Barrierefreies Bauen: Für wen macht es Sinn?

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„Das betrifft mich nicht!“, ist die feste Überzeugung der meisten Menschen, wenn es um das Thema barrierefreies Wohnen, Bauen und Sanieren geht. Denn zumeist wird „barrierefreies Bauen“ mit „behindertengerechtem Bauen“ gleichgestellt. Und hier denken die meisten Menschen auch nur an die sogenannten angeborenen Behinderungen und nicht daran, dass im Laufe des Lebens durch Krankheiten oder Unfälle Behinderungen erworben werden können. Dabei bedeutet barrierefreies Bauen nichts anderes als Bauen, das ein Maximum an Bewegungsfreiheit und Komfort garantiert: ein Leben lang und unabhängig vom Grad der Behinderung oder dem Alter.

Dieser Artikel bietet Ihnen Antworten zu folgenden Fragen:

  • Wer profitiert vom barrierefreien Bauen?
  • Was sind die Vorteile vom barrierefreien Bauen?
  • Wie können Bauherren den Gedanken des barrierefreien Bauens in ihrem Bauvorhaben konkret umsetzen?
Im Alter in den eigenen vier Wänden bleiben: Barrierefreie Wohnräume machen das möglich © DOC RABE Media, stock.adobe.com
Im Alter in den eigenen vier Wänden bleiben: Barrierefreie Wohnräume machen das möglich © DOC RABE Media, stock.adobe.com
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Barrierefreies Bauen, Sanieren und Planen: Wer sind die Zielgruppen?

Grundsätzlich wurde das Konzept des barrierefreien Bauens für Menschen mit Behinderung, also körperlichen oder geistigen Einschränkungen, entwickelt. Zunächst fand das barrierefreie Bauen in Krankenhäusern und Altenheimen sowie Behinderteneinrichtungen Einzug. Dies sind alles Ort, mit denen die meisten Menschen keine positiven Emotionen verbinden. Zudem war barrierefreies Bauen zunächst rein auf Funktionalität ausgerichtet. Barrierefreie Räume und Bäder hatten keinen Charme und waren nicht wohnlich oder stylisch. Genau das sind aber die Punkte, auf die die meisten Bauherren bei der Planung ihres Bauvorhabens Wert legen. Allerdings lässt sich Barrierefreiheit in privaten Wohnungen und Häusern in nahezu jedem gewünschten Designstil umsetzen. Barrierefreiheit bedeutet also nicht den Verzicht von Design und Wohnlichkeit zugunsten von Funktionalität. Im Gegenteil: Im Zentrum des Konzeptes von barrierefreiem Bauen stehen Aspekte wie:

  • Großzügige Räume
  • Bewegungsfreiheit
  • Gut zu erreichende Installationen
  • Helle Räume
  • Verbindung von innen und außen; also Einbindung von Garten oder Balkon in den Wohnraum
  • Fußbodenheizung statt Heizkörper
  • Schiebetüren statt klassischer Drehtüren

Dies sind zunächst einmal keine baulichen Merkmale, die ausschließlich für Menschen mit Behinderungen Vorteile bieten. Daher lohnt der Blick auf die unterschiedlichen Zielgruppen, die von barrierefreiem Bauen profitieren:

Rollstuhlfahrer, Rollatornutzer, alte Menschen und Familien mit kleinen Kindern: Sie alle profitieren in besonderem Maße von barrierefreiem Wohnraum © scusi, stock.adobe.com
Rollstuhlfahrer, Rollatornutzer, alte Menschen und Familien mit kleinen Kindern: Sie alle profitieren in besonderem Maße von barrierefreiem Wohnraum © scusi, stock.adobe.com
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Schwerbehinderte Menschen

Menschen mit Schwerbehinderung leben vielfach in Heimen oder anderen speziellen Einrichtungen, die barrierefrei gestaltet sind. Da es in Deutschland viel zu wenig barrierefreie Wohnungen und Häuser gibt, können diese Menschen oftmals nicht im „normalen“ Umfeld leben. Das bedeutet:

  • Schon Kinder können unter Umständen nicht bei ihren Familien leben, da die Wohnung nicht barrierefrei gestaltet ist.
  • Für Menschen mit einer Schwerstbehinderung, etwa einer hohen Querschnittslähmung, ist es oftmals nur bedingt möglich, mit Partner(in) und Kindern im eigenen Heim zu leben.

