Barrierefreies und stilvolles Wohnen ist kein Widerspruch

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Wie die vermeintliche Quadratur des Kreises gelingt

Barrierefreiheit wird in den meisten Fällen mit altersgerecht oder behindertengerecht gleichgesetzt. Für die meisten Menschen ist das das genaue Gegenteil von „stilgerecht“ oder „designgerecht“. Daher sind barrierefreie Wohnungen und Häuser noch immer meist vorrangig funktional aber nur sehr selten innenarchitektonisch ansprechend. Aber muss das wirklich sein? Die Antwort lautet: Nein. Daher lautet konsequenterweise die nächste Frage: Wie lässt sich barrierefreies und stilvolles Bauen und Sanieren miteinander kombinieren?

In diesem Artikel erfahren Sie,

  • worum es bei Barrierefreiheit geht,
  • wie Design und Barrierefreiheit miteinander kombiniert werden können und
  • warum das wichtig ist.
Modern und barrierefrei: bodentiefe Fensterfront und Terrassenzugang ohne Schwellen © Michael, stock.adobe.com
Modern und barrierefrei: bodentiefe Fensterfront und Terrassenzugang ohne Schwellen © Michael, stock.adobe.com
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Barrierefreiheit: Wohnen mit Mehrwert

Beim Begriff Barrierefreiheit denken die meisten Menschen auch heute noch sofort an Krankenhäuser, Altenheimen und Wohnungen für Senioren oder Menschen mit Behinderungen. Dabei ist der Ansatz von Barrierefreiheit eigentlich ein ganz anderer: Barrierefreier Wohnraum soll so gestaltet sein, dass er allen Menschen Sicherheit und Komfort bietet und nicht nur dem gesunden Durchschnittsmenschen von durchschnittlicher Größe und mit durchschnittlichen Bedürfnissen. Barrierefreies Wohnen soll „mehr“ bieten, als normales Wohnen und nicht „weniger“. Barrierefreies Wohnen steht also für Wohnen mit Mehrwert.

Schlicht und doch modern – auch kleine Badezimmer können barrierefrei saniert werden © Jörg Lantelme, stock.adobe.com
Schlicht und doch modern – auch kleine Badezimmer können barrierefrei saniert werden © Jörg Lantelme, stock.adobe.com

Wer sich die Vorgaben zum barrierefreien Bauen und Sanieren anschaut, der stellt schnell fest, dass hier nirgendwo steht, dass barrierefreie Wohnräume kalt und steril aussehen sollen. Und trotzdem ist dies bis heute noch immer viel zu oft der Fall. Die Frage ist: Wie kommt das?

Entwickelt wurden die Vorgaben zum barrierefreien Bauen, damit auch Menschen mit Behinderung, ob angeboren, erworben oder altersbedingten Einschränkungen, am Leben teilhaben und möglichst lange in ihrem (barrierefreien) Zuhause leben können beziehungsweise im barrierefreien Umfeld optimal versorgt werden können. Als Erstes fand sich barrierefreier Wohnraum tatsächlich in Krankenhäusern, Pflegeheimen und anderen Wohnformen, die speziell für Menschen mit Einschränkungen konzipiert waren.

In Krankenhäusern und Pflegeheimen steht die Funktionalität im Vordergrund: Diese Bereiche sind profitorientiert, sodass hier Barrierefreiheit ausschließlich anhand der Vorschriften umgesetzt wird. Barrierefreie Badezimmer und Patienten- oder Bewohnerzimmer in diesen Einrichtungen sehen genauso lieblos aus wie nicht-barrierefreie Räume in diesen Einrichtungen aussehen beziehungsweise aussahen. Da die meisten Menschen jedoch Barrierefreiheit nur aus Krankenhäusern und Altenheimen kennen, setzen sie Barrierefreiheit mit der Abwesenheit von Stil, Design und Gemütlichkeit gleich. Leider trifft das auch auf viel zu viele Innenarchitekten und Handwerksbetriebe zu.

