Teil 2: Von Zeltdach bis Schmetterlingsdach
Das Zeltdach – mediterraner Charme
Zeltdächer zählen zu den Sonderdachformen. Sie sind besonders gut geeignet, wenn ein Haus einen quadratischen, relativ kleinen Grundriss hat. Ein Zeltdach hat mindestens drei Dachschrägen, die pyramidenförmig angeordnet sind. In mediterranen Regionen ist diese Dachform besonders verbreitet. In Deutschland ziert das Zeltdach vor allem Gebäude wie einen Kirchturm. Für Wohnhäuser finden sie nur selten Anwendung in Deutschland. Allerdings steigt die Popularität in den vergangenen Jahren. Dachraum und Wohnraum sind bei Zeltdächern mit einem geringen Neigungswinkel getrennt voneinander. Im Dachgeschoss entsteht zwar kein Wohnraum, insbesondere bei einem steilen Neigungswinkel ist die Dachgeschossfläche sehr gering. Dafür ist die gute Isolierung, insbesondere bei großer Hitze, sehr angenehm. In den unteren Geschossen ist der Wohnraum meist etwas großzügiger, da die Dachschrägen fehlen. Eine Solaranlage lässt sich nur mithilfe einer Zusatzkonstruktion installieren.

Welche Vor- und Nachteile hat ein Zeltdach?
Mit einem Zeltdach ist der Wohnraum gut isoliert. Die niedrige Dachhöhe sorgt für mehr Wohnraum. Bei einem kleinen Grundriss ist die Dachkonstruktion sehr einfach. Grundsätzlich ist die Installation einer Solaranlage möglich.
Nachteilig ist der fehlende Wohnraum im Dachgeschoss. Zudem ist das Zeltdach für hohe Schneelasten nicht geeignet. Wenn die Dachneigung sehr geringfügig ist, kann es Probleme mit dem Regenwasser geben. Für einen großen, rechteckigen Grundriss ist diese Dachform nicht geeignet.

Das Mansarddach – ein Juwel
Das Mansardendach ist leicht an seinen abgeknickten Dachflächen im unteren Dachbereich erkennbar. Mit dieser Dachform nutzen Sie den Wohnraum im Dachgeschoss besonders effizient. Im 17. Jahrhundert war diese Dachform in Frankreich beim Bau von Palästen sehr beliebt. Mit der speziellen Dachform haben die Menschen in der damaligen Zeit versucht, Steuern zu umgehen, denn für die Wohnfläche im Dachgeschoss wurde keine Steuer fällig. Die Steuer gibt es heute nicht mehr, dennoch sind Mansarddächer nach wie vor beliebt.

Welche Vor- und Nachteile hat ein Mansardendach?
Durch die spezielle Dachform entsteht viel Wohnraum unter dem Dach. Sie eignet sich besonders gut, wenn die Höhe der Dachkante als Grenze festgelegt ist, um ein Optimum an Wohnraum mit dem Bauplan herauszuholen. Die Dachform ist ein guter Witterungsschutz und eignet sich auch für Regionen mit viel Schnee. Die Optik ist besonders ansprechend.
Nachteilig bei einem Mansarddach sind die hohen Baukosten, die durch die aufwendige Konstruktion entstehen. Die Montage einer guten Wärmedämmung ist sehr kostenintensiv. Licht gelangt nur über die Giebelseiten in den Wohnraum. Die Dachform eignet sich nicht, wenn Sie vorhaben, eine Solaranlage zu installieren.

Das Schleppdach – viele Möglichkeiten
Schleppdächer sind besonders häufig bei Bauernhäusern anzutreffen. Das weit heruntergezogene Dach bietet Platz für einen Schuppen oder einen wettergeschützten Vorraum. In modernen Häusern mit einem Schleppdach finden Carports, Garagen, überdachte Eingangsbereiche oder Terrassen Platz. Diese Dachform können Sie auch im Nachhinein noch planen und nachträglich an Ihr Haus anbauen.

Genau genommen stellt das Schleppdach zusätzliche Dachfläche dar, die die Außenmauer eines Gebäudes überragt. Sie ergänzt das Hauptdach oder eine Außenmauer. Oft gibt es Schleppdächer in Verbindung mit Sattel- oder Pultdächern zu sehen. Rein theoretisch können Sie das Schleppdach an ziemlich jedes Dach anschließen.
Welche Vor- und Nachteile hat das Schleppdach?
Schleppdächer sind einfach konstruiert und lassen sich auch noch nachträglich montieren. Die Baukosten sind niedrig und die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig und es lässt sich an den bestehenden Baustil anpassen. Ein Schleppdach lässt sich schnell fertigstellen.
Nachteilig ist, dass es durch die größere Dachfläche notwendig wird, die Traufe und die Wasserrohre anzupassen. Die optischen Möglichkeiten sind bei dieser schlichten Bauform limitiert.
Das Sheddach – für Schuppen ersonnen
„Shed“ ist das englische Wort für Schuppen. Durch mehrere hintereinander aufgereihte Pultdächer ist eine gute Innenbeleuchtung mit natürlichem Licht möglich, ohne teure Dachfenster installieren zu müssen. Zeigen die Fensterfronten nach Norden, ist es bei Sonnenschein im Inneren blendfrei. Immer häufiger finden sich heute auch Privathäuser mit dieser interessanten Dachform. Die Konstruktion eines solchen Daches ist sehr stabil.

