Rückbau und Recycling von Baustoffen

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Am Ende seines Lebenszyklus steht jedem Gebäude der Abriss, bzw. Rückbau bevor. Zum ökologischen und nachhaltigen Bauen gehört auch, bereits jetzt an diese Phase zu denken und für eine möglichst hohe Recyclingrate aller verwendeten Bauprodukte zu sorgen. Dabei unterscheidet man zwei Varianten: Beim Recycling werden die Bauprodukte, im Falle eines Abrisses Abfallprodukte, aufbereitet und zu neuen Stoffen, den sogenannten Sekundärrohstoffen verarbeitet. Bekannte Beispiele für diesen Prozess sind Altglas und Altpapier. Bei der zweiten Variante werden die Bauprodukte ausgebaut und in ihrem ursprünglichen Einsatzbereich neu verwendet. Möglich ist dies zum Beispiel bei Mauer- oder Dachziegeln, die beim Abriss aufgenommen und anschließend neu vermauert, bzw. verlegt werden.

Die Wiederverwertung, bzw. Wiederverwendung von Baustoffen und der Einsatz recycelter Materialien ist ein wichtiger Baustein zum nachhaltigen und ökologischen Bauen und zum Klimaschutz © Antony Weerut, stock.adobe.com
Die Wiederverwertung, bzw. Wiederverwendung von Baustoffen und der Einsatz recycelter Materialien ist ein wichtiger Baustein zum nachhaltigen und ökologischen Bauen und zum Klimaschutz © Antony Weerut, stock.adobe.com
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Recycling als wichtiger Beitrag zur Klimawende

Das „Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen“ definiert den Begriff des Recyclings folgendermaßen:

„Recycling (…) ist jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden; es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, nicht aber die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind“ (§ 3 Abs. 25 KrWG).

Recycling von Baustoffen
Recycling von Baustoffen

Durch die Verwertung oder Wiederverwendung von (Bau)-Produkten kann die CO₂-Produktion deutlich verringert und Ressourcen eingespart werden. Dies leistet einen wichtigen Beitrag zu Energie- und Klimawende. Dies ist umso wichtiger, da die Baustoffbranche als ressourcenintensivster Wirtschaftszweig gilt. Laut Umweltbundesamt werden hier mehr als 70 % aller abgebauten Rohstoffe in Deutschland verarbeitet (Hoch-, Tief-, Straßen- und Gleisbau). Auf der anderen Seite entstehen große Mengen an Abfallstoffen: im Jahr 2020 allein knapp 221 Mio. t an mineralischen Bauabfällen. Nur ein Teil dieser Abfälle kommt als Recyclingmaterial zurück in den Kreislauf, der Rest wird auf Deponien entsorgt und geht als Roh- und Baustoff verloren.

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Neben der sogenannten stofflichen Verwertung zählt auch die energetische Verwertung zum Recycling. Dabei werden die Abfälle verbrannt und zur Erzeugung von Energie verwendet. Kommt keine andere Variante der Entsorgung infrage, bleibt die Beseitigung, zum Beispiel die Verbrennung als Sondermüll.

Farben und Lacke enthalten Gefahrstoffe und müssen separat entsorgt werden © blende11.photo, stock.adobe.com
Farben und Lacke enthalten Gefahrstoffe und müssen separat entsorgt werden © blende11.photo, stock.adobe.com

Wann ist ein Baustoff recyclingfähig?

Damit ein Material zum Sekundärrohstoff recycelt werden kann, muss es verschiedene Eigenschaften besitzen. Diese sollten bereits bei der Auswahl der Baustoffe berücksichtigt werden:

Homogenität

Damit ein Material recycelt und zu neuen Produkten verarbeitet werden kann, muss es sortenrein sein. So sollten die verwendeten Baustoffe beim nachhaltigen Bauen möglichst homogen sein.

Grundvoraussetzung dafür, dass ein Material recycelt werden kann, ist seine sortenreine Trennung © parallel_dream, stock.adobe.com
Grundvoraussetzung dafür, dass ein Material recycelt werden kann, ist seine sortenreine Trennung © parallel_dream, stock.adobe.com

Trennbarkeit

Verbundbaustoffe sollten sich leicht trennen lassen, um eine sortenreine Entsorgung zu ermöglichen. Je präziser die Trennung in die einzelnen Materialien möglich ist, umso mehr Möglichkeiten zur Wiederverwendung gibt es.

