Tragwerksplaner oder auch Statiker sind für die Tragfähigkeit eines Gebäudes zuständig. Auf Basis des Architektenentwurfs berechnen und planen Sie Querschnitte tragender Bauteile für Wand, Decken und Dachkonstruktion oder die nötige Bewehrung für die Bodenplatte. Der Tragwerksplaner entwickelt ein Gesamtsystem, in dem alle Lasten, die auf das Gebäude wirken, abgefangen werden.
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Aufgabenbereich und Leistungen
Der Tragwerksplaner wird immer dann als Fachplaner nötig, wenn ein Gebäude neu gebaut oder bei bestehenden Gebäuden in das statische System eingegriffen wird. Er liefert im Rahmen der Ausführungsplanung wichtige Details, zum Beispiel für Anschlüsse oder Bauteilaufbauten. Der Standsicherheitsnachweis ist Teil der Bauvorlagen für den Bauantrag.
Gesetzliche Grundlage ist die Bauvorlagenverordnung des Bundeslandes, in dem das Gebäude errichtet wird. In den meisten Bundesländern, außer in Berlin, Brandenburg und Hessen, muss der Standsicherheitsnachweis für Einfamilienhäuser im vereinfachten Baugenehmigungsverfahren nicht mit eingereicht werden. Dennoch muss die Statik erstellt werden, um die Stabilität des Hauses für alle möglichen Lastfälle zu gewährleisten. Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Erstellung der bauphysikalischen Nachweise für Brandschutz, Schallschutz und Wärmeschutz.
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Das Bodengutachten als Berechnungsgrundlage
Eine wichtige Grundlage für die statischen Berechnungen bildet das Boden- oder auch Baugrundgutachten. Die Erstellung ist keine Pflicht, aber dennoch unbedingt zu empfehlen. Anhand der Ergebnisse aus dem Gutachten über die Tragfähigkeit des Bodens und des eventuellen Vorhandenseins von Grundwasser berechnet der Statiker die Ausführung der Bodenplatte, die das tragende Fundament des Hauses bildet.
Tipp: Die Beauftragung des Bodengutachtens ist Bauherrnaufgabe. Durchgeführt wird das Bodengutachten entweder vom Statiker selbst oder von einem Bodengutachter. Die Kosten liegen zwischen 1.000 und 2.500 €, je nach Aufwand, Grundstücksgröße und Standort.
Bauphysikalische Nachweise
Ein Wärmeschutznachweis ist Bestandteil der Bauvorlagen und muss für jedes Bauvorhaben erstellt werden. In diesem Nachweis wird belegt, dass das Gebäude den Vorgaben aus dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) entspricht. Die Grundlage der Berechnung bildet neben dem GEG die DIN 4108 „Wärmeschutz für den Hochbau“ sowie der DIN V 18599 „Energetische Bewertung von Gebäuden“.
Tipp: Der Wärmeschutznachweis kann alternativ auch vom Architekten erstellt werden und kostet zwischen 500 und 1.500 €. Voraussetzung für die Anerkennung als Bauvorlage ist die Bauvorlageberichtung des Erstellers für das Bundesland.
Architekt und Statiker – enge Zusammenarbeit nötig
Architekt und Statiker haben zwei klar voneinander abgegrenzte Aufgaben: während der Architekt sich um die Planung und Gestaltung des Hauses kümmert und Hausgröße, Raumaufteilung, Dachform und Gestaltung entwickelt, konzentriert sich der Statiker fast ausschließlich darum, dass das Gebäude standfest ist und erstellt zum Teil die bauphysikalischen Nachweise. Ideal ist es, wenn die beiden Fachplaner von Anfang an eng zusammenarbeiten. Dadurch kann der Architekt von Anfang an statische Erfordernisse mit berücksichtigen und in den Hausentwurf einfließen lassen. Das erspart spätere Änderungen und auch teilweise Enttäuschungen auf Bauherrnseite, weil sich bestimmte Vorstellungen nicht oder nur mit großem statischem Aufwand umsetzen lassen.
