Kartoffelanbau auf dem Balkon oder im Beet
Kartoffeln wuchsen früher praktisch in jedem Garten, um einen größtmöglichen Selbstversorgungsgrad bei diesem typisch deutschen Grundnahrungsmittel zu erzielen. Heute ist der Anbau mehr und mehr wieder angesagt, selbst auf dem Balkon. Der große Vorteil beim Selbstanbau: Man kann aus zahlreichen schmackhaften Sorten auswählen. Kartoffeln im Beet, Topf oder Sack anbauen, so geht’s.
Während uns der Handel selten mit mehr als jeweils ein, zwei festkochenden und mehligkochenden Sorten beglückt, ist die Vielfalt für den Selbstanbau viel größer. Neben unzähligen Tomatensorten ist die Kartoffel das Gemüse mit der größten Sortenvielfalt für den Eigenanbau. Laut der Wissensdatenbank Wikipedia gibt es weltweit über 3.000 Kartoffelsorten, von denen 210 in Deutschland für den Anbau zugelassen sind. Die Saatkartoffel genannten Pflanzkartoffeln gibt es im Frühjahr in kleiner Auswahl im Gartencenter. Größer ist sie bei Spezialisten im Onlinehandel.
Die verschiedenen Reifegruppen und wann Kartoffeln ernten
Kartoffeln werden in verschiedene Reifegruppen eingeteilt. Diese Angabe gibt in etwa an, wie lange die gesetzte Kartoffel benötigt, um ihre 10 bis 15 Tochterknollen in ausreichender Größe auszubilden. Die Angabe dient also grob dazu, einen Erntezeitpunkt festzulegen und sagt gleichzeitig etwas über die Haltbarkeit aus. Die jeweiligen klimatischen Bedingungen und der Legezeitpunkt kann zu Abweichungen der folgenden Angaben führen.
Sehr frühe Sorten sind bereits im Juni und Juli nach 90 – 110 Tagen reif für die Ernte. Sie dienen oft dem professionellen Anbau und sind jene Sorten, die etwa als Frühkartoffel in der Spargelzeit angeboten werden. Sie sind nicht lagerfähig, weil ihre feine Schale sie dazu ungeeignet macht.
Frühe Sorten benötigen 110 – 130 Tage Vegetationszeit. Entsprechend werden sie im Juli oder August geerntet. Diese Sorten können Sie bis zum Herbst an einem kühlen, eher dunklen Ort lagern.
Mittelfrühe Sorten werden jene genannt, die nochmals 20 Tage länger, also insgesamt 130 – 150 Tage bis zur Ernte in der Erde liegen. Die Ernte erfolgt demnach im August und September. Sie sind bis zum Jahreswechsel lagerbar.
Späte Sorten sind jene, die bis zum Ende des nächsten Frühjahrs lagerfähig sind. Sie wünschen sich eine Verweildauer in der Erde von 150 bis 170 Tagen.
Und wann werden Kartoffeln überhaupt gesetzt? Das erfahren Sie im Verlauf des Textes in der Anbauanleitung.
Kartoffeln aus dem Supermarkt oder Hofladen anbauen?
Sie haben im ausgehenden Winter Kartoffeln gekauft und diese keimen so im März oder April mal wieder? Dann können Sie den Anbau damit ab Anfang, Mitte April durchaus probieren. Die in der Regel geschützten Handelssorten dürfen Sie nur nicht verkaufen. Für den Privatgebrauch ist deren Anbau selbstredend kein Problem.
Noch vor ein paar Jahrzehnten wäre das nicht oder nur selten gegangen, denn da war es noch üblich, dass die Knollen fast ausnahmslos mit starken Keimhemmern behandelt waren. Das sorgte dafür, dass Omas Kartoffelvorrat auch noch im nächsten Frühjahr praktisch ohne Austriebe war. Das ist heute nicht mehr immer der Fall und manch stark wirkendes Mittel wurde verboten. Haben Sie Kartoffeln, die partout nicht auskeimen oder auf deren Verpackung „nach der Ernte behandelt“ steht, dann sind diese mit Keimhemmern behandelt und für den Anbau nicht geeignet.
Gut zu wissen wäre der Sortenname, anhand dessen man die Reifegruppe bestimmen kann. War es eine typische Lagersorte, dann gehört sie wahrscheinlich zu den späten Sorten. Ganz sicher können Sie sich da allerdings nicht sein, da die Profis andere Lagermöglichkeiten haben – kühl, dunkel und natürliche Keimhemmer – als der Hobbygärtner im eigenen Keller oder in der Speisekammer.
Die Kartoffeln aus dem Hofladen oder vom Wochenmarkt haben den Vorteil, dass hier oftmals eine größere Auswahl angeboten wird, aus der Sie wählen und nach einer möglichen Behandlung fragen können.