Schadstofffreiheit

Werden beim Neubau schadstofffreie und recyclingfähige Baustoffe verwendet, erhöht dies die Möglichkeiten, den Materialkreislauf zu verlängern, das heißt, das Ausgangsprodukt oder die Rohstoffe neu zu verwenden.

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Recyclingfähigkeit: Kriterien
Recyclingfähigkeit: Kriterien

Beispiele für Recyclingbaustoffe

Einerseits sollten beim nachhaltigen Bauen möglichst leicht zu recycelnde Baustoffe eingesetzt werden, andererseits kann die Ökobilanz auch durch die Verwendung von RC-Baustoffen verbessert werden. Hierfür gibt es mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten:

Rohbau und Außenwände

Neben Mauerziegeln, Porenbeton und Kalksandstein kommen für die Errichtung des Rohbaus auch Recycling-Baustoffe zum Einsatz, so zum Beispiel mit Reststoffen porosierte Mauerziegel, Schalungselemente aus Alt-Polystyrol oder Bautenschutzmatten aus Altgummi.

Dämmstoffe

Papier- und Holzabfälle eignen sich ideal zur Herstellung von Recycling-Dämmstoffen wie zum Beispiel Zellulosedämmung als Einblasdämmung oder für Dämmplatten oder Holzfaserplatten. Weiterhin ist die Herstellung von Glaswoll-Dämmung oder Schaumglas aus Altglasrecyclat oder von Schüttdämmungen aus Porenbetongranulat möglich.

Fokus ökologische Dämmstoffe: Holzfaser und Zellulose
Fokus ökologische Dämmstoffe: Holzfaser und Zellulose

Kunststoffrohre

Kunststoffabfälle können genutzt werden, um Kunststoffrohre für die Abwasser- und Wasserinstallation oder als Leerrohre für die Elektroinstallation herzustellen.

Recycelter Beton

Beton besteht aus Zement, Wasser und Zuschlagsstoffen. Beim Abriss eines Gebäudes entstehen große Mengen an Beton, zum Beispiel aus der Bodenplatte, den Geschossdecken oder dem Keller. Das entsorgte Material kann zu Gesteinskörnungen recycelt werden, die wiederum anteilig in Ort- und Transportbeton im Hausbau verwendet werden können.

Generell werden Recycling-Baustoffe aus mineralischen Abfällen vorwiegend für technische Bauwerke wie Erd- und Straßenbauten eingesetzt.

Gipsrecycling

Auf entsorgten Gipskartonplatten und Gipsformteilen kann wieder reiner Gips gewonnen werden, der als Sekundärrohstoff in der Industrie zum Einsatz kommt. Eine entsprechende Anlage steht in Zweibrücken in Rheinland-Pfalz und arbeitet seit Ende 2018 im Probebetrieb. Jährlich werden bis 72.000 Tonnen Gips dem Kreislauf zugeführt.

Der Gebäudebestand ist gleichzeitig ein riesiges Rohstofflager, das die erforderlichen Produkte und Stoffe für neue Gebäude bietet. Beim Urban Mining erfolgt die direkte Rückführung in die Stoffkreisläufe © Marina Zlochin, stock.adobe.com
Der Gebäudebestand ist gleichzeitig ein riesiges Rohstofflager, das die erforderlichen Produkte und Stoffe für neue Gebäude bietet. Beim Urban Mining erfolgt die direkte Rückführung in die Stoffkreisläufe © Marina Zlochin, stock.adobe.com

Urban Mining – Wiederverwenden statt entsorgen

Der Gebäudebestand ist ein enormes Rohstofflager, das beim sogenannten Urban Mining genutzt wird. Konkret bedeutet dies, dass Rohstoffe für Neubauten oder Umbauten direkt aus Abrissgebäuden übernommen wird. Erleichtert wird diese Variante der Baumaterialgewinnung durch die Verwendung von Baustoffen, die den bereits genannten Kriterien der Recyclingfähigkeit entsprechen. Das Umweltbundesamt schließt in diese Strategie sowohl bereits nutzbare als auch noch verbaute Rohstoffe ein und berücksichtigt den gesamten Bestand an langlebigen Gütern, also auch Elektrogeräte, Fahrzeuge, Infrastrukturen, Gebäude und auf Deponien gelagerte Abfallstoffe. Perspektivisch sollen diese Güter gar nicht erst zu Abfall werden, sondern sofort in die Stoffströme zurückgeführt werden.

