Wintergemüse anbauen
Regionales und saisonales Gemüse ist im Trend. Doch gerade im Winter setzen viele Gartenbesitzer und Fans von Lauch, Pak Choi, Grünkohl und Co. lieber auf den Einkauf der Produkte, anstatt sie selbst anzubauen. Dabei könnten die Gemüsebeete 365 Tage im Jahr belegt sein. Wintergemüse anbauen – die besten Sorten und so funktioniert es.
Der Herbst ist da, so allmählich wird bei vielen Gartenbesitzern der Garten „winterfest“ gemacht und die letzte Ernte eingefahren, bevor das Gemüsebeet bis zum nächsten Frühjahr abgeräumt wird. Nur noch wenige Hobbygärtner bauen eigenes Wintergemüse an, dabei gibt es allerlei Leckeres, dass im Winter in den Beeten stecken oder darüber thronen könnte.
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Warum man Wintergemüse anbauen sollte
Wintergemüse, frisch aus dem eigenen Garten geerntet, enthält sehr viele wichtige Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien und andere sekundäre Pflanzenstoffe, die lange angereistes, Tage im Kühlhaus oder in der Gemüseabteilung lagerndes Gemüse gar nicht bieten kann. Und gerade in der kalten Jahreszeit sind diese Pflanzeninhaltsstoffe so wichtig, um das Immunsystem zu stärken.
Wer Gemüse in der wärmeren Jahreszeit anbaut, hat den nötigen Platz für mehr oder minder viel Wintergemüse. Warum sollte man diese Beete, Hochbeete oder selbst Kübel brachliegen lassen, wenn man sie auch über den Winter sinnvoll nutzen kann?
Wintergemüse bevölkert das Beet frei nach dem Motto „nur die Harten kommen in den Garten“, was die Frosthärte angeht. Gut, nicht alles ist so frosthart wie Grün- oder Rosenkohl. Doch selbst Endiviensalat kann noch einige Minusgrade ab, bevor er abgeerntet wird und wochenlang im kühlen Keller, auf dem geschützten, schattigen Balkon oder im Kühlschrank in Zeitungspapier eingewickelt gelagert werden kann.
Wintergemüse macht vergleichsweise wenig Arbeit. So muss es selten oder gar nicht im Freiland gegossen werden, Schutz vor Fressfeinden wie Schnecken ist nun nicht mehr nötig und um Platz, Wasser und Nahrung konkurrierender Wildwuchs ist praktisch kein Thema. Nicht viel mehr Arbeit machen sie im unbeheizten Gewächshaus, unter einem Folientunnel oder Wintervlies. Einige Sorten benötigen ab gewissen Temperaturen diesen Schutz.
Unter den kälteverträglichen Pflanzen sind einige, die nicht jeder gleich vermutet.
Tolle Knollen und Wurzeln
Rote Bete benötigt zwar 12 bis 15 Wochen, bis aus den Samen eine ausreichend große Knolle zum Ernten wurde, dann allerdings erwarten den Genießer sehr viele Mineralien: Calcium und Phosphor, die für die Zellteilung wichtige Folsäure und, sofern eine rote Sorte, den Zellen und das Herz-Kreislaufsystem schützenden roten Farbstoff Betanin. Rote Bete gibt es übrigens nicht nur in rund und rot. Auch längliche Sorten existieren, weiße und gelbe ebenso. Für die Herbsternte wird sie ab Mai gesät, für die Ernte vom Winter bis zum Frühjahr eher im Juni.
Die Vitamin-B reichen Pastinaken lieben Frost, denn erst dann entfalten sie ihr wahres Aroma. Der Grund: Frosteinfluss macht sie süßer. Pastinaken werden für die Winterernte im März oder April gesät.
Tipps:
- Die Samen sind sehr kurzlebig. Spätestens nach zwei Jahren eine neue Samenpackung kaufen.
- Werden die Pastinaken bei Minusgraden mit einer etwa 10 cm dicken Mulchschicht abgedeckt, dann können Sie auch bei Minusgraden geerntet werden.
Bei Topinambur handelt es sich um einen Kartoffelersatz, der auch roh geraspelt sehr gut schmeckt. Die Verwandte der Sonnenblume wird ab April als Knolle gesteckt, die sich über den Sommer sehr gut vermehrt. Sobald der obere Teil abstirbt, kann von Oktober bis März am besten mit einer Grabegabel geerntet werden. Doch Vorsicht: Topinambur ist sehr ausbreitungsfreudig! Eine Wurzelsperre oder die Pflanzung in großen Kübeln kann dies verhindern.