Stilvoll, minimalistisch und barrierefrei: dieses Badezimmer erinnert weder an Krankenhaus noch Altenheim © Hanjin, stock.adobe.com
Stilvoll, minimalistisch und barrierefrei: dieses Badezimmer erinnert weder an Krankenhaus noch Altenheim © Hanjin, stock.adobe.com
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Auf den Punkt gebracht: Worin besteht der Mehrwert bei der Barrierefreiheit?

Ein Wohnraum, egal ob Haus oder Wohnung, ist dann barrierefrei, wenn er ausreichend Bewegungsflächen bietet. Das bezieht sich auf die Wohnräume, aber auch auf Badezimmer und Küche sowie den Flur. Eine weitere wichtige Voraussetzung sind gute Sichtverhältnisse, also viele Fenster. Übergänge zu Balkonen und Terrassen müssen schwellenfrei gestaltet sein. Im Badezimmer sollte die Dusche ebenerdig sein. Darüber hinaus gibt es noch einige andere Vorgaben. Aber die zunächst aufgeführten lesen sich, wie die Beschreibung einer großzügig und ansprechend gestalteten Immobilie, in der sich Menschen aller Altersgruppen mit und ohne Einschränkungen wohlfühlen.

In den Vorgaben zum barrierefreien Wohnen gibt es keine Regelungen, die besagen, dass es keine Badewanne geben darf oder auf einen Abstellraum, der kleiner ist, verzichtet werden muss. Auch gibt es keine Regelungen, die besagen, dass die Fliesen in barrierefreien Badezimmern immer weiß oder krankenhausgrün sein müssen. Ebenso wenig findet sich in den DIN-Normen eine Regelung, die besagt, dass Wände mit Raufaser versehen und weiß oder hellgrau gestrichen werden müssen. Diese vermeintlichen Normen haben sich in den Köpfen der meisten Menschen festgesetzt, weil sie Barrierefreiheit nur aus Krankenhäusern und Pflegeheimen gehen. Doch schon dann, wenn man einen Blick in die Patientenzimmer einer Privatklinik wirft, wird man feststellen: Barrierefreie Räume können aussehen wie Boutique-Hotelräume.

Elegant und doch barrierefrei dank ausreichend Bewegungsfläche, bodentiefer Fenster und schwellenfreiem Zugang zur Terrasse © 2ragon, stock.adobe.com
Elegant und doch barrierefrei dank ausreichend Bewegungsfläche, bodentiefer Fenster und schwellenfreiem Zugang zur Terrasse © 2ragon, stock.adobe.com

Auf einen Blick: Hier finden Sie einige der Regeln, die für barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnräume zutreffen, die Komfort bedeuten:

  • Große, helle Räume
  • Geräumige Küche
  • Geräumige Badezimmer mit einer bodengleichen, geräumigen Dusche
  • Große Fensterflächen
  • Schwellenloser Zugang zu Balkon oder Terrasse
  • Rutschhemmende Bodenbeläge
  • Verzicht auf im Weg liegende Kabel
  • Ausreichend viel und gut zugänglicher Stauraum

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Praxistipps: Wie lässt sich Barrierefreiheit mit Innendesign verbinden?

Wer ein Haus oder eine Wohnung barrierefrei errichten oder sanieren möchte, ist natürlich zunächst einmal an die Vorgaben gebunden, die Größe von Räumen, die Gestaltung von Türdurchgängen und Balkon- oder Terrassenzugängen etc. betreffen angehen. Diese Vorgaben kennen aber inzwischen alle Architekten. Wird in einem Architektenvertrag festgelegt, dass Barrierefreiheit oder rollstuhlgerechtes Bauen vereinbart ist, so liegen die DIN-Normen zugrunde.

Wichtig: Begriffe wie „barrierereduziert“ oder „altersgerecht“ sind nicht rechtlich verbindlich, da es für sie keine gesetzliche Definition gibt.