So funktioniert Urban Mining
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Zirkulär bauen – die neue DIN SPEC 91484

Das deutsche Institut für Normung (DIN) hat einen Standard entwickelt, mit dem Baustoffe für die Weiterverwendung und Verwertung klassifiziert werden sollen, um eine sofortige Rückführung in den Stoffkreislauf zu ermöglichen. Ein Leitfaden führt durch ein zweistufiges Verfahren, das sogenannte „Pre-Demolition-Audit“. In der Vorprüfung werden verschiedene Informationen über das den Baustoff und das Bauwerk erfasst, um die generelle Eignung für eine Wiederverwertung zu prüfen. In der anschließenden Detailprüfung wird ein Fachgutachten erstellt, das den weiteren Werdegang präzisiert. Durchführen können das Verfahren Architekten, Statiker, Gutachter, Abbruchunternehmer, Bauämter und andere Bauexperten. Das Werkzeug soll es mit einem standardisierten und leicht anzuwendenden Verfahren ermöglichen, noch mehr Baustoffe und Bauprodukte für neue Bauprojekte zu verwenden und damit wertvolle Rohstoffe einzusparen.

„Zirkuläres Bauen“ nach DIN: Wiederverwendung von Baustoffen
„Zirkuläres Bauen“ nach DIN: Wiederverwendung von Baustoffen
Statt Abriss kommt heute meist der kontrollierte Rückbau zum Einsatz, um recyclingfähige Stoffe sortenrein trennen zu können © gabort, stock.adobe.com
Statt Abriss kommt heute meist der kontrollierte Rückbau zum Einsatz, um recyclingfähige Stoffe sortenrein trennen zu können © gabort, stock.adobe.com

Richtig abreißen – Grundlage für Baustoffrecycling

Soll ein Gebäude ganz oder teilweise rückgebaut werden, spielt die richtige Reihenfolge eine entscheidende Rolle. Zum einen, um eine planvolle Durchführung zu ermöglichen, aber auch, um recycelbares Material sortenrein trennen zu können. Statt Abrissbirne kommt der geplante Rückbau zur Anwendung, der auf zwei Schwerpunkten basiert. Zum einen der Recyclingfähigkeit der Baustoffe, zum anderen auf der Vorgehensweise des umgekehrten Aufbaus. Grundsätzlich erfolgt der Rückbau in folgenden Schritten:

  • Ausbau verunreinigter zugänglicher Bereiche und Baustoffe, zum Beispiel schwach gebundene Asbestbauteile und deren fachgerechte Lagerung
  • Ausbau wiederverwendbarer Bauteile wie Dachziegel, Heizkörper, Rohre oder Treppen mit Lagerung für die weitere Verwendung
  • Ausbau wiederverwertbarer Baustoffe mit sortenreiner und fachgerechter Lagerung
  • Aussortieren von „Störstoffen“ wie Dämmstoffen, Bau- und Füllschaum, Gipsbauplatten oder behandeltes Altholz
  • Rückbau der Gebäudesubstanz (Mauerwerk und Decken)

Je nach Baustoffart erfolgt die Lagerung in Containern oder geschützt unter Dach. Nach der Sortierung können die Baustoffe dem Recyclingprozess oder der Weiterverwendung zugeführt werden.

Lagerung von wiederverwendbaren Baustoffen nach Rückbau © HildaWeges, stock.adobe.com
Lagerung von wiederverwendbaren Baustoffen nach Rückbau © HildaWeges, stock.adobe.com
Recyclingfreundlicher Rückbau von Gebäuden
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Holzhäuser werden zunehmend beliebter und machen bereits 15 % aller Neubauten aus © KB3, stock.adobe.com
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