Schwarzwurzeln sind ein wiederentdecktes Wurzelgemüse, das auch Winterspargel wegen seines Geschmacks genannt wird. Es ist ein bekömmliches, leicht verdauliches Gemüse, das sich vielseitig verarbeiten lässt. Tipp: Unter Wasser schälen, da der austretende Saft mit Luft reagiert und die Hände braun verfärbt. Zitronensaft kann diesen beseitigen.
Gesät wird die Wurzel im April. Geerntet wird sie ab November und wenn das Laub welkt.
Kältetoleranter Kohl
So zart die zubereitete Kohlsorte Wirsing schmeckt, so kälteunempfindlich ist er. Minus zehn Grad hält er locker unbeschadet aus. Allerdings sollten Sie bei der Samenauswahl darauf achten, dass es eine Wintersorte ist.
Wirsing bezeichnet der Industrieverband Agrar als Supergemüse, da eine Portion jeweils etwa 50 Prozent des Tagesbedarfs an Folsäure und Vitamin E liefert und gar 100 Prozent vom Tagesbedarf und im Winter für das Immunsystem begehrte Vitamin C. Zudem sind einige Mineralien enthalten und die enthaltenen Senföle senken sogar den Cholesterinspiegel.
Während frühe Sorten bereits ab Februar im Haus vorgezogen oder im April direkt gesät werden, ziehen Sie Winter-Wirsing ab Juni vor und setzen ihn ab Juli. Wahlweise haben gute Gärtnereien Setzlinge. Da der Wirsing, wie alle Kohlsorten, viel Platz beansprucht, sollten Sie 50 cm Abstand zur nächsten Pflanze halten.
Am Rosenkohl scheiden sich die Geister. Die einen lieben ihn, die anderen hegen eine richtige Abneigung. Grund dafür ist sein intensiver Kohlgeschmack, den Sie mit kreuzweisen Einschnitten des Strunks beim Kochen minimieren.
Rosenkohl ist für jedes Winterwetter gerüstet und bringt dank seines Höhenwachstums viel Ertrag auf wenig Raum. Und dies den ganzen Winter. Rosenkohl wird entweder im April im Haus vorgezogen, zwischen Mitte Mai bis Anfang Juni gepflanzt oder im Mai direkt gesät. Der kleine Gemüsekohl verträgt bis –15 Grad. Darunter sollte er mit einem Vlies geschützt werden. Geerntet wird das Wintergemüse zwischen November und März. Nach einer Frostnacht wird der vitaminreiche – Vitamin B6, B9 (Folsäure), Vitamin C – Kohl milder.
Grünkohl kannte Deutschland lange Zeit als winterliche Beilage für deftige Mettwurst oder zu Kassler. Seit der im englischsprachigen Raum ‚Kale‘ genannte Kohl von der Gesundheitsküche entdeckt wurde, ist er ein Trendgemüse bei Jung und Alt und ein vielseitiger Begleiter in der modernen Küche.
Der krause Kohl hat ähnliche Ansprüche wie genannter Wirsing und wächst locker bis auf einen Meter Höhe. Inhaltlich zeichnet ihn ein hoher Mineralstoffgehalt aus. Er enthält auch die meisten Proteine unter den Kohlsorten und er wirkt sich positiv auf die Darmgesundheit aus. Durch Frost wird er süßer und milder.
Gesät wird Grünkohl ab Juni. Am besten wird auch er vorgezogen, um stärkere Jungpflanzen im Juli ins Beet zu setzen. Aufgrund seiner Beliebtheit könnten Sie in der Gärtnerei Glück haben und Setzlinge finden. Geerntet wird er bis ins Frühjahr. Grünkohl gibt es in sattem Grün oder schickem Violett.
Eine Alternative ist der mildere Palm- oder Schwarzkohl, der auch italienischer Kohl genannt wird, da er etwa in der Toskana angebaut wird und dort einen festen Platz in der mediterranen Küche einnimmt. Er hat eher längliches, dunkelgrünes Laub.
Rezepttipp: In schmale Streifen geschnitten und mit etwas Knoblauch und Chili angedünstet, gesalzen, gepfeffert sowie mit einem Schuss Brühe und Fond aufgekocht ist Palmkohl ein wunderbares Pastagericht.
