Recyclingfähigkeit von Dämmstoffen

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Dämmstoffe sind unterschiedlich gut zu recyceln. Je nachdem aus welchem Rohstoff sie hergestellt und welche Zusatzstoffe hinzugefügt werden, sind sie bestenfalls kompostierbar oder zumindest in irgendeiner Form wiederverwendbar.

Damit Dämmstoffe nach ihrer Nutzung recyclefähig sind, ist es entscheidend, dass die Materialien sortenrein voneinander getrennt ausgebaut werden können. Je mehr unterschiedliche Rohstoffe also in einem Dämmprodukt vereint sind, desto schwieriger wird meist das Recycling.

Die meisten Dämmstoffe werden nach ihrer Nutzung in Verbrennungsanlagen thermisch verwertet © Fel1ks, stock.adobe.com
Die meisten Dämmstoffe werden nach ihrer Nutzung in Verbrennungsanlagen thermisch verwertet © Fel1ks, stock.adobe.com

Auf dem Markt werden in der Zwischenzeit viele recyclingfähige Dämmstoffe angeboten. Doch was heißt recyclingfähig eigentlich? Die strengste Definition ist sicherlich die direkte Wiedereinführung in den natürlichen Kreislauf zum Beispiel durch Kompostierung. Rohstoffe können auch durch die Wiederverwendung in Produkten im Kreislauf gehalten werden. Durch einen Material-Kreislauf bleiben die Rohstoffe und die für sie aufgewendete Energie ebenfalls erhalten. Für die langfristige Bewertung spielt es dabei eine Rolle, ob die recycelten Produkte gleichwertig eingesetzt werden können oder lediglich Rohstoff für eine weniger wertige Produktion liefern.

Endstation Verbrennungsanlage

Die meisten Dämmstoffe, egal ob recyclingfähig oder nicht, landen jedoch nach wie vor in der Verbrennungsanlage. Das ist ein Endbahnhof und keine Kreislaufwirtschaft. Denn dadurch wird zwar noch einmal Energie gewonnen, dann ist mit der Verwertbarkeit allerdings Schluss.

Warum ist das so? Um Dämmstoffe nach ihrer Nutzung wiederverwenden oder recyceln zu können, müssen sie eingesammelt und entsprechend bearbeitet werden. Das erfordert eine Infrastruktur, die momentan noch wenig ausgebaut ist. Einige Hersteller nehmen ihre Produkte wieder zurück. Allerdings besteht keine Verpflichtung dazu und häufig ist das Wissen über diese Rückgabemöglichkeit nicht vorhanden.

Styropor-Dämmstoffe wurden in der Vergangenheit mit giftigem HBCD behandelt © Wolfgang Kruck, stock.adobe.com
Styropor-Dämmstoffe wurden in der Vergangenheit mit giftigem HBCD behandelt © Wolfgang Kruck, stock.adobe.com

Zudem fehlt es teilweise an entsprechenden Verarbeitungsmöglichkeiten. Für EPS gibt es beispielsweise nur eine Anlage, die im industriellen Maßstab aus den alten Platten die Grundstoffe Polystyrol und Brom wiederverwendbar zurückzugewinnen. Hinzu kommt, dass die Dämmplatten aus Styropor in der Vergangenheit für den Brandschutz mit dem giftigen HBCD (Hexabromcyclodecan) behandelt waren.

Die theoretische und die praktische Recyclingfähigkeit gehen also weit auseinander. Als Verbraucher ist das schwer zu überblicken. Allerdings können Verbraucher durch ihr Interesse daran, was mit den Dämmstoffen nach der Nutzung passiert, auch einiges in Gang bringen. Fragen Sie also vor dem Kauf eines Dämmstoffes nach, wie das Recycling konkret aussehen kann. Schließlich sind Sie es, die bei einer Sanierung für die Entsorgung des alten Dämmstoffes verantwortlich sind.

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Zukunft Kreislaufwirtschaft

Experten fordern aufgrund der mangelnden Wiederverwendung von bestehenden Materialien eine Transformation des Bauwesens. Die Entwicklung soll hin zu einer nachhaltigen Sichtweise auf ein Gebäude von Anfang an gehen. Das bedeutet, dass bereits bei der Planung eines Gebäudes der Restwert der einzelnen verwendeten Materialien nach der Nutzung festgelegt wird.

Die Höhe des Restwertes hängt von der Recyclingfähigkeit beziehungsweise Wiederverwendbarkeit der verwendeten Produkte ab. Dieser Wert könnte dann auch bei einer Finanzierung berücksichtigt werden.

In Zukunft sollen Recycling und Wiederverwertbarkeit einen großen Stellenwert haben © yokie, stock.adobe.com
In Zukunft sollen Recycling und Wiederverwertbarkeit einen großen Stellenwert haben © yokie, stock.adobe.com

Einbauart beeinflusst Rückbau

Je nachdem wie Dämmstoffe eingebaut wurden, lassen sie sich leicht oder schwer wieder rückführen. Lose Einblas- und Schüttdämmstoffe, zwischen Sparren eingeklemmte Dämmplatten oder eingelegte sowie mechanisch befestigte Dämmplatten, können leicht abgesaugt oder ausgebaut werden.

Schwieriger wird es, wenn das Dämmmaterial mit dem Untergrund verklebt oder im Verbund mit Putzmörtel wie beim Wärmedämmverbundsystem verarbeitet wurde. Wurden im Wärmedämmverbundsystem zum Beispiel Holzfaser-Dämmplatten verwendet, lässt sich die armierte Putzschicht abziehen. Hier geht lediglich eine dünne Faserschicht des Dämmstoffs verloren. Bei synthetischen Dämmplatten ist der sortenreine Rückbau schwerer. Dadurch steigt der Aufwand für ein Recycling.

