Pflicht für Architekten mit Bauleitung – Kür für private Bauherren: Das Bautagebuch dient, anders als der Name vermuten lässt, der Bauüberwachung. Es handelt sich um ein Dokument, das sowohl in Papierform oder digital geführt werden kann. Mit dem Bautagebuch werden Formalien, alle Baufortschritte, aber auch Probleme und Mängel dokumentiert. In diesem Artikel erfahren Sie:
- wie ein Bautagebuch ordnungsgemäß geführt wird,
- ob Sie als private Bauherren auch ein Bautagebuch führen sollten und
- welche Arten von Bautagebüchern es gibt.
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Definition: Was ist ein Bautagebuch?
Der Begriff Bautagebuch ist irreführend, weil dieser vermuten lässt, dass es hier um Wünsche und Vorstellungen sowie eine subjektive Sicht auf Dinge geht. Doch ein Bautagebuch ist das genaue Gegenteil: Hierbei geht es darum, das Bauprojekt so objektiv und umfassend wie möglich zu dokumentieren. Es dient zwei Zwecken:
- Projektmanagement: Das Bautagebuch ist ein ideales Tool, um Planung, Durchführung und Überwachung einer Baumaßnahme optimal zu koordinieren. So, wie bei allen größeren Projekten, die verschiedenen Teilaspekte des Projekts im Rahmen eines Projektmanagements protokolliert werden, ist dies bei einer Baumaßnahme auch der Fall. Ein Bautagebuch ist also immer auch ein Projektmanagementinstrument.
- Beweismittel: Wenn es zu Streitigkeiten zwischen den Vertragsparteien, zu zeitlichen Verzögerungen, Mängeln oder gar Schäden aufgrund von Mängeln kommt, hilft ein Bautagebuch dabei, den Sachverhalt zu klären. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise herausfinden, ob Arbeiten rechtzeitig und ordnungsgemäß ausgeführt wurden.
Ein Bautagebuch trägt also dazu bei, dass eine Baumaßnahme entsprechend den ausgearbeiteten und vom Bauamt freigegebenen Plänen umgesetzt wird. Zudem wird auf die fristgerechte Umsetzung der Baumaßnahme geachtet sowie das Budget überwacht. Auf diese Weise können Probleme, Verzögerungen und Fehler frühzeitig erkannt und gegengesteuert werden. Sollte es zu Problemen können, die nicht in dem Sinne gelöst werden können, dass das Bauprojekt wie geplant beendet wird, so hilft das Bautagebuch bei der nachträglichen Aufarbeitung – im Zweifelsfall auch, um Ansprüche gerichtlich durchzusetzen.
Pflicht oder Kür: Wer muss, kann, sollte ein Bautagebuch führen?
Es gibt keine grundsätzliche Pflicht, die besagt, dass bei einem Bauprojekt ein Bautagebuch geführt werden muss. Vielmehr hängt die Frage, ob das Führen des Bautagebuchs Pflicht oder Kür ist, von der Frage ab, wer die Bauleitung bei dem Bauprojekt innehat.
Für professionelle, unabhängige Bauleiter besteht eine Pflicht zur Führung eines Bautagebuches. Daher ist insbesondere ein Architekt, der von den Bauherren mit der Bauleitung beziehungsweise Bauüberwachung gemäß HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) beauftragt wurde, gesetzlich zur Führung eines Bautagebuchs verpflichtet. Denn nur so kann nachvollzogen werden, dass die Bauüberwachung ordnungsgemäß erfolgt ist. Allerdings definiert die HOAI keine bestimmten Anforderungen, wie ein Bautagebuch erstellt werden muss. Daher sollte der Architektenvertrag hierzu detaillierte Regelungen enthalten.
Übernehmen die privaten Bauherren selbst die Bauüberwachung, so sind sie nicht zur Führung eins Bautagebuches verpflichtet. Allerdings ist es gerade privaten Bauherren, die keinen professionellen Bauleiter mit der Baustellenüberwachung beauftragt haben, dringend anzuraten, ein Bautagebuch zu führen. Selbst, wenn es in der Ausführung nicht den Standards entspricht, die man an ein Bautagebuch eines Architekten anlegen würde, so stellt jede Form der Dokumentation des Bauprojektes ein sinnvolles Tool zur Projektplanung und in einem gewissen Maße zur Beweissicherung dar.
