Gemüseanbau im Sommer: Reiche Ernte und Hitze bezwingen
Auf den Sommer freuen sich die meisten Menschen, der Hobbygärtner umso mehr. Denn: All die Leckereien im Gemüsegarten, die es warm möchten, werden jetzt erntereif. Im Gemüsegarten gut durch den Sommer kommen und der Hitze die Stirn bieten? So geht’s.

Vom Frühjahr in den Sommer
Das Frühjahr im Garten kann häufig noch recht ungemütlich sein. Das mögen nicht alle Gemüsepflanzen, die wir gerne im Garten haben möchten. Während Sie unproblematisch Radieschen, Möhren und Salat ab März im Gemüsegarten säen können – selbstredend ist das wetterabhängig –, ziehen Sie im März und April so kälteempfindliche Pflanzen wie Tomaten, Gurken, Zucchini und Kürbis zunächst im Haus vor – Paprika und Chili eher früher – oder kaufen sich dann Jungpflanzen, wenn deren Pflanzzeit Mitte Mai losgeht. Das ist der Zeitpunkt, zu dem üblicherweise keine Spätfröste mehr drohen sollten.

Um den 21. Juni herum ist dann offizieller Sommerbeginn auf der Nordhalbkugel und wer im Frühjahr fleißig gesät hat, hat jetzt bereits einiges geerntet. Vor allem aber sind jetzt die kälteempfindlichen Pflänzchen bereits prächtig am Wachsen.
Sofern noch nicht im Frühjahr geschehen und für all jene, die später mit dem Gemüsegärtnern loslegen, heißt es für den Sommer, die Erde im Gemüsebeet, im Hochbeet oder im Topfgarten gut vorzubereiten. Die wichtigsten Tipps hierzu lesen Sie unter „der Gemüsegarten im Frühjahr“.
Tomaten, Paprika und andere „hungrige“ Wärmeliebhaber
Sofern Sie den Boden für Pflanzen, die vergleichsweise viele Nährstoffe benötigen, noch nicht vorbereitet haben, wäre Anfang Mai, also vor der Pflanzung, die beste Zeit. Doch, wer gehört zu den sogenannten Starkzehrern?
- Tomaten
- Paprika
- Chili/Peperoni
- Gurken
- Zucchini
- Kürbis
- Melonen
- Artischocken
- Lauch/Porree
- Kohl
- Mais
- Rhabarber
- Kartoffeln
- Auberginen

Alle genannten Pflanzen benötigen eine gehörige Portion an Nährstoffen, um viele Früchte zu tragen oder große Köpfe und Kolben auszubilden und um möglichst gesund zu sein und es zu bleiben. Während in der Natur die Pflanzen sich gegenseitig mit Nährstoffen, etwa durch Verrottung, versorgen, ist das im Gartenbeet selten der Fall, daher muss der Gemüsegärtner entsprechend nachhelfen. Wenn nicht, dann sind beispielsweise die Tomaten viel kleiner als bei der jeweiligen Sorte üblich, kümmern Kohlpflanzen oder werden, wie bei der Gurke und den Zucchini, gar keine oder eher wenige Früchte ausgebildet.
Mineralische und organische Düngemittel
Doch, wie dünge ich am besten? Grundsätzlich wird in mineralische und organische Dünger unterschieden. Mineralische Dünger sind industriell hergestellt und enthalten die wichtigsten Nährstoffe als Salze. Sie werden schnell aufgenommen, können aber problematisch für die Umwelt, Stichwort Grundwassereintrag, und die Bodenqualität auf Dauer werden, da nur ein geringer Teil von der Pflanze aufgenommen wird.

Dagegen sind organische Dünger meist rein tierischer oder pflanzlicher Herkunft. Eine der Ausnahmen: das mineralienreiche Urgesteins- oder einfach nur Gesteinsmehl. Aus tierischer Herkunft für den Hausgartenbereich ist abgelagerter Mist. Dieser ist besonders mineralstoffreich. Optional gibt es Dung in praktischen Pellets.
Auch gerne verwendet und praktisch in jedem Gartencenter erhältlich sind Hornmehl oder Hornspäne. Kaum noch erhältlich ist Knochen-, Fisch- oder Blutmehl, die allesamt aus Schlachtabfällen produziert werden.
Pflanzlicher Herkunft sind Jauchen oder Brühen aus bestimmten Pflanzen wie aus der sehr stickstoffreichen Brennnessel oder dem kaliumbetonten Beinwell. Während Stickstoff als gute Startdüngung für besonders rasches Wachstum sorgt, fördert Beinwell die Fruchtbildung.