Tipp: Alle Kohlsorten sind sogenannte Starkzehrer und benötigen viele Nährstoffe. Vor dem Pflanzen daher etwas Kompost unter die Erde mischen.
Lauch
Es gibt Sommer-, Herbst- und Winterlauch. Winterlauch wird etwa ab Juni vorgezogen und im Juli bis spätestens Mitte August gesetzt. Hierzu mit dem Finger alle 10 – 15 Zentimeter ein mehrere Zentimeter tiefes Loch in die Erde drücken, einen Lauchsetzling einsetzen und die Erde andrücken. Der Reihenabstand sollte bei etwa 25 Zentimetern liegen, das macht die spätere Ernte der tiefer sitzenden Stangen einfacher.
Tipp: Wenn Sie die Setzlinge in eine Furche setzen, dann ist das Anhäufeln später leichter. Dieses Tiefersetzen wird gemacht, um möglichst weiße Stangen zu erhalten, denn unter der Erde betreibt Porree keine Photosynthese. Daher bleiben die Stangen unter der Erdoberfläche weiß.
Lauch bietet viel Vitamin C und B6. Um kräftige Stangen auszubilden, benötigt das bis in den März zu erntende Wintergemüse viele Nährstoffe. Hierfür bietet sich eine Gabe von Kompost an.
TIPP
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Winter-Blattgemüse
Feldsalat ist ein im Herbst und Winter äußerst beliebter Salat. Strenggenommen ist er ein heimisches Wildkraut, das zwar seit Jahrtausenden gesammelt wird, doch noch im 19. Jahrhundert als lästig galt, da es sich stark auf Getreidefeldern ausbreitete. Feldsalat enthält neben Eisen und Calcium einige weitere Mineralien und so Vitamine wie Vitamin C oder Folsäure. Durch die enthaltenen, sehr gesunden Inhaltsstoffe ist er für Salat besonders leicht verdaulich.
Feldsalat wird für die Herbsternte im August gesät. Für die Winterernte bis in den Januar hinein kommt er im September und gar Oktober in die Erde. Entweder säen Sie ihn in Reihen mit einem Abstand von etwa 10 bis 15 cm oder aber Sie bringen ihn breitwürfig auf den abgeernteten Beeten aus. In diesem Fall anschließend mit dem Rechen etwas einarbeiten, da die Samen etwa mit einem Zentimeter Erde bedeckt sein sollten. Bei anhaltendem Dauerfrost mit Vlies oder Reisig bedecken.
Für die Ernte dürfen die Blätter nicht gefroren sein.
Weniger bekannt sind Asia-Salate, die der Kälte auch ohne Schutz trotzen. Korrekt gesagt, sind es Senfkohlarten, also ein Blattgemüse aus der Kohlfamilie, das wunderbar für Salat oder Gemüse geeignet ist. Hiervon gibt es mehrere Arten wie etwa Mizuna, Feather Green oder Red Giant. Letzterer erinnert optisch an Mangold und ist der ertragreichste, daher ideal für wenig Anbaufläche.
Das Wort „Senf“ trifft es, denn wenn man die Blätter roh kostet, haben sie eine deutliche Schärfe, die die verschiedenen Arten zubereitet völlig verlieren. Als Wintergemüse werden Asia-Salate im August oder September gesät. Ist kein Platz in den Beeten, dann wird er vorgezogen.
Hierzu eignen sich sogenannte Topfplatten. Das sind langlebige Anzuchtschalen, in denen der Sämling Wochen ausharren kann.
Spinat, Rucola und Winterportulak vertragen unproblematisch leichte Minusgrade. Dann sollten sie allerdings im Freiland abgedeckt werden mit Vlies. Wahlweise wachsen sie im Frühbeet, unter einem Folientunnel oder im unbeheizten Gewächshaus. Alle drei Sorten werden im September oder Oktober in Reihen mit 10 cm Abstand oder flächig gesät. Rucola und Winterportulak ernten Sie dann von November bis Dezember, Spinat bei entsprechender Menge bis April.
Fazit: Wintergemüse wird von vielen Hobbygärtnern unterschätzt. Dabei macht es in der kalten Jahreszeit viel weniger Arbeit als der Sommeranbau und es liefert jede Menge gesunde Inhaltsstoffe, die wunderbar das Immunsystem in der kalten Jahreszeit stärken.
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