Estriche stellen in vielen Neubauten den Abschluss der Decke dar und bilden den Untergrund für den Bodenbelag. Entstehen dort Risse, kann das verschiedene Gründe haben, die zum Teil, aber nicht in jedem Fall als Baumangel zu betrachten sind.

Typischer Aufbau von Böden und Decken
Der Boden eines Hauses wie auch die Geschossdecken sind in mehreren Schichten aufgebaut. Die Basis bildet die Rohdecke, meist als Massivdecke aus Stahlbeton, bzw. die Bodenplatte. Auf einer Trennlage oder Abdichtung wird auf der Grundplatte eine Dämmschicht, auf den Geschossdecken eine Trittschalldämmung verlegt. In dieser Ebene verlaufen auch die Rohrleitungen für eine eventuell eingebaute Fußbodenheizung. Auf der Dämmebene wird der Estrich schwimmend verlegt und bildet den Untergrund für den abschließenden Fußbodenbelag. Die Estrichschicht kann auf zwei Arten hergestellt werden:
- Als Nassestrich, in der Regel Zementestrich.
- Als Trockenestrich in Form von Platten, zum Teil mit integrierter Dämmschicht.
Nassestrichböden können bei unsachgemäßer Verarbeitung und Einbaufehlern zu Bauschäden führen.
Rissarten in Estrichböden
Man unterscheidet drei verschiedene Rissarten, die unterschiedliche Folgen haben und verschiedene Maßnahmen erfordern.
Haarrisse
Dabei handelt es sich um oberflächliche, feine Risse mit geringer Maschenweite. Ursachen sind das Frühschwinden beim Trocknen durch die Abbindetemperatur und äußere Einflüsse wie zum Beispiel Zugluft. Die Gebrauchsfähigkeit des Estrichs wird dadurch nicht beeinflusst.
Netzrisse
Netzrisse sind ebenfalls wie die Haarrisse meist unschädlich und unterscheiden sich nur im Rissbild von diesen.
Trennrisse
Trennrisse verlaufen geradlinig und durch den gesamten Querschnitt der Estrichschicht. Damit verliert der Estrich seine Gebrauchsfähigkeit, bzw. ist diese beeinträchtigt. Der Riss kann sich im Laufe der Zeit noch vergrößern und muss beobachtet und saniert werden. Ohne eine Risssanierung kann es zu Folgeschäden im Estrich, am Fußbodenbelag oder an einer vorhandenen Fußbodenheizung kommen.
Tipp: Trennrisse stellen meist einen Baumangel dar, das ausführende Unternehmen ist verpflichtet, diesen Bauschaden fachgerecht zu beseitigen.

Häufige Ursachen für Risse im Estrich
Reißt der Estrich, unterscheidet man zwischen feinen und harmlosen Haarrissen, die durch unterschiedliche Trocknungszeiten entstehen. Sie bleiben an der Oberfläche und stellen keinen Bauschaden dar. Andere Risse – sogenannte Trennrisse – sind dagegen durch Konstruktions- und Ausführungsfehler begründet und zählen zu den Baumängeln. Häufige Ursachen sind:
- Verlegefehler oder ungeeignete Dämmstoffe, die sich durch das Gewicht des Estrichs zusammendrücken und zum Absacken und damit zu Abrissen in der Estrichschicht führen.
- Zu dünne Estrichschicht, die zu Setzungsrissen führt.
- Fehlende Dehnungsfugen auf großen Flächen und verwinkelten Raumgeometrien
- Ausführungsfehler im Bereich der Wandanschlüsse
- Zu schnelle Austrocknung bei Heizestrichen durch zu frühes Einschalten der Fußbodenheizung
Estriche im Außenbereich neigen zur Rissbildung, wenn die Trocknung durch eine fehlende oder fehlerhafte Nachbehandlung zu schnell erfolgt, auch eine zu frühe Belastung erzeugt Schwund- oder Trocknungsrisse. Stimmt die Konsistenz nicht, entstehen beim Gießen des Estrichs Blasen, Löcher oder Krater.

Risseinschätzung in Estrichböden
Ob Risse im Estrich einen Baumangel darstellen und als Bauschaden zu betrachten ist, lässt sich anhand folgender Fragen einschätzen:
- Beeinträchtigen die Anzahl und Größe der Risse die Tragfähigkeit des Estrichs?
- Verliert der Estrich seine Gebrauchsfähigkeit?
- Muss durch die Rissbildung mit Folgeschäden wie zum Beispiel Bildung von Feuchtigkeit oder Absacken des Bodenbelags gerechnet werden?
Die Antwort auf diese Fragen kann in der Regel nur ein Bausachverständiger geben. Grundsätzlich gilt, dass feine, oberflächliche Risse bis zu einer Breite von 0,2 mm nicht als Baumangel zu betrachten sind.
Risssanierung im Estrich
Relevante Risse im Estrich müssen fachgerecht saniert werden. Dazu wird in der Regel der Riss vergrößert und anschließend mit Reaktionsharz vollständig ausgegossen. Zusätzlich werden Estrichklammern verwendet, die die kraftschlüssige Verbindung im Estrich langfristig gewährleisten. Nach Abschluss der Arbeiten erfolgt eine Abstreuung mit Quarzsand.
Tipp: Auch Haarrisse sollten beseitigt werden. Dazu wird mit dem Pinsel ein fließfähiges Harz aufgetragen, bis die Risse vollständig verfüllt sind.

Bauschäden beim Innenausbau
Unter den Innenausbau gehören im Wesentlichen die Herstellung von Decken-, Boden- und Wandbekleidungen sowie die Verlegung der Elektro- und Sanitärinstallation.… weiterlesen