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Der „Superstar“ unter den organischen Düngern ist der Kompost, der durch die Arbeit von Mikroorganismen einfach aus pflanzlichen Teilen wie Schnittgut, Obst- und Gemüseabfällen (ungekocht) entsteht. Dieser ist, in Eigenproduktion hergestellt, dazu noch kostenlos.
Organische Dünger haben alle gemeinsam, dass sie die Nährstoffe langsam abgeben. Zudem verbessern sie die Bodenstruktur und fördern das Bodenleben. Dies gilt insbesondere für Kompost.
Organische Dünger werden spätestens mit der Pflanzung in die Erde eingearbeitet oder gegossen. Beim Kompost sind dies etwa ein, zwei Zentimeter in der Höhe, Jauchen werden mit der Pflanzung, gerne nochmals im Juli und August gegeben. Schließlich werden Urgesteinsmehl und Horndünger nach Packungsangabe, meist etwa eine Handvoll je Quadratmeter eingearbeitet.

Tipps:
- Mittel- und Schwachzehrer bekommen entsprechend weniger oder gar keinen Dünger. Bei diesen Gemüsesorten kann es aber auch nicht schaden (Wasserspeicher, Aktivierung des Bodenlebens, Bodenverbesserung), Kompost unter die Erde zu mischen. Dann entsprechend weniger.
- Einfacher wird es mit dem organischen Düngen, speziell von Starkzehrern, wenn Sie auf ein flüssiges (Bio-)Produkt aus dem Handel setzen und es nach Packungsangabe geben.
Was kann ich in der warmen Jahreszeit säen?
Sie haben es verpasst, Gurken, Zucchini oder Kürbis zu säen und bekommen zur Pflanzzeit ab Mitte Mai keine Jungpflanzen mehr? Diese schnellwachsenden Gemüsesorten können Sie noch bis Anfang Juni direkt am späteren Standort säen. Sollten Sie ein Schneckenproblem haben, dann ist die Aussaat in höher platzierten Töpfen mit normaler Pflanzerde ratsam. Werden dann die größeren Pflanzen gesetzt, sind sie weniger anfällig für Schneckenfraß.

Salat im Sommer aussäen ist schwierig, denn er möchte möglichst niedrige Keimtemperaturen, idealerweise unter 20 Grad. Tipp: Voranzucht an eher schattigen, damit kühleren Standort oder als Setzlinge kaufen.
Juni ist der Aussaattermin für klassische Herbstsalate wie Endivie, August und September sind die Monate für die Aussaat von Winterkopfsalat. Einige Sorten überwintern auf dem Beet, sind gut frosthart und für die Ernte ab April gedacht.
Waren die Radieschen im Frühjahr der Hit und es gab ständig Nachschub, dann kann das im Sommer ganz anders aussehen. Sie keimen zwar, bilden allerdings manchmal keine Knollen. Dies liegt dann daran, dass die gewählte Sorte für die Frühjahrs- und Herbstaussaat geeignet ist und keine sogenannte „Langtagespflanze“ ist. Wählen Sie daher eine Sorte, die auch für den Sommeranbau geeignet ist. Sorten wie ‚Riesenbutter‘ oder ‚Sora‘ gelingen im Sommer (bereits ab Mai) besser.

Weitere Aussaaten im Sommer
Beispiele für Juni:
- Buschbohnen
- Stangenbohnen
- Knollenfenchel
- Zuckerschoten (bis Mitte Juni)
- Rote Beete
- Petersilie (keimt besser als im Frühjahr)
- und andere einjährige Kräuter
- Mangold
- Möhren (späte Sorten)
- Rucola

Beispiele für Juli:
- Knollenfenchel
- Pak Choi
- Rucola
- Spinat
- Asiasalate
- Kohlrabi
- Rote Beete
- Herbstrüben (Mairübe)
Beispiele für August:
- Feldsalat
- Rucola
- Radieschen
- Spinat
- Pak Choi
- Winterpostelein
- Knollenfenchel
- Herbstrüben
Wann ist Gemüse erntereif?
Sie greifen in der Gemüsetheke nach dem größten Salatkopf? Bei dem Eigenanbau ist die Größe sekundär, denn Salat ist immer reif. Große oder kleine Radieschen oder Rote Beete? Auch dieses Gemüse kann zu jeder Zeit geerntet werden. Bei Radieschen gibt es allerdings auch „überreif“. Das ist spätestens dann der Fall, wenn sie Stiele bilden, die später Blüten tragen. Bereits vor dem Erblühen sind sie in diesem Zustand meist sehr holzig.