Fazit: Von einer inklusiven Gesellschaft, also einer Gesellschaft, in der es keine Barrieren für Menschen mit Behinderung gibt, sind wir in Deutschland weit entfernt. Und das betrifft nicht nur Schulen, Bahnsteige etc., sondern gerade auch das private Wohnumfeld.

Einschätzung: Für diese Zielgruppe ist ein barrierefreies Wohnumfeld eine zwingende Voraussetzung dafür, dass sie selbstbestimmt in der eigenen Wohnung leben können.

Barrierefreies Bauen beginnt vor der Haustür: Auch der Außenbereich muss barrierefrei gestaltet sein © spuno, stock.adobe.com
Barrierefreies Bauen beginnt vor der Haustür: Auch der Außenbereich muss barrierefrei gestaltet sein © spuno, stock.adobe.com

Jedermann – in Zeiten der Krankheit oder nach einem Unfall

Die meisten Menschen erleiden im Laufe eines Lebens einen Unfall oder erkranken einmal oder müssen sich einer größeren Operation unterziehen. Manchmal haben Unfälle und Erkrankungen – zumindest vorübergehend – so weitreichende Einschränkungen zur Folge, dass Treppensteigen etc. zu einem Problem wird. Kleine Kinder können Treppen hoch- und runtergetragen werden. Aber schon bei Teenagern wird dies schwer. Und wer als Single für eine Weile keine Treppen gehen kann, kann die Wohnung bis zur Genesung nicht mehr verlassen.

Probleme, die sich für jedermann nach einem Unfall oder im Falle einer Erkrankung ergeben, wenn der Wohnraum nicht barrierefrei gestaltet ist:

  • Zugang zu Haus oder Wohnung: Ist der Zugang nur über Treppen möglich, dann ist ein Verlassen der Wohnung (für Arztbesuche) unter Umständen nur mithilfe eines Krankentransportes möglich.
  • Treppen im Einfamilienhaus: Im Zweifelsfall muss der Erkrankte oder Verunfallte im Erdgeschoss (im Wohnzimmer) schlafen. Gibt es auf dieser Etage kein Badezimmer, gibt es ein Problem.
  • Keine (schwellenlose) Dusche: Je nach Ausmaß der Verletzung / Einschränkung kann es zu einem Problem werden, wenn es in einer Wohnung oder einem Haus nur eine Badewanne oder eine Dusche mit Duschtasse gibt.

Einschätzung: Für dieser Zielgruppe ist ein barrierefreies oder barrierereduziertes Wohnumfeld – wenn auch nur vorübergehend – notwendig, um in dieser speziellen Lebensphase ein weitgehend normales Leben führen zu können.

Auch das ist barrierefreies Bauen: offene Wohn-Koch-Bereiche © Robert Kneschke, stock.adobe.com
Auch das ist barrierefreies Bauen: offene Wohn-Koch-Bereiche © Robert Kneschke, stock.adobe.com

Familien mit Kindern

Babys sind am Anfang auf komplette Unterstützung angewiesen: Sie liegen im Kinderwagen oder müssen getragen werden. Später beginnen sie die Welt zu erkunden, haben aber noch kein Bewusstsein für Gefahren. Treppen, Türen etc. werden schnell zur Gefahr. Ganz konkret profitieren Familien mit kleinen Kindern von folgenden Aspekten des barrierefreien Bauens:

  • Zugang/Außenbereich/Treppenhaus: Ist eine Wohnung oder ein Haus nur über Treppen erreichbar, muss der Kinderwagen immer hochgetragen werden.
  • Haus- oder Wohnungstür: Ist diese sehr schmal, lässt sich ein Zwillings- oder Geschwisterwagen oftmals nicht hindurchfahren.
  • Kleine Diele: Hier ist kein Platz zum Abstellen eines Kinderwagens.
  • Heizkörper statt Fußbodenheizung: Heizkörper stellen für tobende Kinder eine Verletzungsgefahr dar. Außerdem ist eine Fußbodenheizung für alle angenehm, wenn die Kinder am liebsten auf dem Boden sitzend/liegend spielen.
  • Innentüren: Bei klassischen Drehtüren ist das Verletzungsrisiko viel höher als bei Schiebetüren.

Einschätzung: Diese Zielgruppe profitiert von einem barrierefreien oder barrierereduziertem Umfeld. Es sorgt für mehr Komfort im Alltag.