Generalunternehmer und Bauträger müssen sich in der Regel nicht an die Leistungsphasen der HOAI halten und sind dementsprechend nicht zum Führen eines Bautagebuches verpflichtet. Zudem sollten Bauherren folgendes bedenken: Ein bei einem Bauträger fest angestellter Bauleiter, der ein Bautagebuch erstellt, wird meist (zumindest im Rahmen des rechtlich zulässigen) die Interessen seines Arbeitgebers über die der Kunden (privaten Bauherren) stellen. Daher ist es in diesem Fall ratsam, einen unabhängigen Bauleiter mit der Bauüberwachung zu beauftragen, der ebenfalls ein Bautagebuch erstellt. Mindestens aber sollten die Bauherren selbst ein Bautagebuch führen – auch, wenn sie rechtlich dazu nicht verpflichtet sind.
Inhalte: Welche Punkte gehören in ein Bautagebuch?
Die Anforderungen, die an ein Bautagebuch gestellt werden, sind:
- Es soll nachvollziehbar sein, was, wann auf der Baustelle passiert.
- Ob es zu Abweichungen von der Zeit- und / oder Finanzplanung kommt.
- Ob es sonstige Herausforderungen /Schwierigkeiten es auf der Baustelle gibt.
- Was die Ursachen für Verzögerungen oder Budgetabweichungen sind.
Ein Bautagebuch muss daher so geführt werden, dass diese Punkte erfüllt werden. Grundsätzlich gilt: Das Bautagebuch sollte möglichst täglich geführt werden. Auf jeden Fall jedoch sollte nach jedem Baustellenbesuch beziehungsweise Treffen, Telefonaten oder relevantem Mailverkehr mit am Bau Beteiligten ein Eintrag erfolgen.
Nachfolgend finden Sie eine Checkliste, welche Regelungen und Aspekte in ein ordnungsgemäß geführtes Bautagebuch aufgenommen werden sollten. Diese Liste ist nicht abschließend, sondern führt lediglich die Punkte auf, die besonders wichtig sind:
- Nähere Bezeichnung der Baumaßnahme (Benennung der Bauherren, Art der Immobilie)
- Jeder Eintrag wird mit Datum versehen
- Dokumentation des Baufortschrittes: Wann werden welche Bauschritte durchgeführt?
- Angaben, welche Bauunternehmen und Zulieferer wann auf der Baustelle sind
- Angaben zu Witterungsverhältnissen (Starkregen, Schnee, Frost), da diese auch einen Einfluss auf die Baumaßnahme haben können.
- Übersicht über Geräte (Kran, Bagger etc.) auf der Baustelle
- Übersicht, wann welche Materialien geliefert werden und wie sie gelagert werden
- Dokumentation von Baumängeln, Schäden (unabhängig davon, wodurch diese verursacht wurden), Störungen etwa durch Auseinandersetzungen mit Nachbarn sowie alle weiteren Abweichungen von der Norm/Planung
- Dokumentation von einzelnen Bauabschnitten: Einträge sowie Fotos bei Vollendung unterschiedlicher Bauabschnitte, insbesondere, wenn diese Gewerke später nicht mehr zu sehen sind: Fundament, Kellerabdichtungen, Elektrik, Fußbodenheizung
- Protokolle von Gesprächen (z. B. mit Bauunternehmen, Baubehörde etc.) inklusive Unterschrift der Teilnehmenden
- Datenblätter
- Abnahmeprotokolle
Die Dokumentation beinhaltet insbesondere folgende Elemente:
- Schriftliche Einträge
- Fotos
- Belege aus externen Quellen (Medien) bzgl. Wetterverhältnissen (Extremwetter)
- Pläne wie Baupläne etc.
Durchführung: Wie lässt sich ein Bautagebuch ordnungsgemäß führen?
Bei einem Bautagebuch kommt es vor allem auf zwei Dinge an: Es muss so umfassend wie möglich sein und stets aktuell. Daher sollten Notizen im Idealfall vor Ort auf der Baustelle angefertigt werden, da sonst leicht Informationen vergessen werden. Bei Besprechungen sollte stets während der Besprechung ein Protokoll angefertigt werden. Sollten die privaten Bauherren selbst die Bauleitung übernommen haben, ist es einfacher, wenn eine Person die Besprechung leitet und eine andere das Protokoll anfertigt. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass von dem Bautagebuch ein Doppel existiert: also von Unterlagen eine Fotokopie angefertigt wird und von Daten eine Sicherheitskopie auf einem anderen Datenträger abgespeichert wird.
Überblick: Welche Arten von Bautagebüchern gibt es?
Bautagebücher können auf unterschiedliche Weise angefertigt werden. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen:
- Bautagebuch in Papierform
- Bautagebuch in digitaler Form
Beide Varianten haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Nachfolgend erfahren Sie, was die spezifischen Besonderheiten der unterschiedlichen Arten von Bautagebüchern sind.
