Alles für den perfekten Start
Ob jung oder alt, der Gemüsegarten ist wieder in und selbst auf Balkonen wird mehr und mehr essbares Grün angebaut. Und das ist auch gar nicht so schwer. Gemüsegarten anlegen – alles, was Sie dazu wissen müssen.
Am Anfang steht die Planung
Wie groß soll mein Gemüsegarten werden, was für und wie viele Wege benötige ich, wo wird er am besten platziert? Diese und weitere Fragen gilt es, sich selbst zu beantworten, bevor Sie den ersten Spatenstich machen.
Die Größe ist zweitrangig und richtet sich sowohl nach der verfügbaren Größe, als auch nach dem jeweiligen Bedürfnis, wie viel und was man letztlich einmal anbauen möchte.
Ein paar Beispiele:
Möchten Sie Tomaten anbauen, dann ist ein Mindestabstand von 50 bis 60 cm in der Reihe und zur Nachbarreihe nötig. Die Pflanze selbst benötigt locker die Fläche, die dem Radius eines dicken Baumes entspricht. Je nach Pflanzenanzahl ist entsprechend Fläche einzuplanen.
Eine Zucchinipflanze erobert gerne schnell einen Quadratmeter Fläche und mehr.
Dagegen reicht dem Kopfsalatsetzling ein Abstand von etwa 25 cm zur nächsten Pflanze. Das heißt, dass etwa vier Köpfe in Reihe mindestens einen Meter an Platzbedarf haben und, gerechnet an ausgewachsenen Köpfen, mindestens ebenfalls 25 cm in der Breite. Tipp: Kommen sich die Köpfe zu nah, einfach abernten und Platz schaffen.
Und wer einen ordentlichen Kartoffelertrag erzielen möchte, sollte im Idealfall 50 m² zur Verfügung haben. Weniger reicht natürlich auch aus, geht es nur um den Spaß am eigenen Anbau der Knolle und ist man zufrieden mit ein paar Mahlzeiten mit eigenen Kartoffeln.
Tipp zur Größe des Gemüsegartens
Wer gar keine Idee für die Größe des Gemüsegartens hat, hier ein Beispiel: Um etwa im Sommer die geliebten erntefrischen Tomaten hauptsächlich aus eigener Ernte zu gewinnen, möglichst viel selbstangebauten Salat zu ernten, knackig-saftige Gurken frisch von der Pflanze zu genießen und ein paar andere Leckereien wie Paprika, Radieschen, Karotten oder Bohnen ernten möchte, sollte pro Person im Haushalt etwa 25 m² beackern. Weitere Tipps zur Größe, insbesondere für angehende Selbstversorger, gibt es weiter unten.
Standort Gemüsegarten
Wichtig ist, dass der Gemüsegarten am möglichst sonnigsten Platz im Garten liegt. Denn nur wenige Gemüsesorten gedeihen im Schatten. Knollen- und Wurzelgemüse gedeihen nur sehr mickrig bei Lichtmangel, Paprika, Auberginen oder Tomaten versprechen kaum bis gar keinen Ertrag, wenn sie eher schattig gepflanzt sind. In den lichtarmen Frühjahrs- und Herbstmonaten wird der Lichtmangel an eher schattigen Standorten noch verstärkt.
Übrigens: Spinat sollte grundsätzlich nicht im Schatten wachsen, da er dort sehr viel gesundheitsschädliches Nitrat einlagert.
Die Größe der Beete
Auch wichtig: die Größe der Beete und gleichzeitig damit die Anlage von Wegen. Denn: Das Beet sollte lediglich so tief sein, dass Sie problemlos an jede Stelle darin kommen, ohne es zu betreten. Beete können entsprechend tiefer sein, wenn Sie von beiden Seiten über einen Weg säen, ernten und es pflegen können.
Tipp: Haben Sie kleine Kinder, die gerne mitgärtnern möchten? Dann sollte das Kinderbeet eher schmal sein, damit die kleinen Gärtner ebenfalls an jede Stelle im Beet kommen.
