Um sich unter der Vielzahl der angebotenen Baustoffe für nachhaltige und ökologische Produkte entscheiden zu können, ist es hilfreich, die verschiedenen Nachhaltigkeitszertifikate zu kennen und diese zur Orientierung zu nutzen. Die Zertifizierungen beziehen sich auf einzelne Bauprodukte oder auch auf fertige Gebäude wie das Deutsche Nachhaltigkeitszertifikat der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB).
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DGNB: Deutsches Nachhaltigkeitszertifikat
Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) wurde 2007 gegründet und vergibt seit Januar 2009 in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (früher Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung) Auszeichnungen für nachhaltige Bauwerke. Ziel dieser Auszeichnung war und ist die Schaffung neuer Qualitätskriterien unter Berücksichtigung deutscher Normen und baulicher Regeln. In einem Prüfverfahren mit 37 Kriterien wird die Nachhaltigkeit des Gesamtsystems über den gesamten Lebenszyklus hinweg bewertet, dabei werden ökologische, ökonomische und soziale Aspekte sowie regionale Gegebenheiten und Baustoffe mit einbezogen. Je nach Ergebnis erfolgt die Auszeichnung und Zertifizierung des Bauwerks in die Klassen Bronze, Silber, Gold und Platin.
Für eine Zertifizierung unterstützt die DGNB Bauherrn ab den ersten Planungsschritten. So wird gemeinsam die angestrebte Qualitätsstufe festgelegt, die Planung muss durch einen über eine Zusatzausbildung entsprechend zertifizierten Architekten erfolgen. Das Gebäude wird über alle Bauphasen hinweg überwacht, sind am Ende die anvisierten Ziele erreicht, erfolgt die Zertifizierung.
NaWoh: Qualitätssiegel nachhaltiger Wohnungsbau
Der Verein zur Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau, kurz NaWoh, wurde von verschiedenen Immobilien- und Wohnungsbauverbänden gegründet, seit 2012 wird das Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau vergeben. Wichtigstes Kriterium für die Vergabe ist eine ressourcenbewusste und energieeffiziente Bauweise, weiterhin Wohnqualität und Wirtschaftlichkeit. Die Ökologie der Bauweise wird berücksichtigt, gehört jedoch nicht zu den Hauptkriterien. Neben gebäudespezifischen Kriterien wie Wohnqualität, technische, ökologische und ökonomische Qualität werden auch die Rahmenbedingungen, zum Beispiel Marktsituation, Standortfaktoren und Umweltbedingungen, mit in die Bewertung einbezogen.
Der Zertifizierungsprozess beginnt mit dem Einreichen der Planungsunterlagen, dabei müssen die Kriteriensteckbriefe des NaWoh in die Planung eingearbeitet werden. Ein Konformitätsprüfer stellt über alle Bauphasen die Einhaltung der Zertifikatskriterien sicher, nach einer Prüfung der Protokolle wird das Qualitätssiegel vergeben.
eco-Institut-Label
Mit dem eco-Institut-Label werden gesundheits- und umweltverträgliche Bauprodukte für den Innenbereich ausgezeichnet. Voraussetzung für eine Zertifizierung sind geringe Emissionen, Schadstoffarmut und Unbedenklichkeit für die Verwendung in Innenräumen. Gegründet wurde das Institut als unabhängiges Prüflabor in den 1990er-Jahren, 1995 entstand ein eigens Qualitätssiegel, das nach umfangreichen Prüfungen erteilt wird und zwei Jahre gültig ist. Nach einer Nachprüfung kann das Zertifikat verlängert werden. Auf der Webseite des eco-Instituts können die Prüfkriterien mit den angesetzten Grenzwerten und Kriterien transparent eingesehen werden.
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Prüfzeichen Emicode
Das Prüfzeichen Emicode, entwickelt von der Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe (GEV) im Jahr 1997, bewertet und klassifiziert Boden- und Wandwerkstoffe wie Dichtstoffe, Klebebänder, Parkettlacke oder Spachtelmassen. Je nach Maß der Emissionen von flüchtigen organischen Substanzen (VOC) erfolgt die Klassifizierung in verschiedene Klassen: EC1 plus, EC1 und EC2. Damit erhalten Bauherrn, Handwerker und Planer eine wichtige Orientierungshilfe für gesundheitlich unbedenklich und wohngesunde Bauprodukte.
Damit eine Lizenz nach Emicode vergeben wird, müssen verschiedene Kriterien erfüllt werden. So darf das Produkt keine Lösemittel enthalten und keine krebserregenden, erbgutverändernden oder fortpflanzungsgefährdenden Substanzen ausgasen. Die Stoffe dürfen nicht giftig (T) oder sehr giftig (T+) nach Gefahrstoffrecht sein, die Prüfungen erfolgen nach der definierten GEV-Prüfmethode. Die Einstufung in die jeweilige Emicode-Klasse erfolgt nach umfangreichen Messungen entsprechend der festgelegten Grenzwerte.
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Umweltlabel Holz von Hier
Holz als nachwachsender, wohngesunder Baustoff findet immer mehr Zuspruch. Mit dem Umweltlabel Holz von Hier wird Holz gelabelt, das regional gewachsen ist. Damit erhält der Verbraucher die Gewissheit, Holz aus Deutschland zu verbauen. Entwickelt wurde das Label im Jahr 2012 von der Initiative Holz von Hier und dient als Herkunftsnachweis gemäß der DIN EN ISO 14024: Umweltkennzeichnungen und -deklarationen. Damit das Siegel vergeben wird, muss das Holz nachweislich kurze Transportwege zurückgelegt haben und das vom Wald über alle Arbeitsschritte hinweg bis zum Endverbraucher. Das Holz muss aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen und darf nicht aus Urwäldern oder international gefährdeten Baumarten aus der Liste des IUCN gewonnen werden.
Wichtig für den Verbraucher: Der eigentliche Nachweis ist nicht das Logo, sondern eine zugehörige Urkunde mit ID-Kennnummer, die eine Echtheitsprüfung auf der Webseite ermöglicht.
EPD: Umweltproduktdeklarationen
Umweltproduktdeklarationen geben als Umweltzeichen Auskunft über die Umweltauswirkungen eines bestimmten Bauproduktes. Nach internationalen ISO-Standards werden Kennzeichnungen nach Typ I, Typ II und Typ III vergeben. Der Typ III dient für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden gemäß DIN EN ISO 14025 Umweltkennzeichnungen und -deklarationen – Typ III Umweltdeklarationen – Grundsätze und Verfahren sowie der DIN EN 15804 Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen. Beispiel für diesen Deklarationstyp sind zum Beispiel Umweltproduktdeklarationen für Bauprodukte (EPD), aber auch das EU-Energie-Label sowie das Energy Star Energielabel.
Die Deklaration gibt Informationen zur Ökobilanz sowie den Lebenszyklus eines Produktes. Enthaltene Angaben zur Bewertung der Ökobilanz reichen von der Rohstoffnutzung bis zur Nachnutzung. Das deutsche Deklarationssystem für EPDs wird vom Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU) koordiniert.
Umweltzeichen: Der Blaue Engel und Co
Bauprodukte werden durch verschiedene Umweltzeichen gelabelt, die sich in ihrer Aussagekraft und Qualität unterscheiden. Dies hängt von den jeweiligen Prüfkriterien ab, die auf gesetzlichen Grenzwerten, gültigen Normen und Richtlinien basieren oder diese zum Teil übertreffen. Bekannte Umweltzeichen in Deutschland sind:
- Der blaue Engel für Produkte und Dienstleistungen
- Die Euro- Blume als europäisches Zeichen für Produkte und Dienstleistungen
- EPD-Umweltproduktdeklarationen vom IBU
- Natureplus als internationales Qualitätszeichen für nachhaltige Bauprodukte und Wohnprodukte
- Das FSC-Zertifikat als weltweit gültiges Labe für nachhaltige Forst- und Waldwirtschaft
- Das Gütezeichen Tox Proof vom TÜV Rheinland für schadstoffarmes und ökologisches Bauen
Ob die Kriterien der jeweiligen Umweltzeichen den eigenen Ansprüchen genügen, muss vorab geprüft werden. So bescheinigt der Blaue Engel zum Beispiel lediglich, dass ein bestimmtes Produkt umweltfreundlicher im Vergleich ist, nicht jedoch die vollständige gesundheitliche Unbedenklichkeit und Umweltfreundlichkeit.
Bewertungssystem nachhaltiger Wohnungsbau
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