Nachteilig sind die Intensität von Pflege und Wartung der Sheddächer. Sie sind auch sehr anfällig für eindringende Feuchtigkeit.
Das Tonnendach – eine der ältesten Dachformen
Das Tonnendach gab es bereits im 2. Jahrhundert vor Christus. Es ist die älteste belegte Dachform. Stahlträger haben im 19. Jahrhundert dafür gesorgt, dass Werkshallen, Lagerhallen, Ausstellungshallen, Großmarkthallen und Bahnhöfe damit gebaut wurden. Die fließende Form ist ästhetisch besonders reizvoll, denn das Dach hat weder Ecken noch Kanten und auch keinen traditionellen Dachfirst. Darunter entsteht viel Platz, weil im Dachgeschoss kaum Einschränkungen entstehen. Wer ausgefallene Designs liebt, wird auch das Tonnendach mögen. Allerdings gibt es nur wenige moderne Wohnhäuser mit Tonnendach. Das liegt vor allem daran, dass diese Dachform in den Bebauungsplänen von Wohngebieten nicht zugelassen ist.

Das Tonnendach ist eine sehr stabile Konstruktion. Allerdings ist es auch sehr aufwendig und entsprechend kostenintensiv. Zum Eindecken eignen sich Bleche aus Titanzink, Edelstahl oder Kupfer. Ziegel kommen bei dieser Dachform nicht infrage.

Dach und Fassade aus einem Guss – das Kupferdach
Kupfer ist ein Baustoff mit sehr langer Tradition. Viele historische Bauwerke schmückt ein schönes, grünes Kupferdach. Mit diesem Werkstoff haben… weiterlesen
Das Bogendach ähnelt dem Tonnendach in der Konstruktion sehr. Die Wölbung ist allerdings schwächer ausgeprägt. Es kommt häufig als Ersatz für das Flachdach zum Einsatz. In anderen Ländern dient es als Dach für halb offenen Hallen oder überdachte Marktplätze.
Schmetterlingsdach – das umgekehrte Satteldach
Die freitragende Konstruktion des Schmetterlingsdaches eignet sich gut für Bahnsteige oder Bushaltestellen, wo Pfosten im Einstiegsbereich störend wären. Anstatt eines Firstes hat das Trogdach, wie das Schmetterlingsdach auch heißt, eine Rinne. Statt der Traufen befinden sich an den äußeren Kanten zwei Firste.

Der besondere Vorteil dieser Dachkonstruktion besteht darin, dass die Dachflächen freitragend hinausragen können, wenn die Pfosten im mittleren Bereich stehen. Damit keine Wasserschäden an dieser Dachkonstruktion entstehen, sind hochwertiges Material und eine gute Verarbeitung besonders wichtig. Die Ableitung des Regenwassers erfolgt entweder über seitlich angebrachte Regenrinnen oder über die Mittelachse des Gebäudes. Große Schneemassen, die im Winter auf dem Dach lasten können, können problematisch werden, weil es dann hohe Belastungen aushalten muss. Genau wie das Flachdach ist auch das Schmetterlingsdach sehr wartungsintensiv.

Weitere Dachformen
Das Grabendach stellt eine Mischform aus Sheddach und Schmetterlingsdach dar. Mehrere Schmetterlings- oder Trogdächer bilden dabei ein Dach. Mit einem Grabendach lassen sich große Ebenen kostengünstig überdachen. Die Dachkonstruktion lässt sich in Leichtbauweise errichten, weshalb es immer mehr Fabrikhallen mit dieser Dachform gibt. Von außen ist es oft gar nicht erkennbar, weil es von einem Blendgiebel verdeckt ist. Dabei entstehen häufig dieselben Probleme wie beim Trogdach. Schneelast und Regenwasser können problematisch werden.
- Das Faltdach besteht aus nebeneinandergesetzten Rauten, in der Regel sind es vier. Die „Dachfirste“ reichen vom Giebel bis zur Spitze des Daches.
- Beim Kegeldach hat das Dach die Form wie ein Kreiskegel. Dabei gibt es unterschiedlich spitz oder stumpf zulaufende Kegel.
- Beim Helmdach handelt es sich um ein spitzes Turmdach, das meist an besonders hohen und schmal gebauten Kirchengebäuden anzutreffen ist. Der Helmschaft ist dabei meistens aus Stein, während das Dach selbst aus anderen Materialien hergestellt sein kann, wie Metall oder Holz. Bei manchen Gebäuden ist das gesamte Helmdach aus Stein gebaut.
- Dachhauben sind eher glockenförmig und niedriger als ein Helmdach. Sie sind stabiler und kostengünstiger als ein Helmdach.
- Das Zwiebeldach heißt häufig auch Zwiebelturm und ist der Form einer Zwiebel sehr ähnlich. Der untere Dachteil ist bauchig ausgeführt und läuft nach oben zu einer feinen Spitze zusammen. Für die Herstellung sind besondere Kenntnisse und Fertigkeiten notwendig.
Regeln und Vorschriften für die Form des Daches
Bevor Sie an die Planung Ihres Daches gehen und eine Dachform auswählen, ist es wichtig, dass Sie prüfen, ob es irgendwelche Vorschriften in Bezug auf das Dach gibt und wie viel Spielraum Ihnen bei der Wahl der Dachform bleibt. Mit den engen Vorschriften wollen die Behörden ein einheitliches und optisch geschlossenes Bild in einem Stadtteil oder einem Baugebiet erreichen. Eigene Vorstellungen können dann sehr leicht mit den Vorschriften kollidieren.

Bedeutung und Berechnung der Dachneigung
Die traditionelle Dachform in Mitteleuropa ist das Steildach, typischerweise mit relativ hoher Dachneigung. Was bedeutet eigentlich Dachneigung? Wie können Sie… weiterlesen