Am Ende seines Lebenszyklus steht jedem Gebäude der Abriss, bzw. Rückbau bevor. Zum ökologischen und nachhaltigen Bauen gehört auch, bereits jetzt an diese Phase zu denken und für eine möglichst hohe Recyclingrate aller verwendeten Bauprodukte zu sorgen. Dabei unterscheidet man zwei Varianten: Beim Recycling werden die Bauprodukte, im Falle eines Abrisses Abfallprodukte, aufbereitet und zu neuen Stoffen, den sogenannten Sekundärrohstoffen verarbeitet. Bekannte Beispiele für diesen Prozess sind Altglas und Altpapier. Bei der zweiten Variante werden die Bauprodukte ausgebaut und in ihrem ursprünglichen Einsatzbereich neu verwendet. Möglich ist dies zum Beispiel bei Mauer- oder Dachziegeln, die beim Abriss aufgenommen und anschließend neu vermauert, bzw. verlegt werden.
Hausbau-Kataloge:
In den brandneuen Hausbau-Katalogen findet garantiert jeder sein Traumhaus!
Recycling als wichtiger Beitrag zur Klimawende
Das „Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen“ definiert den Begriff des Recyclings folgendermaßen:
„Recycling (…) ist jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden; es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, nicht aber die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind“ (§ 3 Abs. 25 KrWG).
Durch die Verwertung oder Wiederverwendung von (Bau)-Produkten kann die CO₂-Produktion deutlich verringert und Ressourcen eingespart werden. Dies leistet einen wichtigen Beitrag zu Energie- und Klimawende. Dies ist umso wichtiger, da die Baustoffbranche als ressourcenintensivster Wirtschaftszweig gilt. Laut Umweltbundesamt werden hier mehr als 70 % aller abgebauten Rohstoffe in Deutschland verarbeitet (Hoch-, Tief-, Straßen- und Gleisbau). Auf der anderen Seite entstehen große Mengen an Abfallstoffen: im Jahr 2020 allein knapp 221 Mio. t an mineralischen Bauabfällen. Nur ein Teil dieser Abfälle kommt als Recyclingmaterial zurück in den Kreislauf, der Rest wird auf Deponien entsorgt und geht als Roh- und Baustoff verloren.
Neben der sogenannten stofflichen Verwertung zählt auch die energetische Verwertung zum Recycling. Dabei werden die Abfälle verbrannt und zur Erzeugung von Energie verwendet. Kommt keine andere Variante der Entsorgung infrage, bleibt die Beseitigung, zum Beispiel die Verbrennung als Sondermüll.
Wann ist ein Baustoff recyclingfähig?
Damit ein Material zum Sekundärrohstoff recycelt werden kann, muss es verschiedene Eigenschaften besitzen. Diese sollten bereits bei der Auswahl der Baustoffe berücksichtigt werden:
Homogenität
Damit ein Material recycelt und zu neuen Produkten verarbeitet werden kann, muss es sortenrein sein. So sollten die verwendeten Baustoffe beim nachhaltigen Bauen möglichst homogen sein.
Trennbarkeit
Verbundbaustoffe sollten sich leicht trennen lassen, um eine sortenreine Entsorgung zu ermöglichen. Je präziser die Trennung in die einzelnen Materialien möglich ist, umso mehr Möglichkeiten zur Wiederverwendung gibt es.
Schadstofffreiheit
Werden beim Neubau schadstofffreie und recyclingfähige Baustoffe verwendet, erhöht dies die Möglichkeiten, den Materialkreislauf zu verlängern, das heißt, das Ausgangsprodukt oder die Rohstoffe neu zu verwenden.
Mehr Wohngesundheit mit Baubiologie
Wohngesundheit steht für „einen Gebäudezustand, der durch Minimierung von gesundheitsschädlichen Einflüssen für die Gesundheit optimale Bedingungen schafft und damit beitragen… weiterlesen
Beispiele für Recyclingbaustoffe
Einerseits sollten beim nachhaltigen Bauen möglichst leicht zu recycelnde Baustoffe eingesetzt werden, andererseits kann die Ökobilanz auch durch die Verwendung von RC-Baustoffen verbessert werden. Hierfür gibt es mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten:
Rohbau und Außenwände
Neben Mauerziegeln, Porenbeton und Kalksandstein kommen für die Errichtung des Rohbaus auch Recycling-Baustoffe zum Einsatz, so zum Beispiel mit Reststoffen porosierte Mauerziegel, Schalungselemente aus Alt-Polystyrol oder Bautenschutzmatten aus Altgummi.
Dämmstoffe
Papier- und Holzabfälle eignen sich ideal zur Herstellung von Recycling-Dämmstoffen wie zum Beispiel Zellulosedämmung als Einblasdämmung oder für Dämmplatten oder Holzfaserplatten. Weiterhin ist die Herstellung von Glaswoll-Dämmung oder Schaumglas aus Altglasrecyclat oder von Schüttdämmungen aus Porenbetongranulat möglich.
Kunststoffrohre
Kunststoffabfälle können genutzt werden, um Kunststoffrohre für die Abwasser- und Wasserinstallation oder als Leerrohre für die Elektroinstallation herzustellen.