Und warum nimmt man dann Saatkartoffeln? Saat- oder Pflanzkartoffeln sind besonders sortenrein, sie garantieren Pflanzengesundheit und sollen besonders hohe Erträge erbringen.
Mehrere Vorteile: Vorkeimen lassen
Kartoffeln, ob aus dem Supermarkt oder die speziellen Saatkartoffeln können Sie Anfang April gleich in die Erde bringen (Anleitung im nächsten Kapitel). Wenn Sie sie ab Anfang März für 4 – 6 Wochen vorkeimen lassen, dann hat dies mehrere Vorteile:
- Kartoffeln laufen schneller auf
- Vorgekeimt keimen sie gleichmäßiger
- Mögliche Auflaufkrankheiten werden vermieden
- Die Ernte beginnt früher, was bei den frühen Sorten den Vorteil hat, dass die Pflanzen nur sehr selten von Krankheiten und Schädlingen befallen werden.
Gibt es auch Nachteile? Ja. Insbesondere der Umstand, dass wenn Sie die Fensterbänke mit anderen Zöglingen für den Garten vollgestellt haben, findet sich nur selten ein ausreichend heller Platz für das Vorkeimen.
Vorkeimen gelingt bei etwa 10 – 15 Grad an einem sehr hellen Ort. Sind die Keime 2, 3 cm lang, dann darf die Kartoffel bis zur Pflanzung ruhig etwas kühler stehen. Für die Keimung im Haus werden Kartoffeln auf eine Pappkartonunterlage, in eine Holzstiege oder in offene Eierkartons gelegt.
So werden Kartoffeln gepflanzt
Auch wenn Kartoffeln kälteempfindlich sind, so werden sie dennoch Anfang April ausgepflanzt. In milden Regionen oder bei generell milder Witterung kann das auch im März geschehen. Sollte es nochmals leichte Spätfröste geben, dann sind die Kartoffeln unter der Oberfläche geschützt. Die Erde sollte humus- und nährstoffreich sowie möglichst gut gelockert sein. Dies können Sie sehr gut mit dem Einarbeiten von Kompost erreichen.
Es werden für die Pflanzung mit einer Hacke etwa 15 cm tiefe Furchen gezogen. Bauen Sie in mehreren Reihen an, dann ist ein Abstand von 45 bis 50 cm ideal. Die Erde wird rechts und links abgelegt, um sie später zur Abdeckung und zum Anhäufeln zu verwenden. Angehäufelt wird einerseits, um entstehende Kartoffeln vor Tageslicht zu schützen (macht sie grün und ungenießbar) und andererseits, um die Bildung von möglichst vielen Kartoffeln anzuregen.
Angehäufelt werden die Pflanzen, wenn das Grün mindestens 20 cm aus der Erde ragt. Und erneut, 3, 4 Wochen später.
Tipp: Abgesehen von der Reifezeit, ist das Laub abgestorben – ohne Krankheitseinflüsse -, dann spätestens sind sie reif zum Ernten. Wenn Sie denken, dass die Kartoffeln vorher reif sein könnten, ein Trick. Eine Staude am besten mit einer Grabegabel vorsichtig anheben. Lösen sich die Knollen leicht und sind sie ausreichend, dann ist Zeit zum Ernten. Zumindest von dieser Sorte, wenn Sie mehrere anbauen.
Infokasten Süßkartoffeln
Die Süßkartoffel ist ein tropisches Gewächs, dass für den Hausgarten oder Balkonien lange lediglich als hübsch blühende Zierpflanze verkauft wurde. Seit einigen Jahren weiß man, dass sie an einem sonnig-warmen Standort auch richtig gut die begehrten Knollen bilden. Bis zu 2 Kilo pro Knolle oder gekaufter Pflanze.
Wer keine Pflanze kaufen möchte, setzt auf Knollen in Bio-Qualität, da konventionell angebaute Süßkartoffeln meist keimhemmend behandelt sind. Aus Samen gezogen hat man selten Erfolg. Am besten klappt der Anbau mit der Voranzucht. Die läuft bei der Süßkartoffel wie folgt:
- Eine oder mehrere Knollen in Pflanzerde warm und hell im Haus vorziehen.
- Der beste Zeitpunkt: ab Ende Januar bis Mitte Februar.
- Es dauert einige Wochen bis sich erste Triebe bilden.
- Aufgrund ihrer Frostempfindlichkeit werden Süßkartoffel nicht vor den Eisheiligen Mitte Mai gesetzt. 35 cm Abstand in der Reihe, 60 cm zur nächsten Reihe.
- Während Lehmböden sehr ungünstig sind, ist eine lockere, nährstoffreiche Erde ideal.
- Als Alternative: Im Hochbeet oder Kübel (30 L oder mehr Volumen) pflanzen.
- Erntezeitpunkt: September.