Besonders wichtig ist die Zusammenarbeit, wenn es sich um besondere Lasten, wie zum Beispiel einen Swimming Pool im Dachgeschoss oder einen schweren Holzofen auf der Geschossdecke, handelt. Auch große Gauben oder individuell geplante Dächer müssen nicht nur gestalterisch, sondern auch statisch genau geplant werden.
Tragwerksplaner als Kostenoptimierer
Tragwerksplaner können die Kosten für einen Neubau senken. Durch optimierte statische Lösungen sowie die Berücksichtigung von Material-, Fertigungs- und Montagekosten ist eine Kostensenkung ohne Qualitäts- und Stabilitätsverlust in vielen Fällen möglich, denn wo der Planer häufig gestalterisch denkt, ist der Tragwerksplaner eher praktisch veranlagt – Ein weiterer guter Grund, von Anfang an eine enge Zusammenarbeit zwischen Statiker und Architekt anzustreben.
Bauen ohne Tragwerksplaner?
Grundsätzlich muss für jedes neu errichtete Gebäude auch ein Standsicherheitsnachweis erstellt werden bzw. vorhanden sein. Verzichtet werden kann auf die gesonderte Beauftragung eines Tragwerksplaners in wenigen Ausnahmefällen:
- Der Architekt erstellt selbst den Standsicherheitsnachweis. Dies ist bei einfachen Bauvorhaben und bei entsprechender Qualifikation möglich (Eintrag in die Ingenieurkammer als nachweisberechtigter Ingenieur).
- Sie bauen ein Haus mit einem Hausanbieter. In diesem Fall liegt in den meisten Fällen eine Typenstatik vor. Die Beauftragung des Statikers für die Berechnung etwaiger statischer Anpassungen übernimmt Ihr Baupartner.
- Sie bauen mit einem Bauträger als Baupartner. Dann fungiert der Bauträger bis zur Schlussabnahme und Übergabe als Bauherr und kümmert sich um die Beauftragung aller Fachplaner.
Auch Handwerker sind in einigen Bundesländern berechtigt, statische Berechnungen aufzustellen. Dies aber nur, wenn es sich dabei um kleinere Nichtwohngebäude wir Gartenhäuser oder Carports handelt.
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Kriterien für die Auswahl
Bei der Suche nach dem richtigen Tragwerksplaner kann häufig der Architekt unterstützen. Er kennt zuverlässige und qualifizierte Statiker aus persönlicher Erfahrung und eventuell bereits schon langjähriger erfolgreicher Zusammenarbeit. Auch im Bekannten- und Freundeskreis kann nach persönlichen Erfahrungen nachgefragt werden. Ein weiterer guter Anlaufpunkt sind die Ingenieurkammern. Um Tragwerksplanungen und Standfähigkeitsnachweise erstellen zu dürfen, muss der Statiker dort eingetragen sein. Der Statiker selbst sollte auf folgende Kriterien hin geprüft werden:
- Qualifikation und Erfahrung
- Referenzen
- Spezialisierung im Hochbau
- Klare Kommunikation
- Verfügbarkeit
- Preis
Schließlich muss auch hier das Bauchgefühl stimmen. Der Statiker sollte zu Ihnen passen, verständlich auch schwierige Sachverhalte erklären und Ihnen sympathisch sein.
Was kostet der Tragwerksplaner
Die Kosten für den Standsicherheitsnachweis liegen für ein Einfamilienhaus zwischen 1.500 und 2.500 €. Maßgeblich ist der Schwierigkeitsgrad des Gebäudes und der vorhandenen Umgebungsbedingungen. Anhaltspunkte für die Berechnung liefert die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), alternativ rechnen Tragwerksplaner nach Stunden oder mit Festpreis ab. Die Höhe der Kosten kann frei vereinbart werden.
Der Architekt als Fachplaner
Einfamilienhäuser als relativ überschaubare Bauprojekte werden häufig zum größten Teil vom beauftragten Architekten nach den Wünschen des Bauherrn geplant. Er… weiterlesen