Bei Fragen zu Begrifflichkeiten, Finanzierung, Fördermöglichkeiten, passenden Handwerkern und Architekten lassen Sie sich vor der Planung von einem Experten beraten © AnnaStills, stock.adobe.com
Gut beraten zum Thema Barrierefreiheit beim Bauen

Ob es um den Bau, den Kauf oder die Miete einer barrierefreien Immobilie oder aber um den barrierefreien Umbau einer… weiterlesen

Wohnlich und chic: ein breiter und heller Flur mit reichlich Bewegungsfläche © Scovad, stock.adobe.com
Wohnlich und chic: ein breiter und heller Flur mit reichlich Bewegungsfläche © Scovad, stock.adobe.com

Der Unterschied, ob ein barrierefreier Raum wohnlich oder kalt aussieht, entsteht durch die Wahl der Materialien und Farben, also durch das Innendesign. Deshalb sollten Bauherren sich selbst Gedanken machen, welchen Einrichtungsstil sie sich wünschen. Wer seine Handwerker „einfach machen lässt“, der bekommt das, was die Handwerker für richtig halten. Sollten Sie als Bauherren unschlüssig sein, welchen Look Sie sich für Ihr barrierefreies Zuhause wünschen, dann lassen Sie sich Konzepte erstellen. Manche Handwerksunternehmen können das, ansonsten sind Innenarchitekten die richtigen Ansprechpartner.

Bei der Auswahl und Beauftragung eines Innendesigners sollten Sie auf folgende Dinge achten:

  • Innendesigner mit Erfahrungen im Bereich barrierefreies Bauen/Sanieren auswählen
  • Referenzarbeiten zeigen lassen
  • Mood Board erstellen lassen, in dem Farben, Materialien und Designrichtung festgelegt werden
  • Budget festlegen; sowohl was das Honorar des Innendesigners angeht als auch für die auszuführenden Arbeiten
  • Bei festen Einbauten (Fliesen etc.) zu sehr auf aktuelle Trends setzen, da diese schnell alt aussehen; Wandfarben und Lampen, die sich leicht austauschen lassen, können an Trends orientiert sein

Nur wenn Barrierefreiheit und ein ansprechendes Innendesign Hand in Hand gehen, fühlen die Bewohner in ihrem Zuhause auch wohl. Und nur dann bedeutet Barrierefreiheit auch wirklich „Wohnen mit Mehrwert“.

Selbstbestimmt den Alltag zu gestalten und leben und sich zudem in den eigenen Vier Wänden wohlfühlen bedeutet „Wohnen mit Mehrwert“ © auremar, stock.adobe.com
Selbstbestimmt den Alltag zu gestalten und leben und sich zudem in den eigenen Vier Wänden wohlfühlen bedeutet „Wohnen mit Mehrwert“ © auremar, stock.adobe.com

Fazit

Barrierefreiheit und stilvolles Design lassen sich einfach umsetzen. Wichtig ist vor allem, dass sich Bauherren klar werden, was stilvolles Innendesign für sie bedeutet. Diese Frage müssen Bauherren sich jedoch immer stellen. Wer sich für ein Innendesign „von der Stange“ entscheidet, läuft immer Gefahr, dass dieses nicht dem eigenen Geschmack entspricht. Der Unterschied zum Innendesign bei barrierefreien Wohnräumen besteht darin, dass auch viele Handwerksunternehmen bei Barrierefreiheit an den wenig wohnlichen Stil von Krankenhäusern denken. Daher der Rat: Wer einem Handwerksunternehmen die Auswahl der Materialien für Böden, Fliesen, Armaturen und Co. überlässt, sollte sich Referenzbeispiele aus dem Bereich barrierefreies Wohnen zeigen lassen. 

Bodentiefe Fenster, breite Durchgänge und freie Bewegungsflächen machen das Leben einfacher © pressmaster, stock.adobe.com
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