Vorteile für den Gemüseanbau
Bei der Mischkultur im Gemüsebeet treffen die unterschiedlichsten Gemüsesorten, Kräuter und so manche Blühpflanzen in einem Beet aufeinander. Das hat einige Vorteile. So wird die Gesundheit der Pflanzen gefördert, der Ertrag gesteigert und Krankheiten wie Schädlinge haben kaum noch eine Chance.
Die Mischkultur, auch Mischanbau genannt, ist das Gegenteil von Reinkultur, die man heute gerne auch als Monokultur bezeichnet. Bei dieser Kulturform stehen Hektar für Hektar die gleichen Pflanzen, sei es Getreide, Mais oder Kohlköpfe. Auch der Hobbygärtner tendiert dazu, alles schön im Gemüsebeet zu sortieren. Die unterschiedlichen Pflanzen werden in Reih und Glied angebaut und Pflanzenarten strikt voneinander getrennt. Hier kommt lediglich Salat hin, dort ist die Ecke für die Tomaten und da das Kräuterbeet.
Bei der Mischkultur läuft das anders und auf den ersten Blick sieht ein entsprechendes Beet wie ein wildes Durcheinander aus, denn hier mischen sich die Pflanzen kunterbunt. Selten geschieht das wahllos, denn zahlreiche Nachbarschaften erweisen sich als Vorteil.
Warum die Mischkultur vorteilhaft ist
In der Mischkultur macht sich der Gärtner verschiedene Eigenschaften von Pflanzen und Synergieeffekte zunutze. So gibt es Gewächse, die Schädlinge oder Fressfeinde von anderen fernhalten, weil sie beispielsweise spezielle Ausdünstungen verbreiten. Es wird durch gezielt ausgesuchte Partner zudem ein ausgewogenes Verhältnis von Schädlingen und Nützlingen angestrebt. Gleiches gilt für die allgemeine Pflanzengesundheit, die manche Nachbarschaft im Gemüsebeet fördert.
Andere Pflanzenpartner begünstigen sich im Wachstum in direkter Nachbarschaft oder stören sich zumindest nicht an dieser. Und selbst wenn sie vergleichsweise eng zusammensitzen, also enger als sonst üblicherweise gepflanzt, treten die richtig kombinierten Gewächse in der Mischkultur nicht in Nahrungskonkurrenz. Nebeneffekt: Durch die enge Pflanzung entsteht eine dauerhafte Bodenbeschattung, durch die die Wasserverdunstung minimiert ist und im Fall von Lehm- und Tonböden verhärten sich diese längst nicht so schnell.
Weiterhin sorgen manche Nachbarschaften für eine optimale Nährstoffaufnahme und eine bestmögliche Bodengesundheit.
Schließlich zeichnet die Mischkultur dafür verantwortlich, dass weniger natürliche oder chemische Hilfsmittel eingesetzt werden müssen, man auf gleicher Fläche mehr anbauen kann und der Arbeitsaufwand sinkt.
Mischkultur eignet sich nicht nur für konventionelle Gemüsebeete, sondern auch und gerade für Hochbeete.
Info: Der Mischanbau mehrerer Pflanzenarten ist in zahlreichen Entwicklungsländern mit weniger intensiver Landwirtschaft seit Jahrhunderten sehr gängig. Mit ihm werden die Nachteile einer Mono- oder Reinkultur vermieden und ein Verlust aller Kulturen ist selten der Fall. Diese Form des Anbaus ist gerne Teil der selbstversorgerorientierten Subsistenzlandwirtschaft. Sie macht in manchen Ländern bis zu 50 % der Landwirtschaft aus.
Mischkultur in Beeten und Hochbeeten: Die Basics
Im Gemüsebeet sollte die Beettiefe, je nach Körpergröße, zwischen maximal 80 cm und 1,2 Metern liegen, um problemlos jede Stelle im Beet von außen erreichen zu können. So muss man das üppig gefüllte Beet nicht betreten. Bei Hochbeeten für den Mischanbau ist dieses Maß ebenso sinnvoll.
Ein grober Anbauplan ist ratsam, insbesondere wenn Stark-, Mittel- und Schwachzehrer zusammen ein Beet belegen sollen. So kann etwa der Bereich für Starkzehrer wie Kürbis, Zucchini oder Paprika mit einer Gabe Kompost optimiert werden. Dort, wo Schwachzehrer wie Salat gesät oder gepflanzt werden, ist kaum oder kein zusätzlicher Dünger nötig. Allenfalls, um einen zu sandigen oder zu lehmigen Boden zu verbessern, kann hier eine dünne Schicht Kompost aufgetragen werden.
Dieser Plan ist auch sinnvoll für die optimierte Pflanzung geeigneter Partner. Im Mischanbau spricht man von sogenannten ‚guten‘ und ‚schlechten‘ Partner. Ein guter Kompagnon begünstigt seine unmittelbaren Beetnachbarn, ein schlechter hat negativen Einfluss auf sie.
Schließlich wird beim Mischanbau darauf geachtet, dass das Gemüsebeet möglichst lange belegt ist. Gerne wird hier mit einer Vor- oder Nachkultur gearbeitet, die der länger wachsenden Hauptkultur vorangeht oder auf sie folgt. So sind die weniger kälteempfindlichen Salate oder Radieschen eine ideale Vorkultur von den empfindlicheren Tomaten, Gurken oder Kürbissen, die bis Saisonende das Beet bevölkern.
Beispiele: Das passt im Mischanbau zusammen
Um beispielhaft gute und schlechte Partner zu nennen, werden im Folgenden ein paar der in Deutschland beliebtesten Gemüsesorten und deren Effekte genannt.