Recycelter Beton
Beton besteht aus Zement, Wasser und Zuschlagsstoffen. Beim Abriss eines Gebäudes entstehen große Mengen an Beton, zum Beispiel aus der Bodenplatte, den Geschossdecken oder dem Keller. Das entsorgte Material kann zu Gesteinskörnungen recycelt werden, die wiederum anteilig in Ort- und Transportbeton im Hausbau verwendet werden können.
Generell werden Recycling-Baustoffe aus mineralischen Abfällen vorwiegend für technische Bauwerke wie Erd- und Straßenbauten eingesetzt.
Gipsrecycling
Auf entsorgten Gipskartonplatten und Gipsformteilen kann wieder reiner Gips gewonnen werden, der als Sekundärrohstoff in der Industrie zum Einsatz kommt. Eine entsprechende Anlage steht in Zweibrücken in Rheinland-Pfalz und arbeitet seit Ende 2018 im Probebetrieb. Jährlich werden bis 72.000 Tonnen Gips dem Kreislauf zugeführt.
Urban Mining – Wiederverwenden statt entsorgen
Der Gebäudebestand ist ein enormes Rohstofflager, das beim sogenannten Urban Mining genutzt wird. Konkret bedeutet dies, dass Rohstoffe für Neubauten oder Umbauten direkt aus Abrissgebäuden übernommen wird. Erleichtert wird diese Variante der Baumaterialgewinnung durch die Verwendung von Baustoffen, die den bereits genannten Kriterien der Recyclingfähigkeit entsprechen. Das Umweltbundesamt schließt in diese Strategie sowohl bereits nutzbare als auch noch verbaute Rohstoffe ein und berücksichtigt den gesamten Bestand an langlebigen Gütern, also auch Elektrogeräte, Fahrzeuge, Infrastrukturen, Gebäude und auf Deponien gelagerte Abfallstoffe. Perspektivisch sollen diese Güter gar nicht erst zu Abfall werden, sondern sofort in die Stoffströme zurückgeführt werden.
TIPP
Nutzen Sie unseren kostenlosen Angebotsservice: Preise von Handwerkern vergleichen und bis zu 30 Prozent sparen
Hausbaukataloge
Tolle Hausbaulataloge mit viel Inspirationsmaterial
- Bundesweites Netzwerk
- Qualifizierte Anbieter
- Unverbindlich
- Kostenlos
Zirkulär bauen – die neue DIN SPEC 91484
Das deutsche Institut für Normung (DIN) hat einen Standard entwickelt, mit dem Baustoffe für die Weiterverwendung und Verwertung klassifiziert werden sollen, um eine sofortige Rückführung in den Stoffkreislauf zu ermöglichen. Ein Leitfaden führt durch ein zweistufiges Verfahren, das sogenannte „Pre-Demolition-Audit“. In der Vorprüfung werden verschiedene Informationen über das den Baustoff und das Bauwerk erfasst, um die generelle Eignung für eine Wiederverwertung zu prüfen. In der anschließenden Detailprüfung wird ein Fachgutachten erstellt, das den weiteren Werdegang präzisiert. Durchführen können das Verfahren Architekten, Statiker, Gutachter, Abbruchunternehmer, Bauämter und andere Bauexperten. Das Werkzeug soll es mit einem standardisierten und leicht anzuwendenden Verfahren ermöglichen, noch mehr Baustoffe und Bauprodukte für neue Bauprojekte zu verwenden und damit wertvolle Rohstoffe einzusparen.
Richtig abreißen – Grundlage für Baustoffrecycling
Soll ein Gebäude ganz oder teilweise rückgebaut werden, spielt die richtige Reihenfolge eine entscheidende Rolle. Zum einen, um eine planvolle Durchführung zu ermöglichen, aber auch, um recycelbares Material sortenrein trennen zu können. Statt Abrissbirne kommt der geplante Rückbau zur Anwendung, der auf zwei Schwerpunkten basiert. Zum einen der Recyclingfähigkeit der Baustoffe, zum anderen auf der Vorgehensweise des umgekehrten Aufbaus. Grundsätzlich erfolgt der Rückbau in folgenden Schritten:
- Ausbau verunreinigter zugänglicher Bereiche und Baustoffe, zum Beispiel schwach gebundene Asbestbauteile und deren fachgerechte Lagerung
- Ausbau wiederverwendbarer Bauteile wie Dachziegel, Heizkörper, Rohre oder Treppen mit Lagerung für die weitere Verwendung
- Ausbau wiederverwertbarer Baustoffe mit sortenreiner und fachgerechter Lagerung
- Aussortieren von „Störstoffen“ wie Dämmstoffen, Bau- und Füllschaum, Gipsbauplatten oder behandeltes Altholz
- Rückbau der Gebäudesubstanz (Mauerwerk und Decken)
Je nach Baustoffart erfolgt die Lagerung in Containern oder geschützt unter Dach. Nach der Sortierung können die Baustoffe dem Recyclingprozess oder der Weiterverwendung zugeführt werden.
Ökologische Baustoffe im Überblick
Wer ökologisch und wohngesund bauen will, hat die Auswahl unter vielen verschiedenen Baustoffen aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen. Neben der Natürlichkeit… weiterlesen