Barrierefreies Wohnen ist für weite Bevölkerungsteile relevant
Barrierefreies Wohnen ist für weite Bevölkerungsteile relevant

Senioren

Ein hoher Prozentsatz der Senioren, insbesondere unter den Hochbetagten, hat einen Grad der Behinderung. Aufgrund von altersdegenerativen Prozessen sind das Sehvermögen und die Beweglichkeit zum Teil stark eingeschränkt. Bauliche Details, die in jungen Jahren nicht als störend wahrgenommen wurden, können jetzt zur Gefahr werden. Das hat im Zweifelsfall zur Folge, dass Senioren ihr gewohntes Umfeld verlassen müssen. Folgende baulichen Merkmale stellen Hindernisse für Senioren dar:

  • Zu kleine Räume: Hier ist kein Platz für das Manövrieren mit Gehhilfen.
  • Zu schmale Türdurchgänge: Diese sind nicht geeignet für die Nutzung eines Rollators oder Rollstuhls.
  • Treppen: Diese sind für Senioren zum Teil nicht zu bewältigen. Wichtig ist daher, dass hier zumindest ein Nachrüsten mit einem Treppenlift möglich ist.
  • Zugänge zum Haus und zum Garten: Für Senioren können selbst kleine Schwellen zwischen Wohnraum und Balkon oder Terrasse zur Stolperfalle werden.
  • Keine (ebenerdige) Dusche: Ist nur eine Badewanne vorhanden, kann es beim Ein- und Aussteigen leicht zu Unfällen kommen.

Einschätzung: Für viele Senioren ist ein barrierefreies oder barrierearmes Wohnumfeld vielfach die Voraussetzung dafür, dass sie möglichst lange im gewohnten Umfeld bleiben können.

Treppen sind Barrieren: Treppenlifte machen ein Treppenhaus barrierefrei © wittayayut, stock.adobe.com
Treppen sind Barrieren: Treppenlifte machen ein Treppenhaus barrierefrei © wittayayut, stock.adobe.com

Abwägung: Was spricht für und was gegen barrierefreies Bauen?

Wie die Aufstellung der unterschiedlichen Zielgruppe im vorangegangenen Absatz gezeigt hat, ist barrierefreies Bauen keineswegs ein Thema, das nur eine „Randgruppe“ in der Gesellschaft betrifft. Für weite Teile der Bevölkerung ist ein barrierearmes Wohnumfeld zumindest vorübergehend eine deutliche Erleichterung. Und für alle Menschen bedeutet es mehr Komfort. Daher lässt sich die Frage, ob barrierefreies Bauen sinnvoll ist, eigentlich nur mit einem klaren Ja beantworten.

Folgende Argumente werden oftmals gegen das barrierefreie Bauen angeführt. Wie sieht es mit deren Wahrheitsgehalt aus?

  • Barrierefreies Bauen ist teuer: Bei einer entsprechenden Beratung und Planung sowie der Inanspruchnahme von Förderprogrammen ist barrierefreies oder barrierearmes Bauen nur unwesentlich teurer oder sogar gleich teuer wie herkömmliches Bauen. Außerdem ist ein späteres barrierefreies Sanieren meist mit deutlich höheren Kosten verbunden. Das gilt insbesondere dann, wenn Räume vergrößert (Wände verschoben) werden müssen.
  • Barrierefreies Bauen ist platzintensiv: Grundsätzlich stimmt es, dass barrierefreies oder barrierearmes Bauen voraussetzt, dass insbesondere in Räumen wie der Diele, dem Bad und der Küche bestimmte Größen eingehalten werden müssen, damit auch mit einem Rollstuhl manövriert werden kann. Allerdings kann dieser (zusätzliche) Platz, solange keine Barrierefreiheit in dem Sinne erforderlich ist, zum großzügigen Möblieren von Diele oder Bad genutzt werden. Wichtig ist, dass es sich nicht um feste Einbauten handelt. In den – ohnehin sehr beliebten – offenen Wohn-Koch-Essbereichen ist zudem in der Regel ausreichend Platz im Sinne der Barrierefreiheit vorhanden. Durch den Verzicht auf Heizkörper und dafür die Nutzung von Fußbodenheizung werden Räume zudem faktisch größer.
  • Barrierefreies Bauen ist altbacken und unpersönlich: Beim barrierefreien Planen und Bauen geht es um ein bauliches Konzept. In welchem Stil dieses umgesetzt wird, ist den Bauherren komplett frei gestellt. Es gibt eigentlich keine Farben oder Materialien, die nicht eingesetzt werden könnten.
Barrierefreier Umbau: Das Badezimmer an alterstypische Bedürfnisse anpassen © Jörg Lantelme, stock.adobe.com
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Barrierefrei und modern: Dieses Badezimmer zeigt, dass beides möglich ist © Jörg Lantelme, stock.adobe.com
Barrierefrei und modern: Dieses Badezimmer zeigt, dass beides möglich ist © Jörg Lantelme, stock.adobe.com

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Unterschiedliche Ansätze möglich: Wie kann barrierefreies Bauen aussehen?