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Bautagebuch in Papierform
Der Klassiker ist das Bautagebuch in Papierform. Hier können entweder vorgedruckte Formulare oder PDFs verwendet werden, die ausgedruckt werden. Alle Dokumente sollten in einem Ordner abgeheftet werden, sodass nichts verloren geht. Andere Dokumente wie Pläne, Ausdrucke von Wetterdaten oder Fotoabzüge werden ebenfalls in diesem Ordner abgeheftet.
Der Vorteil liegt darin, dass jeder ohne weiteres Zubehör, Tablet oder PC ein Bautagebuch führen kann. Diese Art des Bautagebuchs eignet sich daher vor allem auch für Menschen, die wenig Erfahrung im Umgang mit PC und Tablet und damit auch mit Computerprogrammen und Apps haben. Denn auch, wenn insbesondere die Apps, meist sehr anwenderfreundlich gestaltet sind, so ist doch eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Computerprogrammen erforderlich. Ein Bautagebuch in Papierform wird daher heute wohl eher von privaten Bauherren geführt und unter Umständen als doppelte Absicherung (also zusätzlich zum digitalen Bautagebuch) durch professionelle Bauleiter.
Bautagebuch in digitaler Form
Inzwischen lässt sich ein Bautagebuch auch in digitaler Form führen. Hier wird zwischen Programmen, die auf dem PC installiert werden, und Apps, die auch auf Tablet und Smartphone laufen, unterschieden. Der Vorteil von einem digitalen Bautagebuch liegt darin, dass Daten miteinander verknüpft werden können. Auch können einzelne Dokumente einfach an einzelne oder mehrere Baupartner per Mail versendet werden. Zum Teil gibt es bei Bautagebuch-Programmen und Apps auch die Möglichkeit, mehreren Personen beschränkte Zugriffs- oder Leserechte einzuräumen. Außerdem kann die Erfassung von Daten direkt vor Ort auf der Baustelle oder bei der Besprechung erfolgen.
Fotos und sogar Sprachaufzeichnungen können ebenso eingebunden werden wie Wetterdaten aus externen Quellen. Und schließlich haben die meisten digitalen Bautagebücher eine integrierte Suchfunktion, sodass über Stichworte bestimmte Informationen herausgefiltert werden können.
Welche Kosten fallen für das Führen eines Bautagebuchs an?
Welche Kosten für das Führen eines Bautagebuchs anfallen, hängt davon ab, wer das Bautagebuch erstellt und in welcher Form es erstellt wird.
- Erstellung des Bautagebuchs durch Architekten, der auch mit der Bauüberwachung betraut ist: Ist der Architekt mit der Bauüberwachung beauftragt, so müssen die Bauherren keine Extrakosten für das Führen eines Bautagebuchs zahlen. Denn die Erstellung des Bautagebuchs gehört dann zu den vertraglichen Pflichten des Architekten.
- Erstellung des Bautagebuchs durch unabhängigen Bauleiter, den Kunden eines Bauträgers/Generalunternehmers selbst beauftragen: Hier fallen zusätzliche Kosten für die Bauherren an, die recht beträchtlich sind. In der Regel richtet sich die Hohe des Honorars für das Führen eines Bautagebuchs nach dem Wert der Baumaßnahme. Sprich: Je teurer die Baumaßnahme, desto teurer die Bauüberwachung, die über ein Bautagebuch dokumentiert wird. Die Kosten orientieren sich an den Ausführungen in der HOAI.
- Bautagebuch wird durch private Bauherren geführt: Führen Bauherren ein Bautagebuch in Papierform, so können Vorlagen ausgedruckt werden, die online kostenfrei heruntergeladen werden können. Alternativ bietet sich der Einsatz einer App an. Die Preise hierfür betragen rund 100 Euro. Eine professionelle Bautagebuch-Software, wie Architekten sie nutzen, kann deutlich mehr (unter Umständen sogar einen vierstelligen Betrag) kosten.
Fazit
Mit dem Bautagebuch wird die Bauüberwachung dokumentiert. Architekten, die mit der Bauüberwachung beauftragt sind, sind verpflichtet ein Bautagebuch zu führen. Wenn private Bauherren die Bauüberwachung selbst übernehmen, so besteht keine Pflicht zum Führen eines Bautagebuchs. Für das Führen eines Bautagebuchs gibt es keine detaillierten gesetzlichen Vorgaben. Daher sollte vertraglich vereinbart werden, was alles in das Bautagebuch aufgenommen werden muss. Das Bautagebuch kann in Papierform oder in digitaler Form geführt werden.
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