Damit Dämmstoffe recycelt werden können, müssen sie sortenrein rückgebaut und gesammelt werden © Dmitry, stock.adobe.com
Damit Dämmstoffe recycelt werden können, müssen sie sortenrein rückgebaut und gesammelt werden © Dmitry, stock.adobe.com

Recycling von ökologischen Dämmstoffen

Zu den ökologischen Dämmstoffen gehören beispielsweise Holzfaser-Dämmplatten, Hanf- und Flachsdämmstoffe, Korkdämmplatten sowie Zelluloseflocken und Dämmung aus Stroh. Diese können meist gut rückgebaut werden. Nach ihrer Nutzungsdauer sind nachhaltige Dämmmaterialien meist noch in einem guten Zustand und können wiederverwendet werden. Einzig eine dauerhaft erhöhte Feuchtigkeit schadet der Dämmwirkung.

Können diese Dämmstoffe nicht wiederverwertet werden, werden sie in Müllverbrennungsanlagen thermisch verwertet oder entsorgt. Zusätze für Brandschutz oder Stabilität erschweren die Recyclingfähigkeit von nachhaltigen Dämmstoffen. Obwohl einige ökologische Dämmmaterialien kompostierfähig sind, werden sie nicht in entsprechenden Anlagen kompostiert. Was in der Theorie möglich wäre, wird in der Praxis noch nicht umgesetzt.

Die Eigenschaften nachwachsender Dämmstoffe im Überblick
Die Eigenschaften nachwachsender Dämmstoffe im Überblick

Recycling mineralischer Dämmstoffe

Dämmplatten aus Mineralschaum werden in Wärmedämmverbundsystemen oder verputzt im Innenbereich verwendet. Dies stellt beim Rückbau eine Herausforderung dar, da sie mit der Wand verklebt und schwer zu trennen sind. Mineralische Abfälle werden noch als Granulat für Schüttungen oder als Verfüllmaterial verwendet. Ein hochwertiges Recycling gibt es momentan nicht.

Tipp: Dämmstoffe aus künstlichen Mineralfasern, die vor 2000 hergestellt wurden, gelten als krebsverdächtig und müssen sachgerecht ausgebaut sowie als gefährlicher Abfall entsorgt werden.

Bei der Arbeit mit Mineralwolle ist immer ein Mundschutz zu tragen © bilanol, stock.adobe.com
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Mineralische Dämmstoffe
Mineralische Dämmstoffe

Mineralische Schüttdämmstoffe wie Perlite oder Blähglas können gut aus Wänden, Decken oder Dächern rückgewonnen werden. Voraussetzung dafür ist, dass sie in ungebundener Form vorliegen und an leicht zugänglichen Stellen eingebaut wurden. Nach ihrem Rückbau werden sie gereinigt und getrocknet und können dann wiederverwendet werden. Sie finden als Schüttmaterial oder Zuschlagstoff Verwendung.

Mineralische Dämmplatten aus Schaumglas haben besondere Anwendungsgebiete bei erdberührten Bauteilen, in Flachdächern oder für Decken und Dächer mit hoher Druckbelastung. Bei der Verarbeitung im Sandbett können die Dämmplatten in guten Zustand rückgebaut und wiederverwendet werden. Oft werden sie jedoch mit Heißbitumen oder Kaltkleber angebracht. Auf diese Weise ist ein zerstörungsfreier und sortenreiner Rückbau nicht möglich. Entsprechende Dämmstoffabfälle können lediglich als Füllmaterial im Tiefbau oder beispielsweise für Lärmschutzwände wiederverwendet werden. Liegt ein hoher Rest an Bitumen vor, ist unter Umständen sogar eine thermische Vorbehandlung notwendig.

Mit Heißbitumen oder Kaltkleber angebrachte Dämmungen lassen sich nicht auf zerstörungsfreie und sortenreine Weise rückbauen © ImageSine, stock.adobe.com
Mit Heißbitumen oder Kaltkleber angebrachte Dämmungen lassen sich nicht auf zerstörungsfreie und sortenreine Weise rückbauen © ImageSine, stock.adobe.com

Recycling synthetischer Dämmstoffe

Synthetische Dämmplatten werden häufig verklebt, das erschwert den sortenreinen Rückbau und damit das Recycling. Können die Platten in einem guten Zustand ausgebaut werden, können sie theoretisch gleichwertig wiederverwendet oder als Aussparungskörper in der Betonindustrie verwendet werden. Sortenreines ausgebautes Polystyrol kann als Granulat in Dämmschüttungen oder als Zuschlagstoff bei der Ziegelherstellung sowie bei der Mörtel- und Beton-Herstellung eingesetzt werden.

Synthetische Dämmstoffe
Synthetische Dämmstoffe

Wird EPS in Wärmedämmverbundsystemen verwendet, ist das Recycling aufgrund des engen Verbunds zwischen Putz und Dämmstoff sehr schwer. In der Praxis findet dies in der Regel nicht statt. Hinzu kommen die Herausforderungen aufgrund verschiedener Treibmittel. Früher wurden FCKW, HFCKW und HFKW verwendet. Nach aktuellem Stand kommen zum Beispiel Pentane und HFOs zum Einsatz.

Polystyurol-Hartschaumplatten werden bei der Sanierung auf die Fasssade geklebt oder gedübelt © Ingo Bartussek, stock.adobe.com
Polystyurol-Hartschaumplatten werden bei der Sanierung auf die Fasssade geklebt oder gedübelt © Ingo Bartussek, stock.adobe.com
Holzfaser-Dämmplatten sind vielseitig einsetzbar © Ingo Bartussek, stock.adobe.com
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