Wer einen Neubau oder die Komplettsanierung einer Immobilie plant, sollte sich über das Thema Barrierefreiheit informieren. Denn es gibt unterschiedliche Stufen der Barrierefreiheit. Dementsprechend kann das Thema entsprechend den eigenen Wünschen beim Neu- oder Umbau eingeplant werden. Wichtig: Ob und welche Fördermittel es für eine barrierefreie Sanierung oder einen barrierefreien Neubau gibt, sollte im Vorfeld gründlich geprüft werden.

Barrierefrei von A bis Z: Ein barrierefrei geplantes Haus im Überblick © vector/ AngelaStolle, stock.adobe.com
Barrierefrei von A bis Z: Ein barrierefrei geplantes Haus im Überblick © vector/ AngelaStolle, stock.adobe.com

Auf folgende Arten kann das Thema Barrierefreiheit/Barrierereduzierung umgesetzt werden:

  • Komplette Barrierefreiheit: Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn eine Person im Haushalt schwerstbehindert ist oder es absehbar ist, dass eine Person aufgrund einer (chronischen) Erkrankung eine Schwerstbehinderung entwickeln wird. Alternativ kann eine komplette barrierefreie Immobilie als Investition angesehen werden, wenn diese zu einem späteren Zeitpunkt verkauft werden soll. Wie oben dargestellt, ist der Bedarf hier nicht gedeckt.
  • Barrierereduzierte Immobilie: Eine solche Immobilie verzichtet auf Stufen vor dem Haus beziehungsweise es gibt zusätzlich einen stufenlosen Zugang. Auch Schwellen bei Balkon- und Terrassentüren gibt es hier nicht. Zudem wird darauf geachtet, dass der Grundriss so gestaltet ist, dass hier auch ein Rollstuhlfahrer leben kann. Eine solche Immobilie bietet den Bewohnern in jüngeren Jahren Komfort und ist zugleich so ausgerichtet, dass sie bis ins hohe Alter dort wohnen bleiben können.
  • Barrierefreie Einliegerwohnung: Wer sein Haus nicht barrierefrei gestalten möchte, kann eine Ein – oder Zweizimmer-Einliegerwohnung integrieren, die barrierefrei gestaltet ist. Diese kann entweder vermietet oder beispielsweise von Großeltern bezogen werden. Später können die Bewohner dort im Falle eines Falles selbst einziehen.
Arten von Barrierefreiheit
Arten von Barrierefreiheit

Fazit

Barrierefreies Bauen, Planen und Sanieren wird in der Gesellschaft als Randgruppenthema angesehen: sowohl von privaten Bauleuten als auch von Bund, Land und Kommune. Dabei bieten barrierefreie Immobilien allen Menschen mehr Komfort und zudem die Gewissheit, bis ins hohe Alter oder im Falle eines Unfalls oder einer schweren Erkrankung möglichst selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Bauherren jeden Alters sollten sich daher immer auch über die Möglichkeiten der barrierefreien oder barrierearmen Gestaltung ihrer Immobilie informieren. Wichtig: In vielen Fällen gibt es Fördermittel – allerdings müssen die Förderrichtlinien genau eingehalten werden.

Glücksfall barrierefreie Mietwohnung: Das Angebot an barrierefreien Mietwohnungen ist viel zu klein © Jeanette Dietl, stock.adobe.com
Glücksfall barrierefreie Mietwohnung: Das Angebot an barrierefreien Mietwohnungen ist viel zu klein © Jeanette Dietl, stock.adobe.com
Rollstuhlgerechte Küche: Hier muss alles so gestaltet sein, dass auch Rollstuhlfahrer selbstständig leben können © Jenny Sturm, stock.adobe.com
Barrierefrei oder rollstuhlgerecht Wohnen

Was bedeuten die Begriffe und können diese synonym verwendet werden? Barrierefrei, rollstuhlgerecht – beide Begriffe werden manchmal synonym verwendet. Oftmals… weiterlesen

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