- Tomaten. Gute Partner: Spinat, Basilikum, Petersilie, Kamille, Knoblauch, Zwiebeln, Bohnen, Kohl, Salat. Schlechte Partner: Kartoffeln, Gurken, Fenchel.
- Basilikum ist beispielsweise ein guter Partner, da sein Duft bei den Tomaten einen Befall der Weißen Fliege verhindert. Dagegen sind Kartoffeln ein schlechter Partner, da das Laub der Knollen praktisch immer mit Krautfäule befallen wird. Was der Kartoffel unter der Erde selten schadet, könnte die Tomaten vor Saisonende vernichten. Zumal beide ein Nachtschattengewächs sind. Alle Pflanzen aus dieser Familie sind untereinander unverträglich.
- Dürfen die Starkzehrer Kohl und Tomaten zusammen in einem sitzen, dann wird der Kohl vor dem gefräßigen Kohlweißling geschützt, da das intensiv riechende Tomatenlaub seinen Duft kaschiert.
- Salat. Gute Partner; Knoblauch, Lauch oder Zwiebeln, Auberginen, Erbsen, Spargel, Rhabarber. Schlechte Partner: Sellerie, Kartoffeln, Petersilie.
- Die „Partnerschaft“ von Salat mit Lauchgewächsen ist sinnvoll wie platzsparend und zeigt eine weitere clevere Kombinationsmöglichkeit auf. Bei dieser Kombination macht sich der Gärtner die unterschiedliche Wurzeltiefe zunutze. Lauch wird als Setzling etwa 10 – 15 cm tiefer gesetzt, um schöne lange, weiß gefärbte Stangen auszubilden. Dagegen wurzelt Salat flach, wodurch diese Gemüsesorten vergleichsweise eng nebeneinander wachsen können. Die Lauchgewächse haben zudem den Vorteil, dass sie Schnecken durch ihren intensiven Duft eher abschrecken. Der Salat wird hierdurch sehr wahrscheinlich verschont. Und da Salatköpfe recht schnell wachsen, ist alsbald mehr Platz für die genannten guten Partner.
- Schließlich sind auch Zwiebel und Möhren ideale Partner, die sich gegenseitig und dank des jeweiligen Geruchs vor der Zwiebel- und Möhrenfliege schützen.
Eine sehr übersichtliche Tabelle zu guten und schlechten Partnern im Beet gibt es beim Mindener Kleingärtner e. V. zum Download.
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Blumen als Mischkulturpartner
Dass passende Gemüsepartner Schädlinge vertreiben wurde bereits genannt. Es gibt auch schön blühende Beetpartner wie die Ringelblume, die im Gemüsebeet gleich mehrere Effekte haben. So vertreiben sie Nematoden, auch Fadenwürmer genannt, die insbesondere Wurzelgemüse befallen. Da sie bei den nektarsuchenden Florfliegen ebenfalls beliebt sind, wirken Ringelblumen indirekt auch gegen Blattläuse. Der Grund: Sollten die Florfliegen ihre Eier im Beet ablegen, dann ist Blattlausbefall im Mischkulturbeet selten ein Problem, da die schlüpfenden Larven diese als Hauptspeise ansehen.
Da auch Bienen den Ringelblumen-Nektar schätzen, ist die Bestäubungsquote benachbarter Paprika, Auberginen, Gurken- oder Zucchinipflanzen gesichert, was wiederum deren Ertrag erhöht.
Einen ähnlichen Effekt auf verschiedene Schädlinge im Erdreich hat die Tagetes. Wie die Ringelblume sondert auch sie Wirkstoffe über die Wurzeln ab, die die Fressfeinde abschrecken. Gerne dürfen Tagetes auch den Salat umringen, da Schnecken sie noch lieber haben als diese schmackhafte Speise.
Erdbeeren: Schimmel adé
Ein guter Partner von Erdbeerpflanzen sind die genannten Lauchgewächse, Schnittlauch inklusive. Der Grund ist so einfach wie genial, denn die ätherischen Öle, die bei Lauchgewächsen für ihren typischen Geruch und Geschmack sorgen, wirken desinfizierend. Dies sorgt dafür, dass Erdbeeren viel seltener von gefürchtetem Grauschimmel befallen werden.
Indianerbeet: Paradebeispiel für Synergieeffekte
Inka-Beet, Indianerbeet oder Milpa nennt sich eine Jahrtausende alte Anbauform, die in Mittelamerika auch heute noch existiert. Hierbei werden auf einem Feld Mais, Bohnen und Kürbisse zusammen angebaut. Dabei dient der Mais den Bohnen als Rankhilfe und die Bohnen, die in ihren Wurzeln den düngenden Stickstoff bilden, düngen den Boden. Dieser wird von den üppig wachsenden Kürbispflanzen bedeckt, was die Verdunstung von Wasser im Erdreich reduziert.
Diese traditionelle Anbauform ist vielleicht die älteste Form der Mischkultur und zeigt exemplarisch die Sinnhaftigkeit dieser Art des Anbaus von Lebensmitteln.
Kritik am Mischanbau
Wissenschaftlich sei das Gesamtkonzept nicht gründlich untersucht, heißt es von Kritikern. Doch Vieles in der Mischkultur funktioniert und beruht auf Erfahrungswerten, die Hunderte von Jahren die Ernte von Gemüsebauern sicherten. Wer selbst einmal den Mischanbau ausprobiert, wird zahlreiche Effekte bestätigen können.
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