Während Zucchini auch zu jeder Zeit geerntet werden können – kleiner sind sie aromatischer, beim Kürbis der Stil antrocknen sollte (besser lagerfähig), sollte die Honigmelone am unteren Ende auf Druck etwas nachgeben und süß-aromatisch duften.
Wenn Sie die Vielfalt von Tomaten schätzen, dann wird es kniffelig. Insbesondere bei den kunterbunten Sorten. Hier sollte man sich im Internet die sortentypische Farbausbildung genauer anschauen. Zudem hilft ein leichter Druck, um die Reife zu prüfen. Eindeutig feste Tomaten sind in der Regel noch nicht reif. Es gibt natürlich auch Ausnahmen mit besonders fester Schale.
TIPP
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Tipp grüne Tomatensorten
Von Natur aus grünbleibende Tomaten sind beliebt. Kein Wunder, gibt es doch sehr viele aromatische Sorten unter ihnen. Allerdings ist es schwierig, ihren Reifegrad zu erkennen.
Grundsätzlich sollten Sie sich vielleicht den Stützstab markieren, wenn Sie grüne Tomaten anbauen. Ihre Reife erkennt man an drei Dingen:
- Sortentypische Größe
- Gibt auf Drucktest etwas nach
- Zudem erhalten die meisten reifen, grünen Tomatensorten einen leichten Gelbstich (siehe Bild oben, Sorte ‚Grünes Zebra‘).

Etwas diffizil ist es, die Reife von Auberginen zu bestimmen. Sind sie noch unreif, dann enthalten sie, wie unreife oder falsch gelagerte, sich grün verfärbende Kartoffeln, zu viel gesundheitsschädliches, bitter schmeckendes Solanin im leicht grünen Fruchtfleisch. Auberginen sind reif, wenn:
- Sortentypische Größe erreicht ist
- für die Sorte typische Farbe
- glänzend
- sie auf Druck leicht nachgeben, aber keine Delle bleibt
- Das Fruchtfleisch weiß ist
Sind die Kerne indes bereits braun gefärbt und ist das Fruchtfleisch eher schwammig, dann sind sie überreif. Das schadet nicht, sorgt allerdings für Geschmackseinbußen.

Wasser sparen, Hitzefolgen abmildern
Die Frage, „wann gieße ich den Gemüsegarten“ im Sommer kann man definitiv mit „morgens“ beantworten. Abends verdunstet zwar weniger Wasser, doch es werden so Pilzkrankheiten gefördert und für die Schnecken ist der feuchte Boden in der Nacht eine richtige Einladung.

Während das Blumenbeet an sehr heißen Tagen 20 bis 30 Liter je Quadratmeter benötigt, sind es im Gemüsebeet eher 10 bis 15 Liter, die für eine ausreichende Wasserversorgung nötig sind. Für die meisten Gemüsepflanzen gilt: Lieber 1 x das Gemüsebeet oder das Hochbeet durchdringend und alle zwei, drei Tage gießen, anstatt Tag für Tag geringe Mengen. Letztlich sparen Sie so auch Wasser. Dies gilt leider nicht für den Topfgarten. Zu schnell sind Töpfe ausgetrocknet. Dieser benötigt bei sommerlichen Temperaturen täglich ausreichend Wasser. Bei hohen Temperaturen gar zweimal am Tag.
Um die Pflanzen möglichst wenig Hitzestress auszusetzen und Wasser einzusparen, helfen folgende Maßnahmen:
- Dichte Bepflanzung im Gemüsebeet reduziert Verdunstung
- Abgeerntete Stellen stets mit neuem Saatgut oder neuen Pflanzen auffüllen
- Mulchen mit angetrocknetem Grasschnitt (2, 3 cm stark)
- Verbleib der äußeren Blätter vom abgeernteten Kopfsalat oder Kohl, Tomatengeiztrieben etc. auf dem Beet
- Im Sommer ist es von Vorteil, wenn das Gemüsebeet nicht den ganzen Tag die pralle Sonne abbekommt.
Der Grünabfall darf bis und über den Winter auf dem Beet liegen bleiben. Das gibt der Erde entzogene Nährstoffe zurück.

Fazit: Den Gemüsegarten im Sommer zu versorgen, das kann zur schweißtreibenden Arbeit werden. Doch selbst im kleinen (Topf-) Garten belohnt die Ernte mit zahlreichen Leckereien, die es so frisch und aus der bestmöglichen Quelle nicht zu kaufen gibt.

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