidegewächs, dessen Beeren erstaunlich vielseitig verwendet werden können. Und das Gute daran: Der recht genügsame Strauch kann praktisch überall, selbst im großen Kübel, angebaut werden. Zudem kommen Sie in den Genuss, die frischen Beeren zu nutzen. Wacholder anbauen. Eine Anleitung.
Wacholder (Juniperus communis) ist eine alte Gewürzpflanze, deren beerenähnliche Zapfen seit Jahrhunderten beliebt und begehrt sind. Auch und gerade in der Volksheilkunde. Klassisch wird er noch heute in hausgemachtes Sauerkraut oder den Sud von Sauerbraten gegeben und spätestens seit dem Siegeszug des Gins wissen Kenner, dass er diesem Getränk seinen typischen Geschmack verleiht. Zudem gibt es traditionell in manchen Regionen – durch Großmetzgereien heute praktisch überall – den sogenannten Wacholderschinken. Dieser wird in der Regel mit Buchenholz und Wacholdermarinade heiß geräuchert.
Es gibt mehrere Arten von Wacholder und sie kommen fast ausnahmslos auf der Nordhalbkugel vor. Sie wachsen von der Tundra bis nach Südosteuropa, was für ihre Anpassungsfähigkeit spricht. Der heimische Wacholder ist der Gemeine Wacholder oder Heide-Wacholder. Und genau dort wächst er auch vornehmlich in Deutschland. Auf Heideflächen, auf denen er häufig die einzige große Pflanze ist, da Weidetiere ihn aufgrund der Unverträglichkeit nicht anknabbern.
Wacholder ist recht genügsam. Eingewachsen übersteht er gut Trockenperioden und auch an das Erdreich stellt er keine großen Ansprüche. Nur stark lehmhaltig sollte der Boden nicht sein, da so ein Erdreich zu Staunässe neigt. Und das mag der Strauch, der etwa 12 Meter hoch im Garten werden kann und etwa 1 Meter breit, überhaupt nicht. Stattdessen mag er eher durchlässige Böden. Einer Pflanzung in Lehmboden steht allerdings nichts im Wege. Der Boden muss in solch einem Fall dann eben verbessert werden.
Gut zu wissen: Wacholder trägt mit 5 Jahren seine ersten Früchte. Viele Kaufexemplare sind 2, 3 Jahre alt.
Wacholder im Topf? Auch das geht. Dieser sollte allerdings recht groß sein, da der Strauch tief wurzeln mag. Was für ein Substrat er hier mag, folgt im nächsten Kapitel.
Wichtig: Achten Sie bei Kauf stets auf die Bezeichnung „Juniperus communis“, sonst haben Sie sich schnell einen fruchtlosen Zierwacholder gekauft.
Aller guten Dinge sind (fast immer) zwei
Der Gemeine Wacholder ist zweigeschlechtlich, das heißt, man benötigt stets ein männliches und ein weibliches Exemplar, um die begehrten Früchte zu erhalten. Die Beeren werden nur von der weiblichen Pflanze getragen. Tipp: Mehrere Pflanzen erhöhen den Ertrag pro Pflanze.
Als Alternative können Sie auf eine selbstbefruchtende Sorte setzen. Die Züchtung „Meyer“ ist ein Beispiel für einen Selbstbefruchter. Auch hier steigt der Ertrag bei zwei oder mehr Pflanzen.
Boden, Standort und Pflege von Wacholder
Zunächst zur Topfpflanzung: Hier ist es ratsam, einen möglichst hohen und recht großen Topf zu verwenden. Für die Pflanzung können Sie einfache, aber lockere Pflanzerde verwenden und diese mit etwas Sand auflockern. Somit ist die Durchlässigkeit der Erde garantiert. Tipp: Torffreie Erde wird mit der Zeit nicht so kompakt wie torfbasierte Erde.
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Die Zugabe von Sand ins Pflanzloch ist auch bei stark ton- und lehmhaltigen Böden ratsam. Zusätzlich kann mit unter den Aushub gemischte Pflanzerde die Lockerheit des Bodens noch verbessert werden.
Der Standort sollte möglichst sonnig sein. Trotzdem ist die Pflanze nach dem Einwachsen recht genügsam, was den Wasserbedarf angeht. Da die meisten Varianten kompakt und schlank nach oben wachsen, ist ein Schnitt nur in Ausnahmefällen nötig.
Schädlinge oder Krankheiten sind praktisch nicht vorhanden, allerdings müssen Sie die Wacholderbeeren unter Umständen mit Amseln und Drosseln teilen. Eine Krankheit gibt es allerdings doch, auch wenn sie dem Wacholderstrauch nicht schadet. So kann er als Wirt für den Erreger des Birnengitterrostes dienen, was schlecht ist, wenn ein oder mehrere Birnbäume in der Nähe stehen. Diese können sich dann jedes Jahr neu infizieren. Als Faustregel gilt ein Abstand von mindestens 5 – 10 Metern zwischen diesen beiden Pflanzenarten, um das Übertragungsrisiko zu minimieren.
Wacholder ernten
Wacholder lässt sich jede Menge Zeit, um auszureifen. Nach der Blüte zwischen April und Juli hängen die Früchte bis zu zwei Jahre an der Pflanze, ehe sie im Spätsommer des Folgejahres vollreif und blau-schwarz ausgefärbt sind. Immer zusammen mit unreifen grünen Beeren, die, wie erwähnt, bereits essbar sind.
Tipp: Getrocknet, etwa im Dörrautomat, ist das Aroma intensiver.
Wacholder in der Küche verwenden
Aus Großmutters Küche kennen wir einige klassische Verwendungsmöglichkeiten von Wacholderbeeren, sei es in der kräftigen Fleischbrühe, für das Einlegen von Braten oder im Sauerkraut. Doch passt die würzige Beere genauso gut in Pasteten, Soßen, einen Fischsud oder Ragout.
Die frischen grünen oder auch die frisch geernteten blau-schwarzen Beeren machen sich zudem zerkleinert gut in einer Kräuterbutter oder in einem selbstgemachten Kräuterfrischkäse.
In der Volksmedizin ist Wacholder für seine harntreibende, kreislauf- und nierenanregende Wirkung bekannt, Stichwort „Entwässerung“.
Tipps:
- Sie möchten eine kräftige Soße mit Wacholder verfeinern? Dann mörsern oder zerstoßen sie den Wacholder, geben diesen in einen Teefilter und lassen ihn 20 Minuten mitköcheln.
- Sie grillen gerne auf Holzkohle? Dann können Sie einen Wacholderzweig unter dem Fleisch auf die glühende Kohle für ein besonders herzhaftes Aroma legen.
- Völlegefühl nach herzhaften Speisen: Kauen Sie 1, 2 Wacholderbeeren. Sie verschaffen Linderung. Mit einem Schluck Wasser nachspülen.
- Gin-Liebhaber geben 2, 3 Beeren und einen kleinen Zweig in ihren Drink.
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