Das Fachwerkhaus: Tradition trifft Moderne

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Beim Wort Fachwerkhaus hat wahrscheinlich jeder sofort ein Bild vor Augen: Enge Gassen in einem mittelalterlichen Städtchen, an denen sich leicht schiefe, hell gestrichene Gebäude mit prägnant sichtbaren dunklen Holzbalken aneinanderreihen. Dieses Bild ist nicht ganz falsch. Denn in der Tat war das Fachwerkhaus ab dem Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert hinein die vorherrschende Bauweise. Das Fachwerk ist allerdings noch weit facettenreicher als dieses einheitliche Bild. Und: Es eignet sich auch heute noch, um werthaltige Gebäude nach modernen Standards und mit viel Charme zu errichten.

Das klassische Fachwerkhaus hat eine prägnante Optik mit dunklen, sichtbaren Holzbalken und weißen, ausgefüllten Gefachen © fotograupner, stock.adobe.com
Das klassische Fachwerkhaus hat eine prägnante Optik mit dunklen, sichtbaren Holzbalken und weißen, ausgefüllten Gefachen © fotograupner, stock.adobe.com
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Tipp: Auch wenn ein Fachwerkhaus heute noch aus natürlichen Materialien und auf traditionelle Weise hergestellt wird, lassen sich beim Bau alle gesetzlichen Vorgaben bezüglich der Energieeffizienz erfüllen.

Eine Bauweise, verschiedene Stile

Zwei grundlegende Eigenschaften haben alle Fachwerkhäuser gemeinsam:

  1. das tragende Grundskelett aus Holz und
  2. die dadurch entstehenden Gefache, die mit anderen Materialien ausgefüllt werden.

Entwickelt hat sich das Fachwerkhaus aus der Pfostenbauweise. Die Pfosten, die dabei als tragendes „Fundament“ in den Boden gerammt wurden, hatten allerdings den Nachteil eines dauerhaften Kontakts zum feuchten Erdreich. Dadurch konnten diese tragenden Elemente leicht verrotten. Ein sogenannter Schwellbalken, der glatt auf dem Fundament auf dem Baugrund auflag, brachte Abhilfe. Mit den Jahrhunderten entwickelte sich eine immer ausgefeiltere Technik, die sich in der Bezeichnung der vielfältig eingesetzten Balken widerspiegelt.

Die Statik wird beim Fachwerkhaus durch ein Konstrukt aus verschiedenen Balken erzielt. Dieses Holzskelett ist bis heute die Grundlage für den modernen Holzskelettbau © katz23, stock.adobe.com
Die Statik wird beim Fachwerkhaus durch ein Konstrukt aus verschiedenen Balken erzielt. Dieses Holzskelett ist bis heute die Grundlage für den modernen Holzskelettbau © katz23, stock.adobe.com

Einige Beispiele für das Fachvokabular sind neben dem Schwellbalken Begriffe wie Schwertung, Rähm, Eckständer, Riegel oder Andreaskreuz. Ein Fachwerkhaus ist somit ein für den Laien nicht leicht zu überschauendes Konstrukt aus verschiedenen Balken, die nach allen Regeln der Handwerkskunst beispielsweise statische oder aussteifende Funktionen in der Hauskonstruktion übernehmen.

Bauweise „Fachwerkhaus“: Eine Tradition bleibt lebendig
Bauweise „Fachwerkhaus“: Eine Tradition bleibt lebendig

Die Gefache – also die Zwischenräume zwischen den einzelnen Balken – werden bei einem Fachwerkhaus mit natürlichen Materialien ausgefüllt. Je nach Materialwahl lassen sich unterschiedliche Baustile und regionale Eigenheiten unterscheiden. Die gängigsten Baustile sind:

  • der alemannische oder mitteldeutsche Stil, bei dem die Gefache mit Lehm ausgefüllt sind
  • der norddeutsche Stil, bei dem die Gefache mit Ziegeln ausgefüllt sind
  • der Schwarzwaldstil, bei dem die Gefache mit Holzbohlen ausgefüllt sind
In verschiedenen Regionen erhalten die Gefache unterschiedliche Füllungen: In Norddeutschland sind beispielsweise Ziegel typisch © Christian Schwier, stock.adobe.com
In verschiedenen Regionen erhalten die Gefache unterschiedliche Füllungen: In Norddeutschland sind beispielsweise Ziegel typisch © Christian Schwier, stock.adobe.com

Tipp: Das Grundprinzip des Fachwerkhauses ist auch heute noch weit im Bauwesen verbreitet. So ist der Holzskelettbau im Grunde nichts anderes als eine moderne Weiterentwicklung des Fachwerks. Auch hier bildet ein Skelett aus Holzbalken ein tragendes Grundgerüst für das gesamte Gebäude, wodurch sehr offene Grundrisse und schmale Wandaufbauten möglich sind. Die Wandgestaltung weicht dann jedoch von den klassischen Vorbildern ab, sodass die Bauweise nicht wie bei einem Fachwerkhaus auf den ersten Blick erkennbar ist.

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Moderne Fachwerkhäuser

Auch in heutiger Zeit werden noch Fachwerkhäuser gebaut. Während früher vor allem Eichenstämme aufgrund ihrer besonders langen Haltbarkeit verwendet wurden, kommen inzwischen in Zeiten eines besseren Feuchteschutzes auch die Hölzer von Tanne, Lärche oder Douglasie sowie Leimholzbinder zum Einsatz. Moderne Fachwerkhäuser zeichnen sich zudem häufig durch große Glas- und Fensterflächen aus, die sich dank der tragenden Holzkonstruktion sehr leicht realisieren lassen.

Durch die Füllung der Gefache mit natürlichen Materialien wird ein Fachwerkhaus all denjenigen gerecht, die großen Wert auf schadstofffreies, natürliches Bauen legen. Dazu gibt es im Markt die passenden Anbieter.

Saniertes, historisches Fachwerkhaus © Eberhard, stock.adobe.com
Saniertes, historisches Fachwerkhaus © Eberhard, stock.adobe.com

Hervorragendes Raumklima

Einen großen Vorteil durch das natürliche Bauen bietet das Raumklima, das in einem Fachwerkhaus besteht – vor allem, wenn die Gefache mit Lehm ausgefüllt sind. Dann können die Wände Feuchtigkeit aus der Raumluft speichern und bei trockener Luft wieder abgeben, sodass sich eine sehr gute Feuchteregulation ergibt. Auch Schall- und Wärmedämmung sind durch die natürlichen Materialien sehr gut. Ein Fachwerkhaus steht daher – wie vor Jahrhunderten auch schon – für gesundes Wohnen mit Charme.

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