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Alternativen zum Anbau im Gemüsebeet: Kübel, Erdsack und Hochbeet
Wenn die platzbedürftigen Kartoffeln nicht in das Gemüsebeet passen oder gar keines vorhanden ist, dann können sie durchaus auch im Hochbeet, einem großen Kübel (>40 L) – eine Variante sind leichte Pflanzsäcke – oder in einem leeren Sack von Pflanzerde ebenso gedeihen.
Während Sie im Hochbeet wie oben beschrieben vorgehen, geben Sie in einen Kübel oder Erdsack etwa 10 cm Pflanzerde – gerne mit Kompost oder Urgesteinsmehl mischen –, platzieren darauf 4, 5 Kartoffeln und decken diese mit 10 cm Erde ab. Beim Erdsack krempeln Sie den Rand herunter, befüllen ihn wie den großen Topf.
Der Sack oder Kübel wird nach und nach wie beim Anhäufeln gefüllt.
TIPP
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Schädlinge und Krankheiten an Kartoffeln
Wo er auftaucht, macht er das oft in Massen und Pflanzen werden in kürzester Zeit bis auf die Stängel abgefressen. Der Kartoffelkäfer war vor 170 Jahren mitverantwortlich, dass es in Irland eine große Hungersnot gab und die Menschen zu Millionen in die USA auswanderten. Die Kartoffel war damals nicht nur bei den Iren das wichtigste Lebensmittel.
Heute lässt er sich mit Pestiziden gut im Zaum halten. Wer darauf verzichten möchte, der sammelt ihn und seine gefräßigen Larven einfach ab und versucht möglichst alle seine gelben Eiergelege zu entfernen. Die beste Sammelzeit ist morgens, wenn die Tiere noch nicht allzu beweglich sind. Als natürliches Mittel soll Pfefferminzsud helfen. Hierfür werden einige Stängel Pfefferminze eine halbe Stunde abgekocht. Der abgeseihte Sud wird auf Blattober- und Unterseiten gesprüht. Kartoffelkäfer meiden Pflanzen mit dem Geruch.
Bei anhaltend nassen Sommermonaten waren die Pflanzen damals für die Kraut- und Knollenfäule besonders empfänglich. Diese und die Kartoffelkäferplage lösten den sogenannten „potatoe famine“ aus, die Hungersnot durch Kartoffelmangel.
Die Fäuleerreger können im Boden verweilen oder von Regen und Wind auf den Pflanzen landen. Auch infiziertes Pflanzgut kann die Fäule auslösen. Die Erkrankung wird an anfänglichen kleinen braunen Flecken auf den Blättern sichtbar. Diese Blätter möglichst schnell entfernen. Wer vorkeimen lässt und frühe Sorten wählt, kann der meist im Hochsommer auftretenden Fäule entgehen.
Ist das Laub mäßig befallen, dann muss die Krankheit noch nicht bei den Knollen angekommen sein. Sind diese makellos und weisen keine grauen bis braune Flecken auf, dann sind sie essbar und gegebenenfalls lagerfähig.
Tipp: Kartoffeln immer möglichst weit von Tomaten und Auberginen entfernt anbauen. Alle drei sind Nachtschattengewächse und können sich gegenseitig mit der Krautfäule anstecken.
Ganz versessen auf die Kartoffeln sind dann noch Drahtwürmer. Das sind kleine, lästige Erdbewohner, die so einiges anknabbern wie Wurzelgemüse. So auch die Kartoffeln. Man kann sie mit ihren eigenen Waffen schlagen und halbierte Kartoffeln in die Erde drücken. Das lockt sie an und Sie können sie mitsamt der Kartoffelhälfte entsorgen.
Ideal: Kartoffeln nach Bedarf ernten
Die beschriebenen Reifezeiten sind eines und das Ausgraben einer Pflanze zeigt, ob der Reifegrad passt. Sind die Knollen und Pflanzen gesund, dann könnte man die Kartoffeln auch nach und nach zum raschen Verzehr abernten. Schließlich läuft hier kein Verbrauchsdatum ab. Vielmehr gibt die Reifegruppe lediglich eine Empfehlung. Gerade wer in seinem kleinen Garten keine Unmengen anbaut, kann so bei Bedarf über einige Wochen ganz frische Kartoffeln genießen.
Zumal gilt: Die Kartoffeln im Erdreich sind besser gelagert als in den meisten modernen, oft sehr warmen Kellerräumen. Sofern Sie solch einen überhaupt noch haben.
Fazit: Kartoffeln selbst anbauen ist gar nicht schwer. Für eine größere Ernte ist nur leider etwas Platz im Garten nötig. Für zwei, drei Mahlzeiten, je nach Haushaltsgröße, reicht aber auch der Kübelanbau völlig. Auch und gerade, wenn man den Anbau von Kartoffeln einfach mal ausprobieren oder den Kindern mal zeigen möchte, wie das Ganze funktioniert.
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