Nach dem Grundstückskauf wollen viele Bauherren möglichst schnell ihr Haus errichten. Was dabei jedoch häufig vergessen wird, ist ein Plan, wie das Haus optimal auf dem Grundstück platziert werden kann, um die natürliche Sonnenenergie effizient zu nutzen und gleichzeitig einen guten Wärmeschutz zu bieten. Die wichtigsten Tipps im Überblick.
Haben Bauherren ihr Grundstück erworben und planen den Hausbau, stehen dabei meist Themen im Mittelpunkt, wie die Größe des Hauses, wie viele Zimmer benötigt werden und ob mit oder ohne Keller gebaut wird. Weniger Gedanken machen sich viele Bauherren hingegen über die Frage, in welcher Ausrichtung das Haus auf dem Grundstück platziert wird und ob jetzt eher das Schlafzimmer, die Kinderzimmer oder das Bad nach Norden, Süden, Westen oder Osten ausgerichtet sein sollten.
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Dabei darf die Bedeutung dieser Entscheidung nicht unterschätzt werden. Denn ist das Haus erst gebaut, lässt sich die Ausrichtung der einzelnen Zimmer im Nachhinein nicht mehr oder nur mit sehr hohem baulichem Aufwand verändern. Bauherren werden jedoch nach ihrem Einzug sehr schnell merken, welche wichtige Rolle die Ausrichtung im Alltag spielt. Denn sie ist nicht nur ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden der Bewohner, sondern bietet auch Energiesparpotenzial.
Kostenlose Sonnenenergie nutzen
Gerade mit Blick auf die aktuell stark gestiegenen Preise für Öl, Gas und Strom kommt der Ausrichtung des Hauses auf dem Grundstück eine noch wichtigere Rolle zu. Denn mit einer effizienten Ausrichtung lässt sich die natürliche und kostenlos verfügbare Wärmestrahlung der Sonne optimal nutzen, um weniger heizen zu müssen und fossile Brennstoffe zu sparen. Doch auch wer auf erneuerbare Energien setzt und zum Beispiel eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert hat, kann enorm davon profitieren, wenn die Sonnenstrahlen die Solarmodule möglichst mit optimaler Intensität und über einen langen Zeitraum erreichen.
Die ganze Planung sollte sich deshalb nach dem Verlauf der Sonne orientieren. Die Sonne ist der größte Wärmeenergieträger, den wir kennen. So herrschen im Inneren der Sonne rund 15 Millionen Grad und selbst an der Oberfläche sind es noch circa 5.600 Grad.
Bekanntlich geht die Sonne im Osten auf, steigt dann Richtung Süden hinauf und geht im Westen unter. Doch ganz richtig ist dieses Bild eigentlich nicht. Denn streng genommen bewegt sich die Sonne als Fixstern überhaupt nicht vom Fleck, sondern die Erde rotiert alle 24 Stunden einmal komplett um die eigene Achse und wird damit je nach Ort und Tageszeit unterschiedlich bestrahlt.
Dennoch ist es für die Ausrichtung des Hauses auf dem Grundstück sinnvoll, sich an diesem Bild der Ost-Süd-West-Bewegung der Sonne zu orientieren.
Tipp: Besprechen Sie die Ausrichtung des Hauses nach der Sonne unbedingt mit einem erfahrenen Fachplaner/Architekten.
Schlafzimmer, Küche und Bad nach Osten
Am Morgen, wenn die Sonne im Osten aufgeht, ist ihr Stand noch sehr niedrig und die von den Bewohnern empfundene Intensität relativ gering. Bei welchen Räumen ist es also sinnvoll, sie nach Osten auszurichten?
Wer gerne früh aufsteht und sich von der Sonne wecken lassen möchte, sollte sein Schlafzimmer unbedingt nach Osten ausrichten. Dieser natürliche Wecker funktioniert sehr zuverlässig, allerdings nicht immer zu gleichen Zeit. So verschiebt sich der Sonnenaufgang bekanntlich jeden Tag um ein paar Minuten und die Sonne geht im Sommer deutlich früher auf als im Winter. Rund um die Sommersonnenwende im Juni erreicht die Sonne nicht nur am Tag ihren höchsten Stand, sondern geht auch schon sehr früh und vor 6 Uhr mitteleuropäischer Zeit auf. Im Winter verschiebt sich der Zeit des Sonnenaufgangs dagegen Richtung 8 Uhr.
Bei weiteren Räume, die in den Morgenstunden schon besonders stark genutzt werden, ist es ebenfalls sinnvoll, sie nach Osten auszurichten. Das kann zum Beispiel das Badezimmer sein, in dem sich die Bewohner morgens für den Tag fertig machen oder die Küche, um mit den ersten Sonnenstrahlen zu frühstücken.
Der menschliche Organismus reagiert sehr empfindlich auf die Sonnenstrahlung und Studien haben bewiesen, dass sich das Wohlbefinden durch das Licht und die Wärme der Sonne deutlich steigern lässt. Gerade am Morgen kann die Sonne, die im Osten in das Haus einfällt, deshalb dabei helfen, besser wach zu werden und schneller in den Tagesrhythmus und die anstehenden Aufgaben zu finden.
Wohn- und Kinderzimmer nach Süden ausrichten
Im Laufe der Morgenstunden steigt die Sonne immer höher und bewegt sich Richtung Süden. In den Wintermonaten, wenn die Sonne am Tag nicht so hoch steigt wie im Sommer und am frühesten untergeht, ist die Sonnenausbeute auf der Südseite des Hauses am höchsten. Deshalb bietet es sich an, viel genutzte Räume, wie das Wohnzimmer oder die Kinderzimmer Richtung Süden auszurichten. Gerade in den Wintermonaten kann an klaren Tagen die Sonne als natürliche Heizung die Räume aufwärmen und die benötigte Energiezufuhr reduziert werden.
Das funktioniert allerdings nur, wenn die Zimmer nach Süden über ausreichend große Fensterflächen verfügen, damit die Sonne auch ungehindert in die Zimmer strahlen kann. Perfekt sind hier bodentiefe Fenster, um den im Süden aus steilem Winkel von oben einfallenden Sonnenstrahlen eine direkte Strahlung ins Zimmer zu ermöglichen. Zudem sollte es auf der Südseite keine Hindernisse wie große Bäume vor dem Fenster geben, die der Sonne eine direkte Strahlung auf das Haus erschweren.
Wer eine Solaranlage auf dem Dach installiert hat, sollte diese bestenfalls auch nach Süden ausrichten, um im Winter die maximale Sonnenausbeute zu erzielen und durch die Solarenergie möglichst viel oder sogar vollständig auf fossile Brennstoffe zum Heizen zu verzichten. Gleiches gilt für Solarthermie auf dem Dach, mit der im Winter das Wasser erwärmt werden kann.
Tipp: Im Sommer erzeugen Solar- und Solarthermieanlage teilweise mehr Strom als verbraucht werden kann. Deshalb sind Anlagen mit Energiespeichern empfehlenswert für eine spätere Nutzung.
Höhere Sonnenausbeute im Westen
Auch wenn die Südseite gerne als Sonnenseite bezeichnet wird, gilt dies in den Sommermonaten nur eingeschränkt. Zwar erreicht die Sonne im Süden den höchsten Stand und damit gefühlt die höchste Intensität, aber da sie deutlich langsamer untergeht als im Winter, ist die Sonnenausbeute auf der Westseite noch höher. Deshalb können Wohnräume, die besonders im Sommer stark genutzt werden, sehr gut nach Westen ausgerichtet werden, um möglichst lange Tageslicht zu erhalten.
Da die Sonne im Westen jedoch nicht mehr so hoch steht wie im Süden, reichen auch schon kleinere Fenster in denen auf diese Seite ausgerichteten Zimmer aus, um die Sonnenstrahlung gut einzufangen. Denn der Winkel, mit dem die Sonne auf die Westseite trifft, ist nicht so steil wie im Süden und entsprechend braucht es keine so große Fensterfläche.
Die Fensterflächen auf der Westseite nicht ganz so groß zu gestalten ist auch deshalb sinnvoll, weil die Westseite als Wetterseite gilt. Das heißt, aufziehende Unwetter treffen meistens aus Westen auf das Haus. Je größer die Fensterflächen sind, desto mehr Angriffsfläche bietet sich, da die Glaselemente natürlich nicht einen solch starken Schutz bieten wie eine Hauswand aus Mauerwerk oder Holz.
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Nordseite optimal für Nichtwohnräume
Die Zimmer auf der Nordseite des Hauses müssen hingegen ganzjährig auf direkte Sonneneinstrahlung verzichten. Deshalb ist es ratsam bei der Planung darauf zu achten, dass auf dieser Seite Zimmer liegen, die wenig genutzt werden und/oder nicht als Wohnräume dienen. Ein Technik- oder Vorratsraum sowie eine Garage sind wie geschaffen dafür, sie auf der Nordseite zu platzieren.
Zudem empfiehlt es sich, auf dieser kältesten Hausseite möglichst wenig Fenster oder gar keine Fenster zu platzieren. Denn die Fenster bieten natürlich nicht den gleichen Kälteschutz wie die Hauswand und sind damit im Winter ein Einfallstor für Kälteströme. Wer Energie sparen will und möglichst wenig heizen, sollte die Nordseite fensterfrei gestalten und hier die Zimmer platzieren, in denen sich die Bewohner am wenigsten aufhalten und ein paar Grad weniger Zimmertemperatur gut verkraftbar sind.
Terrasse und Garten: Südseite mit Nachteilen
Auch die Außenanlagen sollten bei der Planung der Hausausrichtung nach der Sonne berücksichtigt werden. Viele Bauherren wünschen sich, dass sie über das Wohnzimmer einen direkten Zugang zur Terrasse bekommen. Und viele Bauherren bevorzugen es, Terrasse und Garten nach Süden auszurichten.
Allerdings bringt die Ausrichtung nach Süden auch gewisse Nachteile mit sich. So steht die Sonne auf der Südseite in den Mittagsstunden am höchsten und macht es an heißen Tagen ohne passenden Schutz auch für Sonnenanbeter fast unerträglich, sich dort länger aufzuhalten. Entsprechend sind viele Südgärten in den Mittagsstunden verwaist.
Wer die Ausrichtung von Terrasse und Garten nach Süden wählt, braucht deshalb eine effektive Verschattung. Das können Markisen, Sonnensegel, Schirme und auch natürliche Verschattungen wie große Bäume im Garten sein. Die Bäume sollten allerdings nicht zu nah am Gebäude platziert werden, um den Sonneneinfall durch die Fenster der Südseite nicht zu beeinträchtigen. Zudem sollte im Bebauungsplan des Grundstücks geprüft werden, ob es hier Einschränkungen gibt. Teilweise machen die Gemeinden Vorgaben, dass nur bestimme Bäume (z. B. nur heimische Hölzer) oder auch nur eine festgelegte Anzahl gepflanzt werden darf.
Westgarten: Sonne bis in den Abend
Eine gute Alternative zu einer Südterrasse und einem Südgarten kann die Ausrichtung nach Westen sein. Gerade, wer sich nach der Arbeit am späten Nachmittag oder frühen Abend nach draußen setzen will, wird diesen Standort lieben. Denn die Sonne ist im Westen zwar nicht mehr so intensiv, aber bleibt dafür noch einige Stunden erhalten, wenn die Südseite bereits im Schatten steht. Rund um die Sommersonnenwende kann man auf der Westseite bis etwa 22 Uhr Sonne bekommen, bevor sie untergeht.
Ein Nachteil der Westausrichtung ist allerdings, dass im Winter deutlich weniger Sonne einfällt als auf der Südseite. Allerdings wird in den kälteren Monaten des Jahres auch in der Regel deutlich weniger Zeit im Garten verbracht als im Sommer, sodass dies für die meisten Bauherren nicht so stark ins Gewicht fallen sollte.
Fazit
Die Ausrichtung des Hauses auf dem Grundstück sollten Bauherren nicht unterschätzen. Mit einer guten Planung lässt sich nicht nur Energie sparen, sondern auch das Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden nachhaltig steigern.
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