Tipps zur Begehung
Gärtnert man in der Regel allein, dann müssen die Wege nicht breit sein – 30 bis 40 cm reichen hier aus – und sollten gerade mal dazu dienen von A nach B zu gelangen. Helfen Haushaltsmitglieder regelmäßig bei der Gartenarbeit, dann sollten Sie der Breite zusätzlich 20 cm gönnen. Der Belag ist eine Geschmacksache und eine Budgetfrage. Feste Wege aus Wegplatten oder Pflaster halten ewig, sind aber auch recht teuer. Schneller, einfacher und kostengünstiger ist ein Weg aus Rindenmulch oder Hackschnitzel. Gegen unerwünschten Unkrautwuchs sollten sie den Weg vor Befüllung mit dem Material mit einem Unkrautvlies auslegen. Verzichten Sie dagegen auf einen Wegbelag, dann kann der Gang nicht nur auf schweren Böden und bei Feuchtigkeit zur Rutschpartie werden.
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Und dann wäre da noch …
Schließlich sollten Sie an einen Wasseranschluss denken, sich vielleicht Regentonnen zur Regenwassernutzung installieren und möglichst einen Kompost anlegen. Verrottetes organisches Material wird hier zu wertvollem, kostenfreiem Dünger und Bodenverbesserer.
Der Boden: „Wo nichts reinkommt, kommt nichts heraus“
Praktisch jeder Gartenboden ist anders. Sandig, tonhaltig oder schwer und lehmig sind die drei Grundzustände, die viele Variationen haben können. Bevor Sie einen Gemüsegarten anlegen, sollten Sie, insbesondere bei schwerem, kompaktem Boden, diesen lockern und Wildwuchs gründlich entfernen.
Das Lockern hat zahlreiche Gründe. Ein paar hiervon:
- Gelockertes Erdreich nimmt besser Wasser auf
- Trocknet weniger schnell bei Hitze aus
- Wurzelgemüse wächst im verdichteten Erdreich nur sehr schlecht
- Zudem gilt: Wenn Sie Unkräuter nur unzureichend entfernen, dann wird es später zwischen all dem Gemüse schwer, der Lage Herr zu werden
- Unkräuter sind Wasser- und Nährstoffkonkurrent
Gemüsebeet auf ehemaliger Rasenfläche:
Wenn aus einer Rasenfläche ein Gemüsegarten wird, dann stechen Sie diese Rasenfläche mindestens 5 – 10 cm tief ab. Die nötige Tiefe erkennen Sie am Wurzelwerk. Dieser abgestochene Rasen kann zeitnah an anderer Stelle eingesetzt werden. Alternativ wird er mit dem Grün nach unten gestapelt. In einem Jahr ist der Rasen zersetzt. Das humusreiche Substrat können Sie später im Garten einsetzen.
Wenn Sie mehr Zeit haben: Geplante Fläche mit Pappe abdecken und mit Erde bedecken. Der Rasen darunter wird von allerlei „Erdbewohnern“ zersetzt. Dauer: ½ – 1 Jahr.
Wie wird das Erdreich gelockert?
Viele wenden nach wie vor die Methode des Umgrabens an. Allerdings sagen heute zahlreiche Experten, dass dies das Bodenleben sprichwörtlich auf den Kopf stellt.
Und stattdessen? Den Boden mit einer Grabegabel lockern. Dies hat den gleichen Effekt der Lockerung und wirbelt die verschiedenen Erdschichten nicht so durcheinander.
Komposteintrag: Nicht nur wegen der Nährstoffe
Eine Lage Kompost in den entstehenden Gemüsegarten einarbeiten, sorgt für einen guten Start. Er liefert Nährstoffe und Mikroorganismen, macht sandige Böden kompakter und schwere Böden lockerer. Nebenbei sorgt er für Wasserrückhalt (sandiger Boden) und bessere Wasseraufnahme (schwere Böden).
Als Faustregel werden etwa 20 bis 30 Liter Kompost 20 bis 30 cm tief eingearbeitet. 10 Liter Kompost entsprechen etwa einer Auflage von einem Zentimeter. Diese Prozedur wird alle paar Jahre wiederholt, um das Erdreich vital und locker zu halten und um die Wasserspeicherfähigkeit beizubehalten. Daher ist es nicht zuletzt sinnvoll, sich seinen eigenen Kompost aus Küchenabfällen (ungekocht) und Grünschnitt anzulegen. Für das erste Ausbringen gibt es Kompost zu kaufen: säckeweise im Gartencenter oder in größeren Mengen beim Kompostierwerk in Ihrer Nähe.
Diese Prozedur ist unabhängig von der Planung, ob Stark-, Mittel- oder Schwachzehrer angebaut werden sollen. Letzteres ist die grundsätzliche Einordnung dahingehend, wie viel Nährstoffbedarf Gemüsepflanzen haben. So darf es etwa bei Starkzehrern etwas mehr Kompost sein.
TIPP
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Für den Anfang: Klein und unkompliziert
Anfänger und gleich im nächsten Frühjahr auf 100 Quadratmetern alle Lieblingsgemüsesorten auf einmal anbauen, natürlich alles selbst aus Samen gezogen? Das kann klappen, könnte allerdings auch scheitern und einem den Spaß am Gemüsegarten nehmen.
Besser ist es, langsam mit dem eigenen Gemüsegarten zu starten und anfangs genau zu beobachten, wie sich die Pflanzen verhalten. Zudem gibt es in gut sortierten Gärtnereien für fast alle Sorten Setzlinge und junge Gemüsepflanzen. Vielleicht starten Sie zunächst damit, mal abgesehen von so einfachen Sorten wie beispielsweise Rucola oder Radieschen. Die keimen aus Samen wirklich schnell, sind unkompliziert und alsbald erntereif. Mehr wirklich einfache Gemüsesorten finden Sie hier.
Wie viel Ertrag bringt mein Gemüsegarten?
Eine Faustregel besagt, dass ein Quadratmeter im Schnitt 2,5 Kilo Gemüse einbringt. Das gelingt selbstredend nicht, wenn Sie lediglich Salat anbauen. Doch, die Mischung macht es. Bauen Sie zusätzlich so beliebte Gemüsesorten wie Gurken, Zucchini, Kürbis, Kartoffeln, Paprika und Tomaten an, dann ist diese Menge an eigenem Gemüse durchaus leicht zu erreichen.
Mit eigenem Garten zum Selbstversorger?
Von null auf Selbstversorger klappt in der Regel nicht. Ein paar Jahre Erfahrung in der Planung und Umsetzung eines möglichst effizient genutzten Gemüsegartens ist schon nötig. Auch im kleinen Reihenhausgarten wird es eher unmöglich, zum Selbstversorger bezüglich Grünzeug zu werden. Es sei denn, Sie leben dort als Single. Um sich möglichst selbst mit Gemüse zu versorgen, sollten es pro Person 50 – 80 m² sein, die Sie praktisch rund ums Jahr beackern. Haltbarmachung, etwa durch Einkochen und der Anbau von lagerfähigem Gemüse, vorausgesetzt.
Wer sich vornehmlich oder ausschließlich pflanzenbasiert ernährt, sollte eher 100 m² pro Person einkalkulieren.
Tipp: Denken Sie an Wintergemüse! Es gibt erstaunlich viele Gemüsesorten, die etwas Frost oder dauerhafte Minustemperaturen problemlos verkraften. Gleichzeitig erhöhen sie die Erntemenge und steigern den kulinarischen Genuss.
Gemüsegarten ohne eigenen Garten?
Nicht jeder hat einen eigenen Garten und selbst wenn, häufig ist dort der Platz begrenzt. Dann bieten sich Hochbeete an, die auf wenigen Quadratmetern sehr effizient sind, mehr ernten lassen als direkt im Boden. Zudem wärmen sie sich im Frühjahr schneller auf und im Herbst bleibt die Erde länger warm. Beides Gründe, die die Gartensaison verlängern.
Sie haben zumindest einen Balkon? Auch hier lässt sich Gemüse anbauen. Und das geht erstaunlich gut. So wachsen Salat, Kohlrabi oder Radieschen auch mal in einem Balkonkasten und Gurken oder Tomaten in einem ausreichend großen Topf.
Daneben gibt es noch Kleingartenvereine, die Gärten verpachten. Die Wartelisten hier sind allerdings meist lang und werden stetig länger. Vergleichsweise neu ist das Angebot, für eine Saison eine Parzelle auf einem Acker zu mieten. Hier gibt es mittlerweile verschiedene Anbieter.
Fazit: Ein Gemüsegarten anlegen ist wirklich nicht schwer und mit etwas Planung und Informationen über die jeweiligen Bedürfnisse der Pflanzen ist schnell Erfolg garantiert. Schiefgehen kann indes immer etwas, selbst bei erfahrenen Gemüsegärtnern.
Weiterführende Links:
- Erfolgreich ein Gemüsebeet anlegen
- Profiniveau: Fruchtfolge und Fruchtwechsel
- Äußerst hilfreiche Mischkultur
- Gemüseanbau im Hochbeet
- Gemüse auf dem Balkon anbauen
